Hannover in der Schmuddelecke? Von wegen!

Hannover soll raus aus der Schmuddelecke, berichtet Marten J. Bruns auf onlinezeitung24. Das Motto laute „Hannover City 2020“. Für eine Imagekampagne sollen 120 000 Euro ausgegeben werden.

Da stutzt der Kenner und der Experte wundert sich, denn: Hannover ist meines Wissens die erste deutsche Stadt gewesen, die sich vor etwa 40 Jahren einen Stadtimagepfleger gegönnt hat. Erfunden wurde in der niedersächsischen Landeshauptstadt der „rote Faden“, der Gäste von einer Sehenswürdigkeit zur anderen führte, die Stadt an der Leine erwarb sich einen weltweiten Ruf als deutsche Hochburg des Jazz, kaum eine Stadt dieser Größe hat so viel Grün, angefangen bei der Eilenriede und noch lange nicht endend bei city-nahen Wäldern.

Aber: Schon immer hat Hannover seine vielen schönen Ecken eher versteckt als sie bekannt zu machen. Angeben liegt dieser Stadt nicht. Muss sie auch gar nicht. Denn: Wer einmal längere Zeit in der niedersächsischen Landeshauptstadt gelebt hat, weiß: Irgendwann entdeckt man sie und vergisst sie nie wieder.

Ein Beispiel: Es ist einige Jahre her, dass ich zwei Bekannte aus der Region Hannover zu einem Stadtbummel eingeladen habe. Mit der Stadtbahn fuhren wir zum Hauptbahnhof, der seit der Expo im Jahre 2000 zu den Schmuckstücken gehört. Von dort schlenderten wir zur Altstadt, die man schnellen Schrittes in zehn Minuten erreichen kann. Vor der „Teestube“, die sich seit Jahrzehnten in Familienbesitz befindet, legten wir die erste Rast ein. Danach trennten sich unsere Wege, denn auf dem Flohmarkt verliert man sich früher oder später immer aus den Augen. Als Treffpunkt nach einer Stunde vereinbarten wir den Brunnen am Leibnizufer.

Weiter ging es zur Calenberger Neustadt mit einem Gebäude schöner als das andere. Diesen Stadtteil hatten meine Bekannten noch nie gesehen, auch Linden kannten sie nicht, wo wir in eine bunte internationale Welt eintauchten. Wir machten einen Abstecher zum Kulturzentrum „Faust“ und staunten darüber, was ein Verein aus einer ehemaligen Bettfedernfabrik gemacht hat. Radio Flora war auf Sendung, als wir uns einen Platz in einem Biergarten suchten.

Die Stunden waren wie im Fluge vergangen, doch ich bestand auf einen Besuch der Nordstadt. Auf der Königsworther Straße blieb einer meiner Bekannten plötzlich stehen, denn auf der anderen Straßenseite stand eine ehemalige Schlosserei, in der er gelernt hatte. Dort lud ein Restaurant zu einem vorzüglichen Essen ein. Anschließend hätten wir noch zum Wilhelm-Busch-Museum abbiegen können und von dort zur Universität. Statt dessen landeten wir in einer Koranschule, wir wurden freundlich hereingebeten, dort saßen Kinder, die mit uns über Gott und die Welt diskutierten, als gebe es zwischen den Kulturen nichts, was trennend sein könnte.

Als wir wieder in der Stadtbahn saßen, waren wir uns einig: „Das war ein toller Tag. Das müssen wir wiederholen.“

Klar: Auch in Hannover hat es schon immer Schandflecken gegeben. Das Ihme-Zentrum gehörte stets dazu, der Mühlenberg ist zu einer Betonburgen-Ansammlung missraten, aber: In welcher Stadt gibt es solche architektonischen Ausrutscher nicht?

Vorige Woche übrigens habe ich einen Hundespaziergang in Bothfeld begonnen. Ich parkte mein Auto in der Nähe der Kirche und schon stieg uns Bratwurstgeruch in die Nase, denn der Schützenverein hatte zu einem Grillnachmittag eingeladen. Wir liefen an der Kirche vorbei und schon waren wir in einem Spielparadies für Kinder. Meinem Hund gefiel das allerdings nicht, denn ich musste ihn an die Leine nehmen.

Allen etwas vorschwärmen könnte ich jetzt auch noch über die List mit ihren Bürgerhäusern. Aber: Lassen wir das!

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