Goethe - des Dichters Mücken

Mouches volantes (Glaskörpertrübungen) aus der Feder des berühmten Dichters und Naturforschers Johann Wolfgang von Goethe - Tragödie auf acht Zeilen.

Dass es für eine ganzheitliche Erkenntnis unserer Welt mehr braucht, als nur denken und dichten, sollte sich mittlerweile von selbst verstehen. Dies bestätigt in beispielhafter Weise der Dichter Johann Wolfgang von Goethe in seiner Gedichtsammlung „Zahme Xenien“ (1827). Goethe, für sein Interesse an Mystik und Alchemie bekannt; für seine alternative Farbenlehre bei Naturwissenschaftlern berüchtigt, bei esoterischen Farbtherapeuten dagegen oft hochgeschätzt; Goethe, der selbst die Kontrastfarben und Nachbilder in seine Lehre integriert hatte, zu einer Zeit, als solche von Optikern und Physikern noch als „Augentäuschung“ abgetan wurden, gibt sich beim Thema Mouches volantes ganz nüchtern:

Wie im Auge mit fliegenden Mücken,
So ist's mit Sorgen ganz genau;
Wenn wir in die schöne Welt hineinblicken,
Da schwebt ein Spinnewebengrau;
Es überzieht nicht, es zieht nur vorüber,
Das Bild ist gestört, wenn nur nicht trüber;
Die klare Welt bleibt klare Welt:
Im Auge nur ist's schlecht bestellt.

-- Zahme Xenien, VI

Damit reiht sich Goethe in die gängige Ansicht ein und fasst das „Problem“ Mouches volantes auf acht Zeilen zusammen, wie es sich bis heute hält: Die Gleichsetzung von fliegenden Mücken und Sorgen einerseits deutet auf die psychologische Ansicht hin; die Verlegung des Phänomens in die Augen anderseits beschreibt Mouches volantes als Objekt der Chirurgie. Die Bezeichnung der Mouches volantes als „Spinnewebengrau“ verrät indessen, dass der Dichter wohl nicht zu jener Konzentration willens oder fähig war, die es Bedarf um das Leuchten in den Punkten und Fäden zu sehen. Zwar sollten wir einen Menschen nie nur nach einem einzelnen Begriff beurteilen, steht doch in Goethes Faust, Namen seien nur Schall und Rauch. Aber der Rauch? Schon wieder eine Trübung …

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14.04.2008: | |

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