Neuschreiben von Grönlands Immigrationsgeschichte
Pressetext verfasst von bj-diagnostik am Fr, 2008-07-11 18:40.Der 36jährige Prof. Eske Willerslev, Universität von Kopenhagen, und sein Forscherteam für fossile DNS haben es schon einige male zuvor getan: das Umschreiben der Weltgeschichte. Erst kürzlich vor zwei Monaten als er und sein Team entdeckten, dass die Vorfahren der nordamerikanischen Indianer die ersten Menschen waren die Amerika besiedelten und dass sie über 1000 Jahre früher kamen, als ursprünglich angenommen. Und der Beweis ist sozusagen recht handfest: DNS Proben von versteinerten Fäkalien, gefunden in tiefen Höhlen im südlichen Oregon. Auch bei gängigen Vaterschaftstests kann genetisches Material aus Urin oder Kot verwendet werden.
Dieses mal liegt der Fokus auf Grönland und der wissenschaftlichen Beweis ist eine DNS Analyse von Haar welches aus dem Disco Bay Ice Fjord Gebiet im nord-westlichen Grönland stammt, gut erhalten nach 4000 Jahren im Dauerfrostboden. Die Entdeckung des Teams macht es notwendig Grönlands Immigrationsgeschichte zu überdenken. Bis heute hielt die Wissenschaft es für möglich, dass die frühsten Menschen in Grönland direkte Vorfahren der heutigen grönländischen Bevölkerung seien. Es stellt sich heraus, dass die ursprünglichen Immigranten mütterlicherseits, wie sich in der mitochondrialen DNS wiederspiegelt, stattdessen aus einer sibirischen Population kamen, deren naheste heutige Nachkommenschaft von den Aleuten an der Grenze zwischen dem nord-pazifischen Ozean und der Bering See und aus der Seriniki Yuit im nord-östlichen Sibirien kommen.
„Sie müssen das von den Aleuten über Alaska und Kanada überquert haben und dann weiter nach Grönland. Wir wussten immer, dass die ersten Immigranten etwa vor 4500 Jahren nach Grönland kamen, da wir Werkzeuge aus dieser Zeit gefunden hatten. Aber was wir nicht wussten war, dass sie möglicherweise über die Aleuten kamen, was unsere DNS Untersuchung nun zeigt (…),” sagt Eske Willerslev.
‘Vergessenes grönländisches Haar’ von aus den ´80zigern stammenden Proben des kopenhagener Archäologen Bjarne Grønnow des National Museums von Dänemark wurde nachträglich auf so genannte Mitochondrien untersucht. Sie werden von der mütterlichen Seite weitergegeben, sind eine Art zelluläres Kraftwerk und eignen sich gut für vergleichende DNS Studien bei Säugetieren, einschließlich Menschen. Das Willerslev Team verglich dann die Resultate der Analyse des grönländischen Haars mit einer internationalen DNS Datenbank und die Datenbank gab östliche Teile Sibiriens und die Aleuten an, welche bevölkert sind von einer Gruppe die andere Gebiete im arktischen Areal besiedelt hat. Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass es keine Verbindung zwischen dieser DNS Masse und der letzten Immigration nach Grönland, der Thule Kultur, den Vorfahren der modernen Grönländischen Inuit gibt.
„Unsere Ergebnisse beweisen, dass Menschen viel früher zu anderen Orten wanderten als es normalerweise heutzutage angenommen wird. Wir haben zwar nur die Mitochondrien, die weibliche Seite, untersucht, aber es ist das erste Mal überhaupt, dass jemand erfolgreich war bei der Sequenzierung des Gesamten mitochondrialen Genoms eines ausgestorbenen Menschen. Unser nächstes Projekt wird es sein, Gelder aufzubringen für die Rekonstruktion von was technisch bekannt ist als das Kerngenom des Haarbüschels, in anderen Worten das erste vollständige Bild des genetischen Materials eines ausgestorbenen Menschen. Heute ist das technisch möglich und es sagt uns vielleicht woher die väterliche Line herkam bei der frühsten Immigration nach Grönland und zum Beispiel die Augenfarbe dieser frühen Menschen. Die väterliche Linie mag wohl von einem völlig anderem Ort kommen,“ sagt Eske Willerslev.
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