Die heimliche Volkskrankheit

Am 20. Oktober findet wie in den Vorjahren der Welt-Osteoporose-Tag statt. Dieser erstmals 1996 ausgerufene Aktionstag widmet sich ganz der Bekämpfung des Knochenschwunds, der als Erkrankung still und wenig spektakulär daherkommt. Dafür ist Osteoporose für einen wachsenden Teil der Bevölkerung eine steigende Bedrohung.
Experten schätzen, dass in der Europäischen Union etwa alle 30 Sekunden ein Mensch einen Knochenbruch erleidet, weil das Skelett durch einen übermäßigen Abbau der Knochensubstanz geschwächt ist. So beunruhigend diese Häufigkeit für sich allein genommen schon ist, so schlimm ist eine Fraktur aufgrund von Osteoporose für den einzelnen Betroffenen. Denn nicht nur, dass die Gefahr von Knochenbrüchen vor allem bei älteren Frauen massiv ansteigt, auch die Behandlung bringt Schwierigkeiten mit sich. Einerseits sind nämlich nicht nur „einfach“ zu heilende Körperteile betroffen, sondern sehr häufig kompliziert zu behandelnde Knochen wie die Rückenwirbel und der Oberschenkelhals. Andererseits wird gerade die Behandlung beispielsweise des Oberschenkelhalses durch die geminderte Knochendichte erschwert. Der Knochen bricht einfacher, bietet aber auch stabilisierenden Implantaten kaum den Halt, den sie für eine gute Heilung brauchen. Deshalb führt die Osteoporose spätestens nach Brüchen oft dazu, dass Betroffene in ihren Aktivitätsmöglichkeiten stark eingeschränkt oder sogar pflegebedürftig werden.
Nun gehört diese Erkrankung des Knochenapparates nicht nur zu den häufigsten Erkrankungen der Industrienationen, sondern sie wird nach demografischen Hochrechnungen sehr sicher zunehmen – schon wegen des wachsenden Anteils älterer Menschen in unserer Gesellschaft. Dazu gibt es Schätzungen, dass sich die Zahl der Osteoporosepatienten in den nächsten vierzig Jahren verdoppeln wird.
Dabei gelten neben dem Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und Nikotin für die Vorbeugung und Behandlung eigentlich relativ einfache Ansätze. Die Stärkung der Knochen ruht nämlich auf zwei wichtigen Säulen: Kalzium und Vitamin D.
„Kalzium nehmen wir vor allem durch Milchprodukte auf“, weiß Kerstin Thierfelder, Apothekerin der EU-Versandapotheke, „doch damit der Körper es aufnehmen kann, braucht er zugleich Vitamin D.“ Dieses Vitamin ist nur in wenigen Lebensmitteln wie zum Beispiel Fisch enthalten. Das restliche Vitamin D erzeugt der Körper selbst, wenn er dem natürlichen Sonnenlicht ausreichend ausgesetzt ist. Die Möglichkeiten dazu sinken aber gerade in unseren Breitengraden im Herbst und Winter, denn wer geht wirklich regelmäßig lange an der frischen Luft spazieren, wenn es draußen klirrend kalt ist?
Deshalb ist es in Deutschland ohnehin sinnvoll, gerade in der aktuellen Jahreszeit mit speziellen Präparaten dem Vitamin-D-Haushalt auf die Sprünge zu helfen. Frauen nach der Menopause erkranken besonders häufig an der Osteoporose. Sie können ihr individuelles Risiko aber nach einer einfachen Faustregel bestimmen. Kerstin Thierfelder empfiehlt: „Wenn das Körpergewicht in Kilogramm geringer ist als das Alter, sollten Menschen über 50 mit ihrem Arzt über Osteoporose sprechen.“ Der Arzt führt im Zweifelsfall eine Knochendichtemessung durch. Wem dabei Osteoporose diagnostiziert wurde, sollte unbedingt auch Kalziummedikamente zu sich nehmen. Wer Milchprodukte nicht verträgt, ebenfalls.
Darüber hinaus hilft gegen und bei Osteoporose vor allem eins: viel Bewegung! Selbst wenn man nicht lange spazieren gehen möchte oder kann, sollte man sich von jungen Jahren an viel bewegen. Wie man weiß, ist das regelmäßige Training des Muskel-Knochen-Apparates der beste Garant für starke Knochen. Das darf und sollte gerade dann nicht fehlen, wenn bereits chronische Schmerzen durch den Abbau von Knochenmasse vorliegen. In diesem Fall ist das Trainingsprogramm einfach den körperlichen Möglichkeiten anzupassen. Hier bietet sich beispielsweise das besonders schonende Rückenschwimmen an. In schlimmeren Fällen empfehlen Experten den gezielten Aufbau und die Stärkung der Rückenmuskulatur in einer Rückenschule.
Auch wenn die Osteoporose also für den Einzelnen gefährlich sein kann, kann ihr also im Prinzip mit einfachen Mitteln vorgebeugt werden. Und auch die Behandlung ist möglich, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird.

20.10.2010: | |