Mangelnde Trägervielfalt: Kommunen vergeben Chancen bei Kinderbetreuung

Viele Träger - höherer Koordinationsaufwand: Davor schrecken viele Kommunen zurück und betreiben Kindertageseinrichtungen - entgegen gesetzlicher Vorgaben - lieber selbst oder vergeben die Trägerschaft an die zumeist kirchlichen Institutionen, die bereits am Ort aktiv sind. Neue Träger, die die Angebotsvielfalt bereichern und Kommunen zusätzlich entlasten könnten, kommen kaum zum Zuge. Die Gemeinde Hallbergmoos macht eine Ausnahme: Dort gibt es inzwischen keine kommunalen Kindertageseinrichtungen mehr.

München/Hallbergmoos (eos) - Hallbergmoos, eine 9.500-Einwohner-Gemeinde nördlich von München macht vor, was Trägervielfalt in der Kindertagesbetreuung praktisch heißen kann. "Unsere Gemeinde hat inzwischen keine eigenen Kindertageseinrichtungen mehr", berichtet Herbert Kestler, persönlicher Referent des dortigen Bürgermeisters. "Drei verschiedene freie Träger führen unsere Krippen, Kindergärten und Horte. Künftige neue Einrichtungen sollen an weitere Träger vergeben werden." Damit entspricht die Kommune den gesetzlichen Vorgaben im Sozialgesetzbuch VIII, die festlegen, dass freie Träger Vorrang vor Kommune und Staat haben. Fachleute sprechen vom Subsidiaritätsprinzip. Außerdem sind Gemeinden gehalten, Eltern Wahlmöglichkeiten für die Betreuung ihrer Kinder zu bieten und sollten daher auf ein plurales Angebot achten. "In vielen Kommunen hält sich die Vielfalt allerdings in engen Grenzen", sagt Andrea Mauch, Leiterin für Bayern beim freien Träger Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH, der derzeit deutschlandweit 23 Krippen und Kitas nach dem innovativen pädagogischen Konzept element-i leitet. Neue Einrichtungen schüfen viele Kommunen noch immer am liebsten in Eigenregie oder vergäben die Trägerschaft an kirchliche Institutionen, berichtet Mauch. "Kleinere Träger ohne 'Geschichte' im Ort haben oft kaum eine Chance. Dabei könnten sie viel zur Angebotsvielfalt beitragen."

Drei Viertel der bayerischen Kitas in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft

Die Statistik von 2009 bestätigt: Die bayerischen Kommunen betreiben rund ein Drittel (30,1 Prozent) der Kindertageseinrichtungen in eigener Trägerschaft. Träger eines weiteren Drittels der Angebote ist die katholische Kirche (33,3 Prozent). Einrichtungen in evangelischer Trägerschaft machen 14,4 Prozent des Angebots aus. Insgesamt nur knapp 22 Prozent der Einrichtungen haben andere freie Träger: allen voran die großen Wohlfahrtverbände aber auch Elterninitiativen, Unternehmen, die eigene Kinderbetreuungseinrichtungen betreiben, sowie weitere frei-gemeinnützige und kleine privat-gewerbliche Träger.

Angebotsvielfalt für Familien - Entlastung für Kommunen

Dabei profitieren Eltern und ihre Kinder von einer größeren Angebotsvielfalt, die unterschiedliche pädagogische Konzepte und andere Rahmenbedingungen, zum Beispiel bei den Öffnungszeiten, einschließt. Für die Kommunen ergeben sich weitere Vorteile. "Wir kümmern uns zum Beispiel um den Bau neuer Kitas und entlasten die Gemeinde von dieser Tätigkeit", berichtet Andrea Mauch. "Außerdem bringen wir viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Unternehmen ein, die sich zum Teil gegen Belegplätze in der neuen Einrichtung an den Investitionen beteiligen oder - wo möglich und nötig - Bauplätze stellen." Herbert Kestler sieht auch Pluspunkte im kommunalen Alltag: "Der Gemeinderat als Entscheidungsgremium ist jetzt raus, das macht das System schneller und effektiver. Auch Personalführungsaufgaben entfallen für die Kommune."

DJI-Studie: Trägervielfalt als Hausforderung für Gemeinden?

Birgit Riedel vom Deutsche Jugendinstitut (DJI) beschreibt in einem Beitrag in DJI-Bulletin 1/2010 jedoch auch die Herausforderungen, die für Kommunen mit einer neuen Trägervielfalt verbunden sind. Im Rahmen einer explorativen Studie zum Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige stellte sie fest: "Kommunen mussten nicht nur die traditionellen Partner für den Ausbau gewinnen, sondern zugleich auf potenzielle neue Partner zugehen, passende Kooperationsangebote und -formen entwickeln und sich im Dialog mit unterschiedlichen Akteuren auf Modelle zur Finanzierung und Qualitätssicherung verständigen." Bereits in den Ausbaukonzepten die Vielfalt der Akteure aufzugreifen und die Fördermaßnahmen auf deren Handlungsbedingungen zuzuschneiden, habe sich als besonders förderlich beim Ausbau der Kinderbetreuungsinfrastruktur für unter Drejährige erwiesen.
Die Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH ist 2004 aus der 1988 gegründeten Konzept Unternehmensberatung hervorgegangen und ist Consultant für betriebliche Fragestellungen. In den letzten Jahren spezialisierte sich Konzept-e auf die Beratung von Unternehmen zu Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt auf Konzeption und Umsetzung von betrieblichen und betriebsnahen Kindertagesstätten. In diesem Bereich berät das Konzept-e auch Kommunen und setzt kommunale Projekte um.
Die zur Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH gehörende Konzept-e für Kindertagesstätten gGmbH leitet heute über 20 Kinderhäuser im gesamten süddeutschen Raum. Die Mehrzahl der Einrichtungen wird von Unternehmen getragen, die sich zu Vereinen zusammengeschlossen haben.
Konzept-e übernahm die Vereinsgeschäftsführung des KiND e.V. Stuttgart, des KiND und Beruf e.V. sowie die Geschäftsführung des Kind e.V. Dachverbandes (www.kind-dachverband.de).
Gemeinsam mit dem Kind e.V. Dachverband und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH führt Konzept-e den jährlich in Stuttgart stattfindenden Kongress für Betreuung und Bildung "Invest in Future" (www.invest-in-future.de) durch. Das Symposium wendet sich an Unternehmen, Träger sowie die öffentliche Hand und diskutiert Betreuungs- und Bildungsthemen aus pädagogischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht.
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27.05.2010: