Micky Berrsheim´s Music Corner: FEMALE GERMAN DISCO SOUND

Micky Berrsheim´s Music Corner: FEMALE GERMAN DISCO SOUND

Oh, es war nicht nur ihre spezielle Musik, die sie alle miteinander verband, die da zu stumpfen Rhythmen ihre Hintern kreisen ließen und tief dekolletiert in die Kameras grinsten wie Äffchen an der Leine. Es war vor allem ihre Austauschbarkeit. Produzenten wie Jack White waren zur Fließbandproduktion übergegangen und schütteten ein Füllhorn der Dumpfmeisterlichkeiten über uns aus.

Da waren zum einen die Solo-Interpretinnen, optisch – für damalige Verhältnisse – irrsinnig aufgebrezelte Mädels, die man in irgendeiner Münchener Disco aufgelesen hatte, so wie der Reinigungsmann im Pornokino verklebte Taschentücher aufliest. Hochhackige Lockenkopf-Tussies wie Donna Summer oder Penny McLean. Donna hatte so klasse Sachen wie Love To Love You, Baby oder I Feel Love im Gepäck, auf die man vielleicht noch hereinfallen konnte, wenn man dreizehnjährig war oder unterbelichtet. Sehr emanzipierte Nummern, bei denen nicht nur sie ins Stöhnen kam. Penny
war da schon eine Gangart härter. Ihr Song Lady Bump war ein Beleg dafür, daß Popsong und Kakaphonie ein und dasselbe sein können.

Zum anderen gab es wechselnde Damengespanne im Dreier-, Vierer oder Fünferpack, die man deshalb zusammenstellte, weil keines der Mädel allein auch nur in der Lage gewesen wäre, den aufrechten Gang zu erlernen. Also wurden sie aneinandergelehnt, damit sie nicht umfallen konnten, und dann erst die Mikro-Attrappe vor ihnen plaziert. Die Silver Convention, zu der zeitweilig auch Penny McLean gehörte, hatte einen Song mit einem sehr komplexen Text, der sich Fly, Robin, Fly schimpfte. Komplex deshalb, weil die Mädchen neben der namensgebende Titelzeile noch eine zweite Zeile können mußten: Up, up to the sky. Und zack! Das war er, der komplette Text dieses Songs.

Andere Damengruppierungen wie Arabesque (wo die unsägliche Sandra ihre ersten Erfahrungen machte, wie man seine Brüste in die Kamera hält) oder Belle Epoque kamen mit Trällerliedchen daher, deren Titel man schneller vergaß als sich Zigarettenrauch in Luft auflöst. Die schlimmsten dieser Discopuppen-Gespanne waren die Dolly Dots und Luv’. Beide avisierten sie mit ihren Nümmerchen das Mallorca- und Ibiza-Publikum an, wobei ich mich allerdings nur noch an die Wortgeschmeide der letzteren erinnern kann: Hey, hello, sir, you’re the greatest lover, he, hello, sir, you’re such a sexy thing. Wie ich schon sagte, sehr emanzipierte Nummern, in denen sie die Männer zum Objekt degradierten.

http://www.youtube.com/watch?v=1R9hwGOObqs

mit freundlicher Genehmigung des Tacitus/Muschelverlages

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