AKW – Brunsbüttel: Streit um Mängelliste droht zu eskalieren

AKW – Brunsbüttel: Streit um Mängelliste droht zu eskalieren

Nach monatelangen vergeblichen Bemühungen, eine Liste mit „hunderten offener Punkte“ im Zusammenhang mit der Sicherheit des umstrittenen Atomkraftwerks Brunsbüttel zu erhalten, sucht die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) nun Hilfe beim Verwaltungsgericht Schleswig ( EUROPATICKER Umweltruf berichtete: Mängelliste soll Staatsgeheimnis bleiben ). Die Richter sollen verfügen, dass die der DUH vom Kieler Sozialministerium in einem Beschluss von Anfang November grundsätzlich zugebilligte Einsicht in die so genannte Schwachstellenliste sofort und nicht erst in mehreren Jahren gewährt wird. Die Kieler Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) hatte die von der DUH beantragte „sofortige Vollziehung“ am 7. Dezember verweigert, obwohl Vattenfall in dem Verfahren keine konkreten Geheimhaltungsgründe für die seit Monaten andauernde Informationsblockade vorgetragen hatte.

„Uns bleibt keine andere Wahl, als die Gerichte zu bemühen, weil die Öffentlichkeit offensichtlich in einer jahrelangen Hängepartie bewusst in Unkenntnis über den wahren Sicherheitszustand des Altreaktors Brunsbüttel gehalten werden soll“, erläuterte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake den Schritt seiner Organisation. „Es geht in dieser Auseinandersetzung um die Sicherheit der Bevölkerung vor den Risiken der Atomenergie, aber es geht auch darum, ob die EU-Umweltinformationsrichtlinie im Schulterschluss eines Konzerns und einer Landesministerin faktisch ausgehebelt werden darf. Das wollen wir grundsätzlich geklärt haben.“

Die Umweltorganisation vermutet, dass die Veröffentlichung der Sicherheitsdefizite über Jahre hinausgezögert wurde, um Vattenfall teure Nachrüstinvestitionen vor der bevorstehenden Stilllegung des Meilers zu ersparen. Dazu passe auch die von leitenden Mitarbeitern in Brunsbüttel erklärte Bereitschaft, beispielsweise die Sicherheitsleittechnik des Reaktors dann – und anscheinend nur dann - umfangreich nachzurüsten, wenn der Staat einer Laufzeitverlängerung von mindestens etlichen Jahren zustimme. „Nach solchen Aussagen stellt sich zum wiederholten Mal die Frage, ob das Versprechen ´Sicherheit geht vor Wirtschaftlichkeit` in Brunsbüttel noch gilt. Wir haben immer gesagt, wenn die Schwachstellenliste so harmlos ist, wie Vattenfall glauben machen möchte, dann stellt sich Frage, warum aus ihr seit Monaten ein Staatsgeheimnis gemacht wird“, sagte Baake. Wenn sich allerdings herausstelle, dass die Liste „gravierende Sicherheitsdefizite enthält, dann steht die Kieler Atomaufsicht im Feuer, weil sie die Probleme mehr als fünf Jahre lang hat schleifen lassen.“

Zum ausführlichen Bericht und einem Porträt des Bundesgeschäftführers der DHU, Rainer Baake

28.12.2006:

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