Deutsche Bestseller-Autorin posthum mit Vorwürfen konfrontiert

Seit den 1960er Jahren haben Millionen von Lesern weltweit das autobiographische Werk „Postlagernd Floreana“ der als „Robinson-Frau“ bekannt gewordenen Kölner Galapagos-Auswanderin Margret Wittmer begeistert verschlungen. Das Buch brachte Exotik in deutsche Wohnstuben und blieb dabei immer moralisch einwandfrei. Doch nun, über ein Jahrzehnt nach dem Tod der Autorin, werden die ersten kritischen Fragen gestellt. Es verdichten sich die Hinweise, dass die Autorin auch eine dunkle Seite besaß.

Sage mir mit wem Du umgehst und ich sage Dir wer Du bist! So lautet eine Binsenweisheit und auf Margret Wittmer angewendet wird kein Kompliment daraus. Denn die auf die Insel Floreana ausgewanderte Deutsche verkehrte herzlichst mit dem sogenannten „Seeteufel“ Felix Graf von Luckner, der inzwischen durch aus der Nazi-Zeit aufgetauchte Prozessakten nachweislich als pädophiler Straftäter identifiziert wurde und nur durch das persönliche Eingreifen Hitlers einer Strafe entging. Hatte sich Heinz Wittmer, der entlassene Sekretär von Konrad Adenauer, nicht 1940 freiwillig zur Wehrmacht gemeldet und ersetzte Frau Wittmer nicht das große Bild vom Kölner Dom, welches bis zu ihrem Tode ihr Wohnzimmer in Galapagos zierte, für einige Jahre durch ein Hitler-Portrait? Wen wundert es da, dass das ecuadorianische Militär nach Ende des Zweiten Weltkriegs den „Führer“ auf dem Anwesen der Wittmers suchte und es - wie in „Postlagernd Floreana“ beschrieben - schwer bewaffnet stürmte. Auch die auf der Insel unter den Einheimischen kursierende Geschichte, Frau Wittmer habe den norwegischen Wissenschaftler und Nationalhelden Thor Heyerdahl dazu verleitet, die auf ihrem Grundstück vergrabene ermordete Baronin Eloise von Wagner-Bosquet zu exhumieren und deren Überreste verschwinden zu lassen, lässt die Bestseller-Autorin posthum recht zwielichtig erscheinen. Zumal sie zu Lebzeiten der Presse gegenüber stets versicherte, mehr zu wissen als allgemein bekannt war. Merkwürdig auch, dass sich die joviale Rheinländerin mit einer aus heutiger Sicht lächerlichen Lüge aus der Untersuchung des Mordes an der Baronin von Wagner und ihres Ehemannes herausreden konnte. Margret Wittmer behauptete stets, die Baronin wäre überraschend nach Tahiti abgereist. Dort kam sie jedoch nie an. Hatte Frau Wittmer beim Verschwinden der Baronin die Hände mit im Spiel? Tatsache ist: Die Familie Wittmer vereinnahmte das Areal der Baronin für ihre Farm „Esperanza“ und war der Hauptprofiteur der veränderten Situation. Wurden Ermittler bestochen und Akten frisiert? Die Affäre um Frau Wittmer und die schillernde Baronin, eine angebliche Großnichte des Komponisten Richard Wagner, fasziniert noch immer und so ist es kein Wunder, dass der Fall jetzt neu aufgerollt worden ist. Im Buch „Drama auf Floreana“ (ISBN 9783848250653) hat der Autor Nicolas Montemolinos Frau Wittmers Rolle bei den unheimlichen Morden kritisch beleuchtet und zugleich dargestellt, dass sich die „Robinson-Frau“ mit ihrer Emigration lediglich als Trittbrettfahrerin an den zuvor bereits seit drei Jahren auf der Insel aktiven Berliner Arzt, Philosophen und Öko-Pionier Dr. Friedrich Ritter hängte. Die Legende der tapferen, aufrechten und integeren Auswanderer-Familie Wittemer aus Köln wird wohl umgeschrieben werden müssen. Für alle am Thema Galapagos Interessierte eine gute Empfehlung

24.03.2013: |