Schlacht um den Verpackungsmüll Teil 1

EUROPATICKER Umweltruf: Fast fünfzehn Jahre konnten sich die Lizenzierer für die Beseitigung des überhand nehmenden Verpackungsmülls gemächlich zurücklegen. Doch dann machten ihnen die Kartellwächter einen dicken Strich durch die Rechnung. Der Behörde waren die Akteure im Hintergrund des Non-Profit Unternehmens ein Dorn im Auge. Im Aufsichtsrat hatten es sich die Mächtigen des Handels und der Entsorger bequem gemacht. Die einen machten den Dreck und die anderen sorgten dafür, dass er wieder verschwindet. Bezahlt über eine „freiwillige“ Lizenzgebühr an das Duale System Deutschlands (DSD), die dafür ihr Markenzeichen, den „Grünen Punkt“ herausrückten.

Kritiker sahen die Besetzung der Farbe grün eigentlich immer als Hohn an. Galt die Farbe grün doch seit vielen Jahren als Symbol für Natur und Umweltschutz. Doch das grüne Lizenzzeichen muss dann auch gar nicht grün sein. Es darf in jeder zum Verpackungsmüll passenden Farbe aufgedruckt werden. Bei der Farbe ist man nicht so pingelig. Hauptsache die Lizenzgebühr landet in der Kasse des damaligen „Non-Profit“ Unternehmen. Und das waren in den Blütejahren schon mal 4 Milliarden der alten Deutschen Mark.

Müllvermeidung, wie es der frühere Umweltminister Klaus Töpfer eigentlich erreichen wollte, konnte dem Konzern nur schaden. Je mehr Müll umso "süßer" klingelten die Kassen. Aber die Gelder wurden auch durchaus für „grüne Zwecke“ eingesetzt. So erscheint im Jahresbericht eines Umweltschutzverbandes regelmäßig eine kräftige Spende des Kölner Konzerns. Unter dem Motto „Rote Karte für Recyclingpreller“ kämpfen die Naturburschen gegen die verhassten Selbstentsorger, die sie abfällig "Trittbrettfahrer" nennen.

Wundert sich Michael Webersinn, Geschäftsführer beim Selbstentsorgerverband, dann auch gegenüber EUROPATICKER: „Komisch, als Professor Töpfer drohte eine staatliche Abgabe einzuführen, haben die Verbraucher erstmals auf ihre Lieferanten Einfluss genommen, weniger Verpackungsmüll zu liefern und die unsinnige Umverpackung zum Beispiel bei Zahnpasta wegzulassen. Davon sagen die Naturburschen, wie Sie die nennen, überhaupt nichts. Oder auch nicht von BellandVision, das ein Material entwickelt hat, das wirklich werkstofflich recycelt wird, wie die Getränkebecher in den Stadien großer Bundesligaklubs. Das mutet schon seltsam an.“ Und dann meint er noch, dass wohl auch der Umweltminister Bedenken bekommen habe, sonst läge doch der Referentenentwurf endlich auf dem Tisch. „Was wir brauchen ist Offenheit für Innovationen“ so Webersinn im Gespräch mit der Redaktion „und kein Festschreiben veralterter Strukturen, die einigen wenigen ihren Profit sichern. Es kann nicht sein, dass in Festreden der Bundesregierung ständig über die Förderung von Innovationen gesprochen wird, wenn man sie aber für den Bereich der Verpackungen darauf anspricht, Markteintrittsbarrieren faktisch nicht beseitigt werden!“

Gewinne, so hatten die Gründer des DSD versprochen, würden nicht anfallen.

Nur die Selbstkosten sollten aus den stets prall gefüllten Kassen gezahlt werden. Ein paar Rückstellungen, die sich im Laufe der Jahre auf stolze 730 Millionen EURO ansammelten, sorgten für ein Polster, für den Fall, dass mal etwas schief lief. Risikovorsorge nennt man das. Ein Posten in jeder Bilanz, der von den Finanzbehörden mit großer Skepsis betrachtet wird und bei dem schon manch kleiner „Steuerbürger“ graue Haare bekommen hat. Die letzten „Non-Profit“ Risikovorsorgen seien dann wohl in ein großes „schwarzes Loch“ versickert, meinte die Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) noch vor gar nicht so langer Zeit und alarmierten den Bundesumweltminister. Der möge mal in dieses Loch sehen und nachgucken, wo die denn geblieben seien.

Gabriel musste sich diese Mühe gar nicht machen. Urplötzlich erschien dann im Dezember des letzten Jahres ein so genanntes "Hintergrundpapier“ auf den Konzernseiten. Und das weist Millionen um Millionen nach, wo das Geld geblieben ist. Nicht in dem gewitterten „schwarzem Loch“ sondern 122 Millionen Euro seien für die Auszahlung der stillen Gesellschafter aus Handel und Industrie draufgegangen und die bisherigen Kunden hätten 160 Millionen Rückvergütung erhalten, so der Konzern in seinem „Hintergrundpapier“. Auch eine Umstellungsprämie sei an die bisherigen Kunden für die Streichung des Non-Profit-Passus in den Zeichennutzungsverträgen gezahlt worden. Das habe immerhin 190 Millionen Euro gekostet und letztlich seien noch 260 Millionen für ein Übernahmeangebot für die Aktien durch Kohlberg Kravis Roberts (KKR) zum 180- fachen des Ausgabepreises draufgegangen, rechtfertigt sich der Konzern in seinem „Hintergrundpapier“.

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25.01.2007:

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