Diener zweier Herren – Giorgos Seferis

In der Literatur und noch mehr in der Poesie ist das Einfache indessen selten einfach und der Weg dorthin meist lang. So auch bei Seferis: Während der Studienjahre in Paris von 1918 bis 1924 befasst er sich u.a. mit Laforgue, Valéry, Rimbaud, Claudel sowie Gide und gerät zunächst unter den Einfluss der poésie pure und des Symbolismus. Früh distanziert er sich andererseits etwa von Mallarmé, der den Leser durch bewusst schwierige, dunkle und marnierierte Poesie zur wiederholten und eindringlicheren Lektüre anhalten wollte.

Diener zweier Herren – Giorgos Seferis von Jochen Trebesch als Sofort-Download.

Intensiv setzt er sich mit dem Problem der »musikalischen Dichtung«, der Wechselbeziehung zwischen Musik und Sprache auseinander, geht vor allem in der Musik Bachs, Beethovens, von Debussy und Strawinsky auf.
Neben der literarischen Entwicklung in Frankreich verfolgt Seferis von Paris aus eingehend die in Griechenland veröffentlichte Poesie und Prosa, die freilich den Ausbruch aus dem Herkömmlichen noch nicht gewagt haben. Mit der von Kostis Palamas beherrschten literarischen Szene in Athen kann er sich schon deswegen kaum identifizieren. Eher sind es jetzt und später »drei tote Dichter, die kein Griechisch sprachen«, und die, wie er selbst, über lange Zeiträume außerhalb Griechenlands lebten, an denen Seferis sich ausrichtet: Dionisios Solomos, Andreas Kalvos und Konstantinos Kavafis. Erst die Begegnung mit der Poesie der angelsächsischen Moderne, u.a.Ezra Pound und T.S, Eliot, fuhren dann buchstäblich zu der »Wende« (»Strophi«, 1931), aufgrund derer Seferis als der Begründer der modernen griechischen Lyrik gilt. Er beschränkt sich nicht auf den Import der europäischen Avantgarde, sondern verzahnt ihre literarischen Strömungen mit den tiefen Wurzeln eigenständiger griechischer Tradition.
Angeführt von Seferis knüpft die gegen Dekadenz in Sprache und Ausdruck revoltierende »Generation von 1930« an Katzanzakis an, der das Griechische von Byzantinismen befreite und das »einfache« Volksgriechisch literaturfähig machte. So rücken griechische Welt und Kultur sowie ihre Werte in den Mittelpunkt des Werkes von Seferis.
Zweiter Angelpunkt seiner Dichtung ist das Thema der Liebe in einer Bandbreite, die von der zarten Poesie, über die klassische Eros-Frage der griechischen Antike bis hin zur unverblümten, prallen Sinnlichkeit, ja – in einigen Gedichten der späteren Jahre – an das Pornographische reicht.4 Weitere Motive seines lyrischen Werkes sind die See, Last und Tücken der Geschichte, die Ungewissheit des menschlichen Schicksals sowie die Übergänge und Wechselbeziehungen zwischen Licht und Dunkelheit, gespiegelt in einer Flut von Bildern, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen.
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