Wo war ich am 11.September 2001 mit dem Benedikt-Engel?

Wo war ich mit dem „Benedikt-Engel“ am 11.September 2001?

Durch einen Bekannten erfuhr ich etwa im Mai 2001, dass am 11.September im Messegelände in Essen eine Messeausstellung für Kirchenzubehör stattfinden würde. Da ich seit 1999 den sogenannten ‚Benedikt-Engel‘ und den ‚Honigschlecker‘ vertreibe (www.honigschlecker.de), machte ich mich um 3.00 Uhr früh vom Bodensee auf und fuhr die etwa 6 Stunden mit meinem Auto nach Essen.

Als ich dort vor der Türe des Messegeländes stand, musste ich feststellen, dass der Bekannte sich damals im Mai 2001 vertan hatte. Die Messe fand tatsächlich erst am 11.Oktober 2001 statt. Leider hatte ich vorab die Richtigkeit des Datums nicht überprüft und so stand ich jetzt so um 11.00 Uhr vor verschlossenen Toren.

Was tun?, dachte ich. Ich entschloss mich kurzer Hand, nach Düsseldorf und Köln zu fahren, wenn ich denn schon mal soweit „im Norden“ bin. Auf der „Kö“ und in der Altstadt würde es wohl genügend Geschäfte geben, denen ich meine exklusiven Engelsfiguren anbieten könnte. Vor allem in Köln um den Dom sollte dies der Fall sein.

In Düsseldorf angekommen machte ich mich ab etwa 13.00 Uhr daran erst auf der „Kö“ den entsprechenden Geschäftsinhabern meine Engel für den Weiterverkauf anzubieten. Plöztlich rief mich meine Mutter auf dem Handy an und teilte mir mit, dass in New York ein Flugzeug in das World Trade Center gestürzt sei. Ich befand mich gerade in einer exklusiven Ladenpssage, als ich geschockt die Nachricht vernahm.

Ich hatte als Reiseleiter und privat insgesamt über ein Jahr in New York gelebt und hatte vor, eine New Yorkerin zu heiraten. Um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu finanzieren, kam es zu der Idee, diese Engelsfiguren, die im Original seit 250 Jahren in der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee stehen, verkleinert als Souvenir reproduzieren zu lassen, um sie dann als typisch deutsches Produkt unter anderem auf dem Weihnachtsmarkt in New York und USA-weit zu verkaufen.

Demzufolge stand ich zum Beispiel im Dezember 1999 mit weissen, grossen Engelsflügeln auf dem Rücken vor dem World Trade Center mit meinen Engelsfiguren und verteilte Flugblätter. Ebenso in der Wall Street, in der Fifth Avenue und am RockefellerCenter. Dazu trug ich einen langen, dunkelblauen Mantel mit weissen Handschuhen und weisser Nikolausmütze (Fotos vorhanden).
Als Reiseleiter und privat war ich jede Woche mehrmals im World Trade Center. Die Schwester meiner künftigen Braut arbeitete direkt hinter dem WTC im World Financial Center.

Ich wusste also, wieviele Menschen in den Zwillingstürmen arbeiten und gefährdet waren. Allerdings hatte ich nach dem Anruf meiner Mutter zunächst keine TV-Bilder gesehen und somit dachte ich vorerst, dass man den Brand wohl gelöscht bekommen wird. Ich arbeitete also weiter und erinnere mich genau, wie in einem Juweliergeschäft, in dem ich meine Engel als Dekorationsfiguren für’s Schaufenster anbot, der Inhaber kreidebleich, mit roten, weinenden Augen aus dem Büro kam. Er war Jude.
Von dem Moment an begann ich zu ahnen, was ich bislang immer noch nicht im TV gesehen hatte. Ich versuchte es zu verdrängen und arbeitete weiter.

Kurz darauf sass ich im Auto auf der Fahrt nach Köln. Jetzt hörte ich zum erstenmal die Nachrichten im Radio und wurde mir der Tragweite des Terroranschlags bewusst, so meinte ich.
In Köln angekommen, ging ich am Dom nur noch in ein Geschäft.
„Engel können die Menschen heute brauchen“, hiess es.
Im Fenster eines kleinen Billighotels lief der Fernseher. Im schmuddeligen Aufenthaltsraum sassen Afrikaner und verfolgten das Geschehene am TV. Erstmals sah ich wie dir Türme des WTC einstürzten....und wieder und wieder und wieder.
Ich verliess den Aufenthaltsraum und ging in das katholische InformationsCenter, dass sich genau vis-a-vis vom Haupteingang des Doms befindet. Dort sassen Dutzende von Menschen wortlos und kreidebleich vor den Fernsehern. Ich blieb dort eine halbe Stunde und machte mich dann auf den Heimweg an den Bodensee. Auch Engel konnten hier nicht mehr helfen – vor allem nicht meine....

Fast um Mitternacht, als ich am Bodensee ankam, konnte ich nach etlichen versuchen meine Freundin in New York telefonisch erreichen. Es ging ihr gut. Sie war zu Hause. Sie war nicht bei der Arbeit. Ihre Schwester hatte sie vom World Financial Center angerufen, so dass sie zu Hause geblieben war. Sie verfolgte das Geschehen am Fernseher und von ihrem Balkon in der 20. Etage im Stadtteil Williamsbourg/Brooklyn aus, von dem man das WTC sehen konnte. Auch ihrer Schwester ging es gut.

Heute, am 11. September 2006 besucht Papst Benedikt XVI. den Wallfahrtsort Altötting und seinen Geburtsort Marktl. Ich war dort mit meinen „Benedikt-Engeln“ im Oktober 2005 und im August 2006.
Zum WJT, dem Welt-Jugend-Tag war ich im Jahr 2005 erneut in Köln mit meinem „Benedikt-Engel“ und dem „Honigschlecker“ und erinnerte mich meines letzten Besuchs im Jahr 2001.

Am 11.Oktober 2001 besuchte ich erneut die dann tatsächlich in Essen stattfindende Kirchenmesse. Von da fuhr ich zum Wallfahrtsort Kevelaer, dann nach Wittenberg zum Deutschen Imkertag (wegen dem „Honigschlecker“) und von dort nach Dornbirn zur grössten Kirchenmesse Europas mit Namen „Gloria“.

Ich hoffe, dass mein „Benedikt-Engel“, der nach dem Namenspatron des jetzigen Papst, nach Benedikt von Nursia benannt ist und mein „Honigschlecker-Engel“ vielleicht doch dem einen oder anderen in den letzten fünf Jahren ein kleiner Trost oder eine kleine Inspiration war....

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Strasser
Tel.: 0174-2421270
www.honigschlecker.de

11.09.2006: | | |

Über Benediktengel

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78476 Allensbach

Homepage
http://www.honigschlecker.de

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Geschenkartikel