Finanz- und Kapitalbedarf leidet bei mittelständischen Unternehmen nach Dr. Horst Werner unter der europäischen Konjunkturkrise

Der Finanz- und Kapitalbedarf bereiten KMU´s aufgrund des Konjunkturabschwungs Sorgen, so Dr. Horst Werner / Göttingen, und die Kapitalversorgung im Mittelstand ist vor dem Hintergrund der europäischen Konjunkturkrise, die auch massiv Deutschland erreicht hat, unzureichend. Das Handwerk, der Einzelhandel, der Autohandel, die Dienstleistungs-Unternehmen und viele andere Branchen klagen seit Jahresanfang 2013 über dramatische Umsatzeinbrüche, so dass mittelständische Unternehmen über Kostenentlastungen nachdenken und ihre Finanzpläne neu überarbeiten müssen. Die kurzfristige Finanzbedarfsplanung ist mit einer Kostenübersicht für ein Unternehmen in einem Kapitalbedarfsplan zur Berechnung der laufenden Ausgaben inklusive Personal, Miete, Einkauf etc. und der Sonderkosten für die Anschaffung von Wirtschaftsgütern durch die aktuelle Umsatzflaute zu aktualisieren. Hierzu muss der Kapitalbedarf an die derzeitig schwächelnden Umsätze angepasst und zur Deckung mit den laufenden Kosten und Aufwendungen gebracht werden.

Der notwendige Kapitalbedarf ist detailliert über einen erweiterten Liquiditätsplan mit den Umsätzen, Erträgen und unbaren Aufwendungen in einer Planbilanz zu ermitteln. Hieraus ergibt sich der Liquidtätsfluss mit einem Saldo, der als Cash-Flow bezeichnet wird. Nach der Berechnung des Kapitalbedarfs ergibt sich die Frage nach der Herkunft der erforderlichen Finanzmittel. Bei den mittelständischen Unternehmen wird das notwendige Kapital aus den Quellen der Umsatzerlöse und den Kontokorrent-Krediten bei der Hausbank gespeist. Der Finanzbedarf eines Unternehmens kann und sollte zunächst ohne Bankkredite aus dem eigenen Cash-Flow gedeckt werden können. Im anderen Falle muss gegebenenfalls zusätzliches Inhaberkapital nachgeschossen oder von dritten Kapitalgebern Beteiligungskapital ( siehe www.finanzierung-ohne-bank.de ) aufgenommen werden. Denkbar wäre auch eine Erhöhung der Kreditlinie bei der Hausbank, was aber meistens in Zeiten eines Konjunktabschwungs scheitert.

Der Cash Flow bezeichnet die Liquiditätsgröße, die sich aus dem Saldo der fortlaufenden betrieblichen Einnahmen über die regelmäßigen laufenden betrieblichen Ausgaben ergibt. Der Cash-Flow gibt den Umsatz-Kosten-Saldo aus der Geschäftstätigkeit mit dem erwirtschafteten Barliquiditäts-Zufluss an, der zur Deckung betrieblicher Ausgaben im täglichen Zahlungsverkehr verwendet werden kann. Der Cash-Flow als Bilanzkennzahl definiert also den reinen Liquiditätsüberschuss, der sich ergibt, wenn man von den Liquiditätszuflüssen ( = Einnahmen aus Umsatztätigkeit ) die Liquiditätsabflüsse ( = Ausgaben ) abzieht. Der Cash-Flow lässt als Kennzahl erkennen, in welchem Umfang ein Unternehmen Finanzmittel aus eigener Betriebstätigkeit zur Verfügung hat und erwirtschaften kann.

Der Kapitalbedarf unterscheidet sich in Dienstleistungsunternehmen sehr stark vom produzierenden Gewerbe oder von Handelsunternehmen. In Dienstleistungsunternehmen entfällt der Finanzbedarf für Material und Handelsware. Hier ist lediglich der Materialeinkauf für den Eigenbedarf eines Unternehmens erforderlich.

Den Finanzbedarf ermitteln, bedarf einer vorausschauendeen Betrachtungsweise nach dem kaufmännischen Vorsichtsprinzip unter Einschluß unvorhergesehener Kosten und außerordentlicher Aufwendungen. Dabei sind Überlegungen darüber anzustellen, wie viel Kapital wird für z.B. eine Unternehmensgründung oder für ein Projekt oder für eine Auftragsvorfinanzierung benötigt ? Wie hoch sollte bei der Deckung des Kapitalbedarfs der Anteil des Eigenkapitals sein, um über einen cost-leverage-Effekt den geringstmöglichen Finanzierungsaufwand zu haben. Ferner ist zu prüfen, ob die Kapitalkosten für das eingesetzte Fremdkapital durch Umsatz und Ertrag verdient werden können. Hierzu ist eine realistische Umsatz- und Ertragsprognose anzustellen. Unter Berücksichtigung des betrieblichen Steueraufwandes kann dann der Finanzierungsbedarf festgestellt werden. Ergebnis der Kapitalbedarfsplanung muss sein, dass Kapitalbedarf und Kostenbedarf zur Deckung gebracht werden und sich keine Deckungslücke ergibt.

Soweit möglich, ist die Deckung des Finanzbedarfs aus einer Mischfinanzierung von Fremdkapital und Eigenkapital die günstigste und am wenigsten risikobehaftete Finanzierungs-Möglichkeit. Das Fremdkapital mit festen Finanzierungskosten ( = Zinsen ) kann durch Bankkredit oder durch private Nachrangdarlehen oder durch Inhaberschuldverschreibungen ( = Anleihen ) gedeckt werden. Der Eigenkapital-Anteil mit einer rein erfolgsabhängigen Gewinn- und Ausschüttungsvergütung ist über das Gesellschaftskapital ( z.B. Kommanditkapital, Stammkapital, Grundkapital etc. ) oder über Nachrangkapital, private Nachrangdarlehen, stilles Beteiligungskapital oder Genussrechtskapital ( siehe www.finanzierung-ohne-bank.de ) als externes Kapital von Dritten abzudecken. Das externe Kapital kann als stimmrechtsloses Eigenkapital von Anlegern und Investoren über eine private Platzierung mit einem öffentlichen Beteiligungsangebot aufgenommen werden. Über das Eigenkapital entstehen keine fortlaufenden Kosten, sondern risikoärmere und nicht liquiditätsbelastende Gewinnverteilungen bzw. lediglich erfolgsabhängige Gewinnausschüttungen, die nur bei positiven Jahresergebnissen zu zahlen sind.