ZDF schläfert ein: Es stinkt nicht mehr zum Simmel - es stinkt zum Berben

Es stinkt zum Simmel, hat ein Kritiker geschrieben, als Feuilletonredakteure noch meinten, ein Schriftsteller müsse gegen den Zeitgeist schreiben und zwischendurch am Hungertuch nagen. Damals lag ihnen dieser Autor aus Wien noch quer im Verelendungsmagen, doch dann amüsierte sich die Nation über einen Fortsetzungsroman in der „Quick“. Kulturredakteure fühlten sich in ihrer Auffassung bestätigt, dass es zumindest für Schreibende nicht immer Kaviar sein müsse, aber wahrscheinlich wegen der zu diesem Roman gehörenden Kochrezepte entdeckten sie Johannes Mario Simmel als Broterwerb. Verrisse pflasterten deshalb den Weg des inzwischen 84-Jährigen.

Der Verlag jedoch, der unverdrossen und gut verdienend die Bücher des Wieners veröffentlichte, verbrüderte sich nicht mit diesen hochkulturellen Kreisen und vertrat 1967 die Auffassung: „Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: den Mut dieses Moralisten, der kühn mit den Mitteln des Reißers, mit Crime und Sex, pausenlos explosive Hochspannung erzeugt…“

Doch mit dem Schauspielerinnensohn und Fernsehproduzenten Oliver Berben kam in diesem Jahr die Langeweile, als man sich mit dem Zweiten besser nicht angesehen hätte, wie Jimmy erneut zum Regenbogen ging, denn dermaleinst war das so: Johannes Mario Simmel schrieb einen Roman, Alfred Vohrer setzte das geschriebene Wort in Bilder um. Niemand konnte eine Ente auf der Außenalster so eindrucksvoll ins Bild setzen wie der. Aber: Ansonsten war´s spannend.

Halb entschlummert

Bei Oliver Berben jedoch war man längst halb entschlummert, als ZDF-Sohnemann aus Argentinien voller Entsetzen feststellen musste, dass Papi ein Nervengift entwickelt hatte und deshalb aus irgendwie verständlichen Gründen umgebracht worden war und das auch noch von einer alten Dame in seinem Alter. Wenn Dennenenesch Zoudé nicht so verdammt hübsch wäre, hätte man sich längst zum Pokalspiel der Bayern gegen die Franken gezappt. Da Simmel in einem anderen Roman behauptet hatte, dass schöne Frauen immer einen kleinen Bauch haben, sah man schließlich auch den und Heino Ferch nahm für die nähere Inaugenscheinnahme die Sonnenbrille ab. Und irgendwo drohten immer Geheimdienste.

Damit könnte es der 36-jährige Filmemacher bewenden lassen, denn mit den Clowns müssen nicht unbedingt noch einmal die Tränen kommen, sollte niemand noch einmal geheimes Brot essen müssen oder zu der Auffassung gelangen, dass Liebe nur ein Wort ist, wofür man mit einer Affäre Nina B. entschädigt wird. Doch vor einem Jahr hat sich bereits abgezeichnet, dass Unbill nicht abzuwenden sein wird. Wir schrieben den 20. April 2007, als Oliver Berben in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung zugab, ein Dickkopf zu sein.

Dickkopf bleibt Dickkopf

Etwas Ähnliches wie der erste Satz aus „Alle Menschen werden Brüder“ kam da seiner Mutter bei gleicher Doppelinterview-Gelegenheit in den Sinn: „Es gibt Momente, da möchte ich Oliver am liebsten eine scheuern…“ Der erste Roman-Satz ist: „Mein Bruder fragte seinen Mörder, wie dieser den Mord zu begehen gedenke.“ Das allerdings wäre ein etwas zu krasses Verhalten gegenüber Oliver Berben. Deshalb - aber auch wirklich nur deshalb werden wir uns damit abzufinden haben, dass eines nicht mehr fernen ZDF-Tages auch noch dieser Film über die Mattscheibe flimmert: „Bis zur bitteren Neige“. Es stinkt zum Berben!

Ein aktueller Beitrag für www.onlinezeitung24.de


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