VOM MENSCHEN ZUM KRISTALL - Konzepte der Lebenswissenschaften von 1800 – 2000

Die leidenschaftlichen Diskussionen um Gentechnik und Gentherapie, Stammzellforschung und ihre erwünschten oder befürchteten Anwendungen in allen Gebieten der Biowissen-schaften wie der Medizin, von der Therapie schwerer Krankheiten im Kindesalter bis zur Alters- und Demenzforschung haben deutlich gemacht, wie Entscheidungen von größter praktischer Bedeutung in allgemeinen Konzepten von Natur und Leben gegründet sind. Die Antwort auf diese Fragen ist für unser Bild vom Menschen von Bedeutung; sie bestimmt aber auch wesentlich mit, welche Rolle Politik und Gesellschaft der Förderung und Umsetzung von Schlüsseltechnologien zu Gesundheit und Lebensverlängerung zuerkennen.
Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen ist nicht neu, sie wird bereits seit langer Zeit geführt. Die Epoche um 1800 stellt einen Umbruch in der Geschichte der Wissenschaft und der Konzepte der Natur dar: In den Vordergrund der Forschung treten Fragen der Organi-sation des Lebendigen, insbesondere in seiner Beziehung zu den physikalisch-chemischen Grundgesetzen, aber auch mit ihren religiösen, philosophischen und ethischen Implikationen.
In dem seit Mitte Januar 2008 erhältlichen Buch setzen sich Autoren aus Naturwissen¬schaf¬ten, Medizin sowie aus den Geisteswissenschaften mit dieser Thematik auseinander. Die Erkenntnisstrategie der letzten 200 Jahre wird nachgezeichnet, die vom menschlichen Organismus zu den Zellen führt, und von den Zellen zu den einzelnen Molekül-Kristallen, aus denen sie aufgebaut sind. Doch gerade in jüngster Zeit zeichnet sich die Notwendigkeit ab, darüber hinaus Organismen in ihrer Gesamtheit auf der Grundlage neuer „emergenter“ Prinzipien zu verstehen: Die in den letzten Jahrzehnten so erfolgreiche molekulare Analyse des Organismus muss systembiologisch erweitert werden, um das ungeheure Potential der modernen Naturwissenschaften auch im gesundheitlichen Bereich voll nutzbar zu machen; ebenso muss die Diskussion der philosophischen, ethischen und gesellschaftlichen Konsequenzen unter Berücksichtigung dieser neuen Entwicklungen weiter geführt werden.
Hervorgegangen ist das Buch aus einem interdisziplinären Symposium der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in Verbindung mit der Goethe-Gesellschaft Heidelberg und der Universität Heidelberg, wobei 9 der insgesamt 12 Autoren einer (oder mehrerer) dieser Institutionen angehören.
Im Einzelnen werden folgende Themen behandelt: Verjüngung durch Liebe? (Dieter Borchmeyer), Ewiges Leben: Der Mensch eine unsterbliche Maschine ? (Christoph Cremer); Von der „generatio spontanea“ zu Virchows „omnis cellula e cellula“ (Thomas Cremer); War die Physik mit Goethe geschlagen? (H. Günter Dosch); Stammzellen, Alterung und regenerative Medizin (Ulrich Mahlknecht und Anthony Ho); Zur Goethe-Rezeption in der Naturwissenschaft (Peter Huber); Die Rolle des Vitalismus in den Lebenswissenschaften (Brigitte Lohff); Leben zwischen Polaritäten (Letizia Mancino); Natürliche Grenzen statt Ewiges Leben (Hans Mohr); War Goethe mit der Physik gesegnet? (Manfred Osten); Physiologie am Ende des 20. Jahrhunderts – vom System zum Molekül (Horst Seller).
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03.03.2010: |