Nutzung von Erdwärme in der Nähe von München rückt näher

Durchbruch auf dem Weg zu einer sicheren Energieversorgung
Die im Thermalwasser gemessene Temperatur liegt mit 127 °C deutlich über jener der ersten Tiefbohrung (123 °C). Auch die Schüttungsraten übertreffen nach Angaben des Projektbetreuers Rödl&Partner das Ergebnis der 150 l/s aus dem ersten Bohrloch. Mit einer Datenauswertung ist noch in dieser Woche zu rechnen, meldet das Magazin EUROPATICKER Umweltruf. Nach den vorläufigen Ergebnissen kann die komplette Wassermenge aus der ersten Bohrung über die zweite Bohrung ohne weiteren Pumpstromaufwand in die Erde zurückgeführt werden.

Ein weiterer Pluspunkt für die Wirtschaftlichkeit des geplanten Erdwärmekraftwerkes.

„Dies ist der Durchbruch für die Geothermie als alternative Energiequelle in Bayern“, freut sich Christian Schönwiesner-Bozkurt von Rödl&Partner. „Über 80 Städte, Gemeinden und Privatinvestoren, die vergleichbare Projekte planen, haben auf diesen Moment gewartet. Mit dem Erfolg der zweiten Bohrung ist der Beweis angetreten, dass das Molassebecken ein zuverlässiger Lieferant für die Energie- und Wärmeversorgung der Zukunft ist.“ Rödl&Partner rechnet allein in Bayern mit einem Investitionsvolumen von ca. 3,2 Milliarden Euro für die Förderung von Erdwärme in den kommenden Jahren.

Das Projekt in Unterhaching zur Nutzung von Strom und Wärme aus geothermischen Niedertemperaturressourcen hat Vorbildcharakter für Europa. Rödl&Partner ging in seiner Planung für den Standort zunächst nur von einer Mindestanforderung von 100 °C Thermalwassertemperatur bei einer Schüttung von 100 l/s aus. Darüber liegende optimistische Prognosen, die eine Temperatur von 120°C und eine Schüttung von bis zu 150 l/s erwarten ließen, wurden bislang in Teilen der Fachwelt als „wissenschaftlich möglich, realistisch aber nicht erreichbar“ bewertet. „Nun könne die Energie- und Wärmegewinnung aus Geothermie zu einem Exportschlager für Technik und Know-how aus Deutschland werden“, hofft Schönwiesner-Bozkurt. In Deutschland könnte das einen Investitionsschub von etwa 5,5 - 6,5 Milliarden Euro auslösen.

Ein wichtiger Schritt zu mehr Unabhängigkeit vom fossilen Brennstoffmarkt

„Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten stellt sich die Frage nach einer sicheren Alternative zu fossilen Brennstoffen. Strom und Wärme aus Geothermie sind günstig, krisensicher und erhöhen die Unabhängigkeit vom Weltmarkt“, so Schönwiesner-Bozkurt. Das von Rödl für das Unterhachinger Projekt entwickelte Fernwärmepreissystem werde künftig deutlich günstigere Wärmepreise ermöglichen, als nach der bisherigen Preisbindung an fossile Brennstoffe.

Derzeit baut die Siemens AG in Unterhaching die erste und größte Kalina-Anlage zur Stromerzeugung aus geothermischer Energie in Deutschland. Das Siemens Kraftwerk wird voraussichtlich im Herbst 2007 ans Netz gehen. Bis zu 3,36 Megawatt elektrischer Energie können dann ins Stromnetz eingespeist werden. Diese Strommenge entspricht dem Verbrauch von rund 10.000 bundesdeutschen Durchschnittshaushalten. In Unterhaching wird damit das weltweit modernste Erdwärmekraftwerk entstehen, das im Niedertemperaturbereich unter 200°C arbeitet und wesentlich effizienter und somit wirtschaftlicher als bisher das vorhandene Heiß- oder Thermalwasser vor Ort in Energie umwandeln. Das deutschlandweit größte Geothermieprojekt in Unterhaching wird mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss und einem Sonderdarlehen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Höhe von insgesamt 7,2 Millionen Euro unterstützt.

Quelle: Geothermische Vereinigung e. V. - Bundesverband Geothermie
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25.01.2007:

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Wo bleiben die Energiekonzerne ?

So toll die Möglichkeiten der Erdwärme auch sind,
es bleibt eine schwierige Sache, die es erst gründlich zu entwickeln gilt. Leider warten die großen Konzerne erstmal ab und beteiligen sich höchstens mit Peanuts an der Entwicklung Erdwärmeverstromung. Aber ich denke das Klima wartet nicht ab.

Walter Keil
Förder-Mitglied der Geothermischen Vereinigung

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