Sachsens Ex-Wirtschaftsminister Schommer wieder im Zwielicht

EUROPATICKER Umweltruf: Gegen Manager der Konzerne Aldi, Tengelmann und Metro wird einem Bericht zufolge wegen Korruptionsverdacht ermittelt. Hintergrund ist die Einführung des Dosenpfandes und ein umstrittener Beratervertrag für den früheren sächsischen Wirtschaftsminister Kajo Schommer, wie »Der Spiegel« schreibt. Demnach weitete die Dresdner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen auf die Handelskonzerne aus, die früher Gesellschafter des Dualen Systems Deutschland (DSD) waren.

Dem Bericht zufolge besteht der Verdacht der Vorteilsgewährung. Den Beschuldigten wird demnach zur Last gelegt, im November 2001 Schommer, einem Gegner des Dosenpfandes, einen DSD-Beratervertrag zugeschanzt zu haben. Wenige Wochen nach Schommers Ausscheiden aus dem sächsischen Kabinett im April 2002 trat der Politiker in DSD-Dienste gegen ein Entgelt von 600 000 Euro. Kurz darauf wurde der Dreijahresvertrag gekündigt, das Geld aber ausbezahlt.

Die Dresdner Strafverfolger vermuten laut »Spiegel« in der Honorierung ein Dankeschön für Schommers politischen Einsatz gegen die Einführung des Dosenpfands. Sie ermitteln schon länger wegen des Verdachts der Vorteilsannahme. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft konnte am Wochenende die Ausweitung der Ermittlungen weder bestätigen noch dementieren. Gegen Schommer werde nach wie vor ermittelt. Ein Metro-Sprecher gab auf Anfrage keine Stellungnahme zu dem Vorabbericht ab. Bei Tengelmann und Aldi waren keine Ansprechpartner verfügbar.

Schommer selbst ließ gestern über seinen Anwalt erklären, der Vorwurf sei völlig haltlos, weil er den Vertrag erst nach dem Ausscheiden aus dem Ministeramt erhalten habe. "Insbesondere ist der Vorwurf deswegen völlig aus der Luft gegriffen, weil alle politischen Entscheidungen im Hinblick auf das Dosenpfand vor meinem ersten Treffen mit den Vertretern des Dualen Systems durch die Staatsregierung getroffen waren." Er habe stets im Interesse der Verbraucher entschieden.

Schommer hatte bereits im Jahr 2005 die Vorwürfe zurückgewiesen. Er habe im Mai 2002 einen dreijährigen Beratervertrag mit dem DSD geschlossen. Dieser sei aber Ende 2002 einseitig gekündigt worden, weil ein neuer Vorstand berufen worden sei. Er selbst habe aber auf Erfüllung des Vertrages bestanden und deshalb das Honorar von 600.000 Euro erhalten. Dies sei in der Wirtschaft nichts Ungewöhnliches.

Die Bundesregierung will die Bekämpfung von Korruption forcieren. Künftig sollen auch Bedienstete, Richter und Soldaten ausländischer und internationaler Institutionen verfolgt werden können, wenn sie sich in Deutschland bestechen lassen oder zur Zeit der Tat Deutsche sind. Das erklärte das Bundesjustizministerium in Berlin und bestätigte damit entsprechende "Spiegel"-Informationen. Strafbar machen soll sich in Zukunft auch derjenige, der gegen Bezahlung wichtige Unternehmensinterna preisgibt.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu dem Beitrag:
Die Meinung unserer Leser ist uns sehr wichtig

15.01.2007:

Über EUROPATICKER

Benutzerbild von EUROPATICKER

Vorname
Hans

Nachname
Stephani

Adresse

Blumenstr.11, 39291 Möser

Homepage
http://www.europaticker.de

Branche
Der EUROPATICKER Umweltruf erscheint im 8. Jahrgang. Das Ersterscheinungsdatum war der 20. März 2000., Für die Titel: EUROPATICKER, KORRUPTIONSREPORT und UMWELTRUF nehmen wir Titelschutz nach § 5 Abs. 3 MarkenG. in Anspruch., Wir unterliegen dem Presserecht des Landes Sachsen-Anhalt. Verantwortlich im Sinne des Presserechtes ist: Diplom-Betriebswirt Hans Stephani.