Sie ist aus der Adventszeit nicht mehr wegzudenken – die Weihnachtsbeleuchtung. Ob Lichterkette, Lichtschlauch oder Lichterbogen, blinkender Christbaum, Sternschnuppe oder Weihnachtsmann – es blinkt und leuchtet an allen Ecken und Enden.

Dementsprechend hat sich auch die Zahl der Händler, die Weihnachtsbeleuchtung vertreiben, in den letzten Jahren vervielfacht. Gerade österreichische Unternehmen spielen dabei eine Vorreiterrolle. Als Hauptabnehmer gelten natürlich große Handelsketten, Städte und Gemeinden. Doch selbst im privaten Bereich scheint der Lichterketten-Boom in den letzten Jahren ungebrochen. Dabei sind die Kosten nicht zu unterschätzen. So verbraucht eine einzige Lichterkette in einem Privathaushalt täglich um die 30 Kilowattstunden Energie. Bedenkt man, wie viele dieser Lichterketten Tag und Nacht im städtischen Bereich und teilweise in Großkaufhäusern zum Einsatz kommen, kann man sich leicht ausrechnen, welche Unmengen an Strom dabei verbraucht werden. Dementsprechend hoch sind auch die Kosten für den Verbraucher.

Was also ist es, das den krisengeplagten Otto-Normalverbraucher dazu bewegt, die damit verbundenen Kosten in Kauf zu nehmen? Die winterliche Sehnsucht nach Wärme und Licht? Die damit verbundene Mystik? Am Ende gar religiöse Motive? Tatsächlich lässt sich in Zeiten der Entmystifizierung, in Zeiten der Rationalisierung und Gewinnmaximierung, kurz in Zeiten, in denen Zahlen und Fakten den Alltag beherrschen, eine wachsende Sehnsucht des Menschen nach der Metaphysik und nach der Mystik beobachten. Die Weihnachtsbeleuchtung verkörpert in gewisser Weise einen Mythos, auch wenn er vielen nicht mehr bewusst ist. Es geht um die Geschichte von der Menschwerdung Gottes, um den tieferen Sinn der menschlichen Existenz.

Das Licht gilt von Alters her als Symbol des Lebens. Es soll Dunkelheit, Tod und Leid vertreiben, den Menschen neue Hoffnung schenken. Man mag zur Weihnachtsbeleuchtung also stehen, wie man will – der dahinter stehende Wunsch, das Streben nach Wärme und Licht, ist ein zutiefst menschlicher, gerade in Zeiten, in denen das Individuum oft genug zugunsten kalter Zahlen und Fakten in den Hintergrund rückt.

Lichterketten