TIP-TALK Informiert: Mantelspekulation: Ein interessantes Spielfeld

Mantelspekulation: Ein interessantes Spielfeld
von Detlev Landmesser

24.12.2010 Life & Art, Ravensburger, Realtos, Rheiner Moden – die Liste der so genannten Mantelspekulationen ist lang. Geht eine solche Spekulation auf, winken sagenhafte Gewinne - doch Anleger müssen Risikobereitschaft und viel Geduld mitbringen.
So genannte Mantelgesellschaften fristen eigentlich eine traurige Existenz an der Börse. Ihres einstigen operativen Geschäfts ledig, bestehen sie nur noch aus ihrer rechtlichen Hülle, dem so genannten Mantel. Doch solche "Börsenzombies" können durchaus noch zu etwas nütze sein.
Börsengang durch die Hintertür
Denn sie haben etwas, was vielen Unternehmen fehlt: Die Rechtsform einer Aktiengesellschaft und das Recht, an der Börse notiert zu sein. Damit sind sie für Unternehmen interessant, die kostengünstig an die Börse gehen möchten. Indem diese in einen bereits bestehenden Börsenmantel schlüpfen, können sie den bürokratischen Aufwand der Umwandlung in eine AG und der Börsenzulassung umgehen. "Zudem ist es für viele kleine Unternehmen allein schon schwierig, eine Konsortialbank zu erschwinglichen Konditionen zu finden", ergänzt Alexander Langhorst von GSC Research. Früher hat auch die Anrechnung bestehender Verlustvorträge eine große Rolle gespielt; nach der neuen Gesetzeslage ist diese Möglichkeit aber erheblich eingeschränkt.

Wie geht ein solcher - auch "Cold IPO" genannter - Börsengang vor sich? Erst wird die Mehrheit an der Mantelgesellschaft gekauft, um dort das Sagen zu haben. Die dann einberufene Hauptversammlung beschließt eine Kapitalerhöhung durch Sacheinlage, die in dem Unternehmen des Käufers besteht. Gleichzeitig wird die Satzung der Mantelgesellschaft dem neuen Gesellschaftszweck angepasst und gegebenenfalls der Name geändert.

Viele Baustellen
Ein eleganter Weg aufs Parkett – wenn alles glatt läuft. Denn auch ein "kalter IPO" kann eine langwierige Hängepartie mit vielen Baustellen werden. So müssen meist bestimmte Bilanzpositionen der Altgesellschaft bereinigt, gegebenenfalls auch noch bestehende Restaktivitäten abgewickelt werden. Schließlich kann sich auch noch an der Werthaltigkeit der Sacheinlage Streit entzünden – eine Klage der Altaktionäre gegen die vorgeschlagenen Einbringungskonditionen kann den Vorgang weiter verzögern.

Sagenhafte Kursgewinne
Dennoch: Für risikobereite und geduldige Anleger ist das Thema hochinteressant. Setzt man auf das richtige Pferd, winkt eine Vervielfachung des eingesetzten Kapitals. Ein jüngeres Beispiel ist die AG Bad Salzschlirf, in die sich 2002 die Arques Group einkaufte: Aus einem Insolvenzpapier von weniger als einem Euro wurde schließlich die Beteiligungsgesellschaft Arques AG, die heute über 32 Euro notiert. Ende der 90er Jahre konnte man etwa mit der Rinteln Stadthagener Eisenbahn, aus der die RSE Grundbesitz AG hervorging, über 6.000 Prozent Kursgewinn erzielen. Das einstige Brauhaus Amberg, die spätere net.IPO, brachte seinen glücklichen Aktionären sogar einen Gewinn von zeitweise mehr als 12.000 Prozent. Doch leicht ist es natürlich nicht, die richtigen Kandidaten herauszufiltern – vielmehr ist es noch schwieriger geworden. Denn die Zahl der inaktiven Gesellschaften dürfte nach der Emissionswelle in den Zeiten der Technologiehausse und der folgenden Insolvenzwelle mittlerweile dreistellig geworden sein.

Interessantes Chance-Risiko-Profil
Dennoch ist das Chance-Risiko-Profil von Mantelspekulationen interessant geblieben. Dank der extrem hohen Gewinne bei einer aufgehenden Spekulation kann es sich für risikobereite Anleger lohnen, solche Titel zu kleinen Anteilen ins Depot zu legen und zu warten. Wohlgemerkt nur für Anleger, die mit einer jahrelangen "Leiche" in ihrem Depot leben und auf einen Teil ihres Kapitals langfristig - oder gar für immer - verzichten können.

Unverzichtbar ist es bei diesen meist wenig liquiden Werten auch, mit limitierten Orders zu arbeiten, damit der Anleger nicht plötzlich selbst einen Kursanstieg im zweistelligen Prozentbereich verursacht und hierdurch seinen eigenen Einstieg unnötig verteuert. Anleger sollten solche Posten also als "U-Boot-Positionen" verstehen. Die meisten werden für sehr lange Zeit am Meeresgrund verharren. Doch die ein oder andere könnte irgendwann spektakulär auftauchen und für das ungewisse Warten entschädigen.
HINWEIS: Solche Gelegenheiten bekommt man nicht immer im Leben, aber wir sind sicher einen solche gefunden zu haben.

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