Der Geschmack von Apfelkernen

Am liebsten würde ich es ganz kurz machen und einfach nur sagen: Bitte unbedingt lesen. Es wird keine Sekunde des Bedauerns, der Langeweile, der Leere geben. Diese Geschichte nimmt einen auf und trägt einen fort. Ich habe selten ein Buch erlebt, bei dem ich so gefühlt und gespürt, gerochen und geschmeckt habe: Die warmen Sommer, den Geschmack von Apfelkernen, den Moder der Vergangenheit.

Ein Roman, der nicht nur ans Herz, sondern auch an die Haut geht. Und das ist ein gutes Gefühl, 253 Seiten lang. Ich habe die Apfelkerne im Bett gelesen, mit einer ordentlichen Grippe, vielleicht hat mich ja der Fieberwahn ein bisschen hinweggetragen aber diese Buchkritik habe ich bei normaler Körpertemperatur geschrieben - und nehme kein Wort zurück: ein absolut empfehlenswertes Buch! --Christine Westermann, Frau TV, 27.02.08

Kurzbeschreibung
Ein Buch über die Liebe, den Tod und das Vergessen! Schillernd und magisch sind die Erinnerungen an die Sommerferien bei der Großmutter, geheimnisvoll die Geschichten der Tanten. Katharina Hagena erzählt von den Frauen einer Familie, mischt die Schicksale dreier Generationen.

Ein Roman über das Erinnern und das Vergessen - bewegend, herrlich komisch und klug. Als Bertha stirbt, erbt Iris das Haus. Nach vielen Jahren steht Iris wieder im alten Haus der Großmutter, wo sie als Kind in den Sommerferien mit ihrer Kusine Verkleiden spielte.

Sie streift durch die Zimmer und den Garten, eine aus der Zeit gefallene Welt, in der rote Johannisbeeren über Nacht weiß und als konservierte Tränen eingekocht werden, in der ein Baum gleich zwei Mal blüht, Dörfer verschwinden und Frauen aus ihren Fingern Funken schütteln.

Doch der Garten ist inzwischen verwildert. Nachdem Bertha vom Apfelbaum gefallen war, wurde sie erst zerstreut, dann vergesslich, und schließlich erkannte sie nichts mehr wieder, nicht einmal ihre drei Töchter. Iris bleibt eine Woche allein im Haus. Sie weiß nicht, ob sie es überhaupt behalten will.

Sie schwimmt in einem schwarzen See, bekommt Besuch, küsst den Bruder einer früheren Freundin und streicht eine Wand an. Während sie von Zimmer zu Zimmer läuft, tastet sie sich durch ihre eigenen Erinnerungen und ihr eigenes Vergessen: Was tat ihr Großvater wirklich, bevor er in den Krieg ging? Welche Männer liebten Berthas Töchter? Wer aß seinen Apfel mitsamt den Kernen?

Schließlich gelangt Iris zu jener Nacht, in der ihre Kusine Rosmarie den schrecklichen Unfall hatte: Was machte Rosmarie auf dem Dach des Wintergartens? Und was wollte sie Iris noch sagen? Iris ahnt, dass es verschiedene Spielarten des Vergessens gibt. Und das Erinnern ist nur eine davon.