Von der Wiederkehr des Untergangs von Rom oder: die große Leere des Westens und die Suche eines Neuanfanges

Von der Wiederkehr des Untergangs von Rom

oder: die große Leere des Westens und die Suche eines Neuanfanges

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Frankfurt/Flensburg 17. 08. 2010

Redaktionsbeitrag „les Art“

Wir wollen hier den Versuch wagen, in kurzer Beschreibung das Dilemma speziell Deutschlands aufzuzeigen, das aufgrund seiner Geschichte in besonderer Weise seine Wurzeln verloren hat und nach Neuausrichtung wie Selbstfindung sucht. Wie auch darauf hinweisen, daß das Grundproblem jedoch auch ein Problem der westlichen Welt generell ist, die sich zumindest in der gesellschaftlichen Aufstellung, Ihrer Spiritualität beraubt.

Dabei stützen wir uns im Wesentlichen auf das kleine, aber bedeutsame Büchlein von „Markus von Hänsel-Hochenhausen – Vom wahren Antlitz des Menschen“ des Altherausgebers der Frankfurter Verlagsgruppe, ISBN 978-3-8267-9720-0, zusammengestellt.

Diese Texte als Sammlung von drei Essays in den Themenbehandlungen:

„Vom Antlitz der Welt -

Ich denke, also glaube ich –

und

Vom sichtbaren zur Wirklichkeit“

beschreibt in erstaunlich klarer Einsicht die zivilisatorische Leere der sich im „dialektischen Materialismus“ gefangenen westlichen Welt. Auch wenn dieser Begriff aus dem marxistischen entlehnt ist und ein Teil der sowjetisch-kommunistischen Glaubenslehre waren, so ist die nüchterne Ausdeutung dieses Begriffes für die westliche Welt, nach wie vor von tragender Bedeutung. Auch wenn der Mehrheit der Menschen das nicht bewusst erscheint.

Wir nähern uns diesem Thema, gestützt auf das vor angeführte Themenreigen auf die Ausführungen „vom Glauben als Fundament und Gunst der Wissenschaften“ wie „vom logischen Denkansatz“ her sowie mit der Behandlung „von der geistigen Imprägnanz der Welt“ Desweiteren stehen diese Themen in direktem Zusammenhang des Relativismus, Materialismus, der reinen Wissenschaftsvorstellungen wie des Szientismus.

Allein dieser Gesamtzusammenhang macht die Breite des Themas deutlich, in der wir uns heute befinden, mit der wir uns bewusst oder unbewusst auseinandersetzen und die unsere Lebensformen heute bestimmen und in Zukunft bestimmen werden, wobei der Ausgang der Richtung, offen bleibt.

Wissenschaft im Sinne westlichen, pragmatischen, auf Nüchternheit vermeintlicher Fakten beruhenden Tatsachen und vermeintlicher Gegebenheiten, prägen unser heutiges Bild des Denkens, Handelns, Glaubens und der Neusuche. Wissenschaft ist im Grunde die ständige Suche nach der Wahrheit und des ständigen Infragestellens. Fast als ewiger Prozeß der marxistischen Lehre von These, Antithese und Synthese. Denn dieses Denkgrundsatz ist bei genauem Hinsehen ein nie enden wollender Vorgang, da eben aus dem Ergebnis von These und Antithese der folgenden Synthese, sich zeitgleich die neue These ergibt und den Denkreigen erneuert. Das heißt aber auch, die Reduzierung auf vermeintliche Gesetzlichkeiten (Naturgesetzen) als Grundlage wissenschaftlichen Denkens und der Ausschluß metaphysischer Erfahrung schlössen sich aus, führt zwangsläufig zu gesellschaftlichen Verwerfungen.

Denn so recht wir auch Emanuel Kant als großes Vorbild logischen Denkens bewundern, reicht logisches Denken für sich ohne die metaphysisch-psychologische Ebene für menschliche Zivilisationen und Nationenbildungen allein, eben nicht aus. Will dieser Ansatz sich also auf das Wesentliche materielle naturwissenschaftlicher Denken, das sich in messbaren Formeln beschränken könnte reduzieren, so kommen wir zwangsläufig zu einer Sinnentleerung menschlicher Zivilisationen und Nationen, so wie wir sie derzeit in so erschreckender Weise in der BRD und zunehmend in der ganzen westlichen Zivilisation erleben.

Interessant ist hierbei die Erfahrung zu beobachten, das das siebzig Jahre währende Experiment der sogenannten atheistischen Gesellschaft des Marxismus-Leninismus und seiner sich in der Hydra mit dem Nationalsozialismus finden Stalinisten Ära, ausgerechnet in eben diesem Russland nach Überwindung dieses Atheistischen Epoche, sich diese Russen in ihrer Tradition des russisch-katholischen Glaubens und seiner Hierarchien, wieder einrichten und wieder finden. Ein Beweis, daß es ohne Spirituelle Ebene, die schlicht zum Menschendasein hinzu gehört, nicht geht.

Über Analyse des Wissens hinausgehendes Denken ist Wesensschau. Denn im Wesen offenbart sich der Geist, der der naturwissenschaftlichen Betrachtung intuitiv zufällt und der das Denken über das bloße Rechnen mit dem Gewussten hinaushebt. So ist das mit Spannung erwartete Buch „Plagiat der Religionen“ zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation, seines Ursprungs, seines Werdens wie seiner Glaubensentwicklung, derzeit im gleichen Verlag in Vorbereitung sich befindet, eben auch kein anti-religiöses Buch, sondern eher ein Ergebnis auch dieser hier beschriebenen Erkenntnis von Sinnhaltigkeit in Wechselwirkung und der Aufhebung des Widerspruch des „logischen Denkens“ rein naturwissenschaftlicher Ausrichtung, was keine Gemeinschaft auf Dauer durchhält.

Die erkenntnistheoretische Reduktion der Wirklichkeit auf Beziehungen und Funktionen am Bespiel Kantscher Ausprägung, es gebe kein Ding an sich, mag rein materiell-mathematisch vielleicht stimmig erscheinen. Nur das es eben in der Gestehung des Seins nicht die ganze Ebene beschreibt. Die die westlichen Gesellschaften aktuell beherrschende philosophische Anschauung, die nur die Natur als ursprünglich zulässt und Bewußstein und Geist aus der Materie herleitet, anders als der Idealismus, der den erkenntnistheoretischen Primat des Geistes formuliert, leidet die Gesellschaft und die Nation z.B. in Deutschland unter anderem eben genau auch daran, das ihr die Sinnhaftigkeit des Lebens zunehmend abhanden gekommen ist. Gesellschaftlich organisierte Produktion von Erkenntnis im Bereich objektiver Realität als vorgekaute Realität, der sich im sogenannten gesellschaftlichen Bereich der Sachzwänge alles unter zu ordnen hat, führt letztendlich zu einer neuen Form von atheistischer Diktatur unter dem Mäntelchen von „Repräsentativer Demokratie“ als Widerspruch von Demokratie selbst, die zunehmend nicht nur die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihres künstlichen Gebildes aus der Besatzungszeit hervorgebracht hat, sondern auch zunehmend die alten und Führungsdemokratien wie Großbritannien und die USA, erreichen.

Die sich im Szientismus findende Überhöhung der Bedeutung der Wissenschaft und Annahme, daß wahre Erkenntnis nur durch Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnismethodenmöglich ist, eingeschlossen der Vorstellung, daß wissenschaftlich bewiesene Fakten unumstößlich wahr seinen, diese Idee der Beweisbarkeit fußt auf der Annahme einer physikalischen Einursächlichkeit der Welt, die nach Gesetzen funktioniert, die es nur zu finden gälte, stellt sich zunehmend als Irrweg heraus. Aber auch der Antiszientismus, der den Wert der Wissenschaften für die Gesellschaft leugnet, ist eine, allerdings randständige Fehlentwicklung. Beide Strömungen, der Szientismus und der Antiszientismus, entspringen der Differenz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Für Deutschland wird diese Widersprüchlichkeit des Seins, das jedoch nur wiederum logisch erscheint und so die Widersprüchlichkeit aufzuheben vermag, wenn man das als Erkenntnisfrage zu beantworten bereit ist, aufhebbar.

Die Bevölkerung spürt ziemlich genau, auch wenn sie es nur schwer zu formulieren im Stande ist da sie ständiger Manipulation von Interessen ausgesetzt ist, die eben die spirituelle Ebene fast aus Zweckdienlichkeit verleugnet und im Interesse ganz persönlicher oder organisatorischer Machtinteressen ausschließen möchte, daß die Gesellschaft und hier insbesondere die westliche Welt, am Scheideweg ihres Bestehens angekommen ist.

So zeigen sich gerade dieser Tage die wüstesten Erscheinungen von Infragestellungen Allen und Jedens, von traditionellen Politikformen, von Glaubensformen, von gesellschaftlichen Rahmenbindungen und von einer zunehmend sexistisch werdenden Gesellschaft des sich alles Erlaubens und Nehmens förmlich als Gottersatz biblischen Ausmaßes vergleichbar des „Tanzes um das Goldene Kalb“ inkl. eines Jugendwahnes, der eben auch zunehmend das Gehirn in den Schritt verpflanzt, sich der Degeneration und Selbstzerstörung, hingibt.

Es nimmt kein Wunder, das speziell die Deutschen mit Ihrem zerstörten Eigenbewusstsein aufgrund ihrer Geschichte und des Betruges an Ihrer Geschichte im Guten wie im Schlechten sowie der Zerstörung jeglicher Gesellschaftsgrundlage und gewachsenen Achtung von Lebensleistung, Alter und Generationenentwicklung einer missverstandenen Befreiung des „Miefs der Geschichte“ aus der sogenannten 68er Bewegung und in Folge der Frankfurter Schule und der Umerziehung a la Marcuse und Co. nach 1949, wie auch der wirtschaftlichen inneren Verwerfung, bei der 20 % Bevölkerungsansatz heute geplant ausgesondert sind und bleiben, sich nur noch im reinen Materialismus ohne Inhalt, jedoch mit Anspruch auf eben diesen Materialismus sich finden. Im Pervertierung des Wortes „ich glaube – also bin ich“ hin zu „ich bin – also hab ich“

Und dieser Anspruch findet sich in zunehmender Nichterziehbarkeit, Bildungslosigkeit, Anspruchslosigkeit außer Modetrends zu folgen und deren Maßstab als Anspruch zu sehen, koste es was es wolle. Was wiederum zu zwei wesentlichen Unarten von Erscheinungsformen der Gesellschaft, und nicht nur in Deutschland, führt, nämlich das bei den Heranwachsenden, hier speziell bei den weiblichen Mitgliedern der Gesellschaft, siehe die soziologischen Studien in England zu diesem Thema, die auf ganz Europa zunehmend übertragbar sind, eben diese weiblichen Frühreifen sich aus der Klammer der Männlichkeitsführung früher Zeiten gelöst haben und nun Ihrerseits, vom Schritt gesteuert unter Ausschaltung von Hirn und Moral und angeheizt durch die Konsumwerbung, sich der vermeintlichen Sicherheit der modernen Verhütungsformen wähnend, auf Jungenjagd sind mit Strichlisten, wer am meisten flach gelegt hätte.

Diese materiell geprägte alles können und alles dürfen wie alles haben müssende Verbrauchskultur einer grenzenlosen Anspruchshaltung, ist eben auch Ausdruck dieser Umbruchszeit und Neuausrichtung von Gesellschaft im vor beschriebenen Sinnkontext einer fehlgeleiteten, nur noch wissenschaftliche Kriterien des vermeintlich Logischen folgend, auf der Basis reiner Naturwissenschaften ausgerichteten Gesellschaftsform, die schlicht die Spirituelle Ebene verleugnet, da nicht nachrechenbar.

Und speziell in der BRD mit ihren aufgelösten Wurzeln des Nationalbewusstseins wird eben diese Leere um so leerer, je weniger Inhalte geistig-kultureller wie geistig-metaphysischer Angebote aus Politik, wie Glaubensrichtung, erfolgt. Hier bekommt die alte Ausformulierung des „Club of Rome“ aus den frühen Jahren seiner Gründung erneut besondere Bedeutung mit dem Titel „Grenzen des Wachstums“. Denn diese Grenzen sind erreicht, auch wenn durch die Weltwirtschaftskrise und ihrer vermeintlichen Überwindung, die nach Analysen von Fachleuten jedoch nur ein Aufschub darstellen und das weltweite Grundproblem nur weiter vor sich herschiebt, noch auf die Gesellschaften zukommen wird.

Insoweit hat auch die Überwindung des vermeintlichen atheistischen Blocks die Welt nicht friedlicher gemacht. Sie hat die zu erkennenden gesellschaftlichen Verwerfungen nur beschleunigt. Die Auflösung des Glaubens und die daraus folgende Leere führt zur gesellschaftlichen Kokonbildung von Lebensgemeinschaften, die eben als Ersatz zur gefühlten Nation wie als Schutz vor der Unüberschaubarkeit vermeintlicher Großräume und Globalisierungstendenzen, führen. Sie führt aber auch in Deutschland zunehmend zum Widerstand gegen eine BRD-Regierung und deren Strukturen von Verwaltungsbildung, die ihre Wurzeln leugnet, diese korrumpieren will und letztendlich sich um die Verantwortung drückt, der Nation die Nation in Form der Anerkennung der Geschichte und des Eigenanspruches auf Staatlichkeit zurück zu geben, über das die Nation selbst zu befinden hat. Dieser Umstand führt letztendlich zu Ihrer Eigenauslöschung mit ungewissem Ausgang und zur Neubesinnung auf die eigene Geschichte und das Bekenntnisses zu sich selbst, um der gefühlten Leere und Lebenslosigkeit, zu entfliehen. Und dem Anspruch einer neuen Spiritualität zu folgen, die untrennbarer Teil der materiellen Logik auch der Wissenschaft wird, ohne die eine Gesellschaft auf Dauer nicht zu leben vermag.

Eine Lehre, die auch als Lehre aus dem Untergang von Rom gezogen werden kann, das nicht an seiner vermeintlichen Sittenlosigkeit zerbrochen ist, sondern an seiner „ersten“ Globalisierungsform, da Rom schlicht die erneuerbare Kraft der Spiritualität und des Ansporns des Willens nach Ausrichtung, abhanden gekommen ist.

Diesen Weg geht gerade der Westen in einer sich schneller drehenden Welt, die Ihre Gewichtungen in ungeahntem Ausmaß verschiebt. Europa und hier speziell Deutschland werden diesen Prozeß in Eigenständigkeit wahrscheinlich nur bestehen können, findet Europa zu einer neuen Sinnhaltigkeit zurück, die bereits erkennbar, die Nationen wieder beleben, auf eine neue Basis gemeinsamer Erfahrung und Geschichte stellen, jedoch nicht auflösen, sondern neu bestimmen. Zu neuen Formen des gemeinsamen Lebens und der Abhängigkeiten finden lassen, die in diesem vor beschriebenen Büchlein in so vorzüglicher Weise angesprochen sind und auf Ihre Wirkungen harren. Deutschland wird zu seiner Geschichte zurückfinden müssen, die BRD-Schmach überwinden und mit Europa eine neue Gemeinsamkeit entwickeln müssen, was die Völker und die Deutschen nicht der Geschichte überantwortet und zu neuer Stärke, auch für die Welt, zurück finden. Wobei die Bestimmung der Religion und des Glaubens schlecht hin, daß so uralte Wurzeln des menschlichen Wesenscharakters ausdrücken und ohne das der Mensch nicht sind, sich neu aufstellen dürfte. Denn sein Wesenszug ist eben „ich denke, also Glaube ich“ (Cogito ego credo) Nicht als Widerspruch zur Wissenschaft, sondern als gleichwertiger Zug der Wissenschaft.

16.08.2010:

Über Rainer Kaltenböck-Karow