Traumhaus wird zum Alptraum

Ein eigenes Haus ist eine tolle Sache und oft ist es auch reizvoll, den Entstehungsprozess des Eigenheims selbst mitzubestimmen und zu verfolgen. Andreas Scherf allerdings hat vom Thema "Hausbau" die Nase voll. Sein Traum vom Wohnblockhaus entwickelte sich zu einem Albtraum, der sieben lange Jahre währte, drei Gutachter und eine Kammer des Bielefelder Landgerichts beschäftigte.
1998 entschlossen sich der Ingenieur und seine Frau Hilde Rüsing-Scherf, in ihrem Heimatdorf Bentfeld ein Wohnblockhaus zu bauen. "Ich habe im Ausland viele solcher Häuser gesehen", erzählt Scherf. Begeistert von der hohen Wohnqualität machte sich der 42-Jährige schlau ("Ich habe mich schon sehr gut informiert") und erteilte einem Betrieb aus Verl den Zuschlag. "Ich habe mich bewusst für einen Betrieb aus der Region entschieden", sagt Scherf. Denn so könnten eventuell auftauchende Probleme leichter beseitigt werden, glaubte er damals.
Die gab es dann auch tatsächlich. Und zwar nach der Fertigstellung und dem Einzug der fünfköpfigen Familie in das 187 Quadratmeter große Domizil, für das schlüsselfertig, aber ohne Keller und Haustechnik rund 150.000 Euro zu berappen waren. Eines Nachts habe es richtig "Knack" gemacht, erinnert sich Scherf heute, und damit begann das Dilemma.
Das Haus sei einsturzgefährdet, konstatierte ein eilends eingeschalteter Experte. Ein Beweissicherungsverfahren folgte, drei Gutachter schauten in den jeden Winkel des Hauses und fertigten neun Expertisen zur Scherf'schen Wohnstätte an. Sich ausbeulende Wände, schiefe Fußböden, schwächliche Trägerbalken, Undichtigkeiten und vieles mehr dokumentierten sie. Ein Horrorbild, dem sich nun nach immerhin sieben Jahren auch die 9. Zivilkammer des Landgerichts Bielefeld nicht entziehen konnte. Sie kam zu dem Schluss, dass die Werkleistung des Verler Holzbauunternehmens "zahlreiche, schwer wiegende und insbesondere auch die Statik des Gebäudes betreffende Mängel aufweist". Demnach habe das Haus einen Wertverlust von 23,6 Prozent erfahren, was knapp 41.000 Euro entspricht. Diese Summe soll nun die Firma dem gepeinigten Häuslebauer erstatten – ebenso die fällig werdenden Sanierungskosten in Höhe von 68.922 Euro und 10.000 Euro für Umzugskosten. Letztgenannter Betrag ist nämlich anzusetzen, wenn sich die fünf Scherfs während der vier Wochen andauernden Sanierung in ein Hotel einquartieren müssen.
Rund 100.000 Euro darf Andreas Scherf, der wohlweislich von der Schlussrechnung runde 35.000 Euro einbehalten hatte, somit jetzt noch erwarten. Dass diese Summe allerdings jemals auf sein Konto verbucht wird, hält der Ingenieur für fraglich. Die Firma, die nun endlich zahlen soll, sei nicht mehr greifbar, sondern agiere jetzt unter einem anderen Namen in Paderborn, erzählt er.
Von einem Glücksgefühl ist er also noch weit entfernt. Das Haus hat nun gar nicht das Flair und Aussehen, wie es Andreas Scherf und seine Familie geplant hatten. Schwer wiegen allerdings auch die Enttäuschungen, die Andreas Scherf bei seinem langen Rechtsstreit immer wieder erleben musste, wenn er Hilfe suchte. Die Bielefelder Industrie- und Handelskammer, die Innungen und auch die dortigen Verbraucherschützer hätten keinen Beistand geleistet, sondern sich vielmehr schützend vor den Verler Betrieb gestellt, beklagt Scherf traurig.
Und dann ist da noch "die Scham", sagt der Bentfelder. "Was denken nur die Nachbarn, dass Du hier so ein Theater hast" – das ist auch ein Gedanke, der ihm oft durch den Kopf geht, wenn er die umfangreichen Akten wälzt oder rund um sein Haus geht. Az..: 9O219/00
Das darf nicht sein:Hilde Rüsing-Scherf ist auf die Wände ihres Wohnblockhauses alles andere als stolz. Wie hier wölben sich in ihrem Domizil an etlichen Stellen die Wände. Dabei wollten die Bentfelderin und ihr Mann nur ein bisschen mehr Wohnqualität
Neue Westfälische Juni 2006, Artikel von Jutta Steinmetz
Zitiert von Andreas Scherf, Delbrück - Bentfeld

01.10.2009:

Über Andreas Scherf

Vorname
Andreas

Nachname
Scherf

Adresse

Wirkshof 12
33129 Delbrueck - Bentfeld

Homepage
http://www.andreas-scherf.com

Branche
privat