Kompetenzfeststellungsverfahren: Frühzeitig die Weichen für eine realistische Berufswahl stellen

Die bbwe Gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung mbH, Mülheim an der Ruhr, bietet seit 2011 ein wissenschaftlich fundiertes Kompetenzfeststellungsverfahren für die 8. Klassen von Haupt-, Real- und Gesamtschulen an. Im Fokus stehen dabei die praktischen und sozialen Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern. Ein erstes Projekt wurde jetzt erfolgreich an der Gesamtschule Saarn abgeschlossen.

Mülheim an der Ruhr. Viele Jugendliche haben nur eine sehr eingeschränkte Vorstellung von der Arbeits- und Berufswelt. Zudem befindet sich diese in ständigem Wandel. Um ihnen die richtige Berufswahl zu erleichtern, werden Schülerinnen und Schüler daher schon in der Mittelstufe mit besonderen Modulen auf die spätere Entscheidung vorbereitet. So etwa mit einem sogenannten Kompetenzfeststellungsverfahren, welches dazu dient, ihre individuellen Interessen, Stärken und Fähigkeiten frühzeitig zu ermitteln und – wissenschaftlich fundiert – zu bewerten.

„Wir haben im Mai 2011 erstmals eine solche Maßnahme an den Anfang unseres Berufsorientierungsprogramms gestellt, um auf diese Weise die Weichen für alle weiteren Schritte zu stellen“, sagt Dr. Hildegard Herzbeck, Studium- und Berufswahlkoordinatorin der Gesamtschule Saarn der Stadt Mülheim an der Ruhr. „Hierbei haben wir uns für eine Zusammenarbeit mit der bbwe Gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung mbH entschieden, da deren Verfahren zur Kompetenzfeststellung einen handlungsorientierten und damit entsprechend anforderungsnahen Ansatz verfolgt.“ Auf schriftliche oder computergestützte Testverfahren wird dabei also bewusst verzichtet.

Ermittlung praktischer und sozialer Kompetenzen

Vielmehr stand für die 141 Achtklässler bei dem vom Land NRW mit 10.000 Euro geförderten Projekt in den Lehrwerkstätten der bbwe gGmbH an der Witzlebenstraße der Umgang mit Werkzeugen und Materialien im Mittelpunkt. Gemessen und bewertet wurden unter anderem Routine und Tempo, Werkzeugeinsatz und Werkzeugsteuerung, Wahrnehmung und Symmetrie, Instruktionsverständnis und Instruktionsumsetzung sowie Messgenauigkeit und Präzision.

„hamet 2“ nennt sich dieses nach wissenschaftlichen Kriterien aufgebaute Verfahren, mit welchem neben praktischen Fähigkeiten auch soziale Kompetenzen wie zum Beispiel Team- und Kommunikationsfähigkeit transparent gemacht werden – im normalen Schulalltag ist manches davon nicht ohne Weiteres erkennbar. Ziel ist es, auf dieser Grundlage einen realistischen Berufswahlprozess einzuleiten.

„Die der Gesamtschule Saarn jetzt zum Schuljahresende vorliegenden individuellen Fähigkeitsprofile der Schüler sind für die Lehrer ein erster wichtiger Hinweis für die weitere Förderungsplanung“, erklärt die bbwe-Projektleiterin Agnes Szymaszczyk. „Darüber hinaus haben die Schüler bei der Zeugnisvergabe auch ein von uns ausgestelltes Zertifikat erhalten, auf dem ihre persönlichen Ergebnisse vermerkt sind und welches sie später beispielsweise einer Bewerbung beilegen können“, so die Diplom-Sozialwissenschaftlerin weiter.

Positives Feedback von Schülern und Eltern

„Da unsere Schüler sehr gerne an der Maßnahme teilgenommen haben und wir positives Feedback von den Eltern bekommen haben, könnten wir uns vorstellen, auch in Zukunft mit der bbwe gGmbH zusammenzuarbeiten“, resümiert Dr. Herzbeck. Im Auge habe sie dabei etwa das umfassendere Berufsorientierungsprogramm des Mülheimer Bildungsträgers, welches im Frühjahr 2011 erstmalig an der Realschule an der Mellinghofer Straße durchgeführt wurde.

Ebenso wie das übergreifende Berufsorientierungsprogramm soll auch das Kompetenzfeststellungsverfahren ein dauerhaftes Angebot der bbwe gGmbH für Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Mülheim an der Ruhr werden. Das Kompetenzfeststellungsverfahren wird im Rahmen des Projektes „Zukunft fördern. Vertiefte Berufsorientierung gestalten“ gefördert und durch die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW finanziert.

Info: www.bbwe.de

Seit 1986 besteht die Berufsbildungswerkstatt als Einrichtung des Bildungswerkes Mülheim an der Ruhr e.V. Zielsetzung der Berufsbildungswerkstatt, jetzt bbwe Gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung mbH, ist es, arbeitslosen und von Arbeitslosigkeit bedrohten Jugendlichen und Erwachsenen durch verschiedene berufliche Bildungsmaßnahmen Brücken ins Ausbildungs- und Beschäftigungssystem zu bauen, sie zielgerichtet zu qualifizieren und auf eine Integration in den Arbeitsmarkt hinzuwirken.

Seit der Gründung der Einrichtung haben sowohl zahlreiche Jugendliche im Übergang von der Schule in den Beruf, als auch viele langzeitarbeitslose Erwachsene die Chancen auf einen Zugang zum Arbeitsmarkt, die ihnen die Berufsbildungswerkstatt bietet, genutzt.

Die bbwe arbeitet in verschiedenen Arbeitskreisen und Verbünden mit und ist Mitglied in der Friseurinnung. Durch ihre langjährige Tätigkeit im lokalen Netzwerk verfügt die bbwe über viele betriebliche Kontakte, die dazu dienen, eine Einbindung in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Das Bildungswerk Mülheim an der Ruhr e. V. ist alleiniger Gesellschafter der bbwe. Vorstandsvorsitzender ist Dieter Schweers, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule. Weitere Vorstandsmitglieder sind der Stadtverordnete Dieter Spliethoff, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, sowie der Leiter des Stabes kommunale Bildung Thomas Konietzka, der im Bildungswerk Mülheim an der Ruhr e. V. die Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld vertritt.


Über Andreas Quinkert