Hochschulmanager verdienen bis zu 350.000 Euro - Geldmacherei von Amts wegen

Jedes Jahr aufs Neue publiziert der niederländische „Algemene Onderwijsbond“ (AOb) eine Liste jener Chefs von Universitäten und Hogescholen, deren Jahreseinkommen über dem des Ministerpräsidenten (€ 188.000) liegt. Diesmal stehen gar 63 Namen auf der Liste.

Landesweiter Spitzenverdiener im tertiären Bildungsbereich wurde im Jahr seiner Pensionierung der Fontys-Manager René van Elderen - mit guten € 352.000. Nur ein Viertel so viele Studierende wie Fontys zählt Stenden in Leeuwarden. Chef Robert Veenstra brachte es im Jahr 2009 dennoch auf € 280.000 und erreichte damit Platz 5 in der Liste der Zuviel-Verdiener im staatlich refinanzierten Bildungsbereich der Niederlande.

Dass Veenstras Vize bei Stenden, Klaas Wybo van der Hoek, im Jahr 2009 über € 224.000 mitnahm, beschäftigt derzeit die Öffentlichkeit im armen Norden des Landes. Die Zeitung „Dagblad van het Noorden“ hat mit einem kurzen Bericht am 8. November 2010 über das satte Einkommen des in der Verbandsgemeinde Grijpskerk bei „Groen-Links“ politisch aktiven Hogeschool-Vize eine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit solcher Gehälter losgetreten, ohne allerdings auf des Pudels Kern zu stoßen: die Schräglage des niederländischen Finanzierungssystems überhaupt.

Es sind und bleiben Steuergelder, die sich die Manager der Bildungsfabriken in den Niederlanden gönnerhaft auszahlen können. Aber da ist kein Rechnungshof, der ihnen auf die Finger klopft; und die ehrenamtlichen Aufsichtsräte der Hogeschool werden für ihr wohlwollendes Mittun wiederum aus dem Topf der Bildungseinrichtung mit freundlichen Zuwendungen bedacht.

Im Vergleich zu den meist nicht-akademischen Hochschulmanagern in den Niederlande verdienen deutsche Wissenschaftler, die den Universitäten und Fachhochschulen vorstehen, vergleichsweise wenig - mehr als € 120.000 p. a. sind nicht drin. Professoren verdienen in Deutschland ebenfalls durchweg weniger als in Holland; so liegt der Durchschnitt an Universitäten bei € 73.000 und an Fachhochschulen bei € 60.000 im Jahr; ein Professor in den Niederlanden (nur an Universitäten möglich) kommt auf € 95.000 im Jahr.

Über die Hintergründe, warum man in den Niederlanden doppelt so viel wie der Ministerpräsident verdienen kann und welche Rolle das verantwortliche Ministerium in Den Haag dabei spielt, mehr unter http://gertler.net/archives/1413


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