Zwischen den Welten - Ein Hörspiel zum Mitlaufen über die Berliner Oberbaumbrücke

Märchenhafter Audioguide erklärt Kindern und Erwachsenen ein Berliner Wahrzeichen

Dieses Bauwerk ist voller Widersprüche. Als die Berliner Oberbaumbrücke Ende des 19. Jahrhunderts entstand, wurde sie sowohl als technische Meisterleistung gepriesen als auch als rückwärts gewandte Architektur geschmäht. Mit ihrem von einer Stahlkonstruktion getragenen Hochbahnviadukt und der darunter liegenden Fußgängerüberführung haben die Erbauer der Brücke ihr Faible für moderne Technik bewiesen. Zugleich verpassten sie dem Bauwerk jedoch das Gewand einer wehrhaften Stadtgrenze. Alle Stahlträger als Zeichen moderner Baukunst wurden hinter neogotischen Ziergiebeln aus märkischem Backstein versteckt. Der Fußweg unter der Eisenbahn erhielt die Gestalt eines mittelalterlichen Kreuzgangs. Zur Eröffnung im Jahr 1895 wirkte das bereits auf viele Betrachter lächerlich.

Die Geschichte der Brücke setzt sich in den folgenden 100 Jahren so widersprüchlich fort, wie sie begonnen hat. Auf Hitlers Geheiß erlitt sie kurz vor Kriegsende das Schicksal unzähliger strategisch wichtiger Bauwerke – die Brücke wurde gesprengt. Notdürftig repariert konnte sie zunächst wieder als Verbindung zwischen Friedrichshain und Kreuzberg genutzt werden. Mit dem Bau der Berliner Mauer jedoch erhielt die Brücke mit ihren beiden Wehrtürmen einen neuen, weiteren Wachturm und wurde Teil der Grenzanlage, die die Menschen in beiden Teilen der Stadt voneinander trennte.

Der Familienaudioguide „Zwischen den Welten“ nimmt die Besucher der Oberbaumbrücke mit auf eine Zeitreise von der Entstehung bis in die Gegenwart dieses außergewöhnlichen Ortes.

Die Berliner Audiokünstler von stadt im ohr entwickelten gemeinsam mit Grundschülern ein Hörspiel zum Mitlaufen: Mit Kopfhörer und Audioguide ausgestattet begeben sich die Besucher auf die Brücke und begegnen dort dem Drachen Dschali, dem Bewohner eines der beiden Türme. Gemeinsam mit Dschali lernen die Brückenerforscher einen Herold kennen. Der Königsbote verkündet, dass die Spree fortan an ihrem Eintritt nach Berlin mit einem großen Holzstamm – dem Oberbaum – verschlossen werden soll. Die Abenteurer reisen weiter durch die Zeit und begegnen Zimmerleuten, die hier eine Holzbrücke errichten. Erneut hundert Jahre später wachsen am dies- und jenseitigen Ufer des Flusses zwei Menschen auf, für die die Welt am Wasser endet. Die andere Spreeseite ist unbekanntes und geheimnisvolles Land. Die Brücke, die den Fluss überspannt, bildet eine unüberwindbare Grenze. Schließlich führt Dschali die Hörspaziergänger in das Jahr 1989. Die verschlafene Brücke wird Schauplatz eines ungeplanten Volksfestes. Tausende Menschen tummeln sich hier, Fremde umarmen einander, alle wollen endlich erkunden, wohin diese Brücke führt, die so lange verwaist gewesen ist.

„Zwischen den Welten“, der Familienaudioguide zur Erkundung der Oberbaumbrücke ist ab März 2010 ausleihbar auf der Kreuzberger Seite der Spree im Café San Remo Upflamör. Eltern und Kinder teilen sich ein Abspielgerät und zwei Paar Kopfhörer und bleiben so im Straßenverkehr mit einander verbunden. Die Tour dauert 45 Minuten, der Preis für einen Erwachsenen und ein Kind beträgt 5 €.

Hörbeispiele, Einzelheiten zur Ausleihstation, sowie Informationen über weitere Hörspiele zur Berlinerkundung: www.stadt-im-ohr.de

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Familien-Audioguide zur Oberbaumbrücke in Berlin19.22 KB