Das Ziel beim Ironman ist: to finish - egal wie. Nur nicht aufgeben.

Der längste Tag des Jahres des Jahres, die höchste Arbeitsbühne der Welt!

Langener Waldsee, Sonntagmorgen, 6.45 Uhr: Der Startschuss zum Ironman 2009 fällt, mehr als 2.300 Triathleten machen sich auf den Weg. Der Frankfurter Ironman verlangt den Sportlerinnen und Sportlern alles ab. Sie schwimmen, radeln, laufen. Alle Disziplinen werden direkt und unmittelbar nacheinander ausgetragen, ob in Hawaii, Kanada oder Frankfurt - und das bei großer Hitze. Der Ironman ist ein Event der Extreme. Bei dem Wettbewerb, der zum vierten Mal als Europameisterschaft ausgetragen wird, werden auch 120 Qualifikationsplätze für die Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii vergeben.

In aller Frühe also ertönt der Startschuss am Waldsee in Langen. Nach dem Schwimmwettbewerb über 3,8 Kilometer folgen 180 Kilometer Radrennen und 42,195 Kilometer Laufen. Das Besondere an der Schwimmstrecke ist, dass die Teilnehmer nach rund 2,3 Kilometern einen kurzen Landgang zu absolvieren haben. Nach dem Schwimmen geht es aufs Rad. Vom Langener Waldsee führt die Strecke durchs Rhein-Main-Gebiet und den Taunus bis in die Wetterau. Zu den Highlights gehören "The Hell", die Steigung im historischen Ortskern von Maintal-Hochstadt, die "Burgmeile" in Friedberg und der "Heartbreak-Hill" in Bad Vilbel. Der abschließende Marathon-Lauf findet an beiden Ufern des Main statt. Zieleinlauf ist auf dem Frankfurter Römerberg. Diese Streckenführung ist ausgesprochen zuschauerfreundlich, denn die Athleten passieren die Fans mehrfach. In der letzten Runde führt die Strecke die Läufer ins Ziel auf den Römerberg, wo tausende Zuschauer für eine großartige Stimmung sorgen. Sie feuern die Triathleten an und jubeln. Eine bessere Motivation gibt es kaum. Top-Athlet Timo Bracht erfährt es an diesem Tag am eigenen Leib.

Lokalmatador Bracht "auf dem Zenit"

Neben dem Titelverteidiger vom vergangenen Jahr, dem Australier Chris McCormack, der auf der knapp 226 Kilometer langen Strecke unter acht Stunden blieb, hat sich auch Topathlet und Lokalmatador Timo Bracht aus Eberbach auf die Strecke begeben. "Es ist einiges von mir zu erwarten. Ich bin auf meinem Zenit. Ich will da weitermachen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe", sagte der 33 Jahre alte Bracht im Vorfeld der Veranstaltung. Bracht war nach seinem Sieg in Frankfurt 2007 im vergangenen Jahr Dritter geworden war.

Leder will aufs Treppchen

Mit Sandra Wallenhorst (Hannover) und Yvonne van Vlerken (Niederlande) messen sich zwei der schnellsten Triathletinnen der Welt. Nach Hawaii 2008 ist es das erste Duell der beiden Top-Favoritinnen von Frankfurt, in dem auch Lokalmatadorin Nicole Leder aus Darmstadt mitmischen will. Auf Hawaii wurde Wallenhorst 2008 Dritte hinter Siegerin Chrissie Wellington (England) und van Vlerken. In Frankfurt ist Wellington, die Siegerin von 2008, allerdings nicht am Start.

Ironman bleibt in Frankfurt

Erst jüngst war entschieden worden, dass der Ironman Europe mindestens bis 2016 in Frankfurt ausgetragen wird. Damit sind auch Drohungen von Anwohnern des Römerbergs vom Tisch, die wegen der Lärmbelästigung gerichtlich gegen das sportliche Großereignis vorgehen wollten. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) hatte sich in den Streit eingeschaltet. Von 2010 an wird das Ende der Veranstaltung allerdings von 23.00 Uhr auf 22.00 Uhr vorverlegt.

Ironman

Ein ganzes Jahr knochenharte Vorbereitung auf diesen einen Tag, den „längsten Tag des Jahres“, wie ihn die Athleten nennen, und die wissen genau warum. Zum Ironman werden nur die Besten der Besten eingeladen, sagt Veranstalter Kurt Denk. Die Konkurrenz sei wahnsinnig groß und die Teilnehmer wollen sich ihre Startnummer für Hawaii sichern, betont Timo Bracht.

Ziel nach 3,86 km schwimmen, 180 km Rad fahren und einem Marathonlauf von 42,195 km, direkt und unmittelbar nacheinander ausgetragen, ist: to finish, also anzukommen, egal wann, fast egal wie: aufrecht gehend oder laufend, gestolpert, gestürzt, stürzend oder sich sonst wie fortbewegend, auf dem letzten Loch pfeifend, auf den Brustwarzen robbend, nur eigenständig muss es sein.

Es wird superspannend beim Ironman 2009, erst bei den Männern, dann bei den Frauen. Der Letztjahres-Sieger Chris McCormack bemerkt, er habe sein schlechtestes Schwimmen seit Beginn seiner Karriere geschwommen. Er musste seinen Neoprenanzug vor lauter Hitze öffnen, Wasser zur Kühlung einlassen, aber auf dem Rad fühlte er sich großartig. In Hawaii wird er stärker sein, so McCormack. Er macht „nur“ den dritten Platz, er sei zufrieden damit, sagt er. Sieger wird Timo Bracht. Er hat mit 7:59:15.das härtestes Rennen seiner bisherigen Laufbahn absolviert. Er schwamm noch nie so gut und beim Radfahren unterstützte ihn McCormack. Der lobt seinen Konkurrenten und Sieger auf eine Art, dass man´s ihm glaubt, absolut sportlich, absolut fair. Überglücklich meint der 33 -jährige Sieger aus Eberbach am Neckar, es habe keine Schwächephase während des Rennens gegeben. Timo Brachts Augen schimmern verdächtig während des gesamten Interviews. Das Publikum habe ihm zum Sieg verholfen, sagt er immer wieder.

Ironwoman

Herbert Steffny, Trainer von Sandra Wallenhorst, ist marathonerfahren, dem muss man nix erzählen, der weiß, wo der Hase läuft und vor allem auch wie, nämlich mit angemessenem Tempo. Ruhig, nicht sooo schnell, das Rennen entscheidet sich auf den letzten 30 km, sagt er, während er ein Stück Weg neben der Favoritin herläuft. Wo denn ihre Konkurrentin sei, fragt die im Lauf. Das ist jetzt egal, sagt Steffny, schau nach vorne, konzentriere dich auf deinen Sieg und drossel dein Tempo. Noch 6 km. Der Lebensgefährte von S W. beugt sich in die Laufbahn, drückt mit beiden Händen energisch die Luft nach unten. Langsamer, lauf langsamer.

Steffny hält diesen Ironman 2009 für schwierig. Es gibt viele Untergrundwechsel, dazu die unglaubliche Schwüle. Er selber lief den Frankfurt-Marathon dreimal, aber nie eine so schwierige Strecke wie diese, sagt er. Sandra Wallenhorst sei in Top-Form, bei den Trainings-Vorbereitungen auf dem Rad war er froh, in ihrem Windschatten mithalten zu können.

Der Krimi bei den Frauen sieht so aus: Nicole Leder und Sandra Wallenhorst steigen gleichzeitig vom Rad, es gibt mehrere Führungswechsel. Und dann zieht Wallenhorst an Leder vorbei und merkt es vor Anstrengung nicht mal. Auch nicht, dass Yvonne van Vlerken immer wieder Gehpausen einlegt, um nicht aufgeben zu müssen. Coach Steffny holt Wallenhorst ein, hält ihr Tempo, teilt es ihr mit. Lächelnd läuft sie weiter. Überholt all die Mehr-oder-weniger- Athleten, die die Strecke bevölkern. Das ist einerseits nervig, spornt aber natürlich auch an. Und die vorurteilsfreien Läufer - nur jeder 9. Teilnehmer ist eine Frau - denen es egal ist, ob Frau oder Mann sie überholt, honorieren diese Leistung mit anerkennendem Zuruf oder feuern händeklatschend an. Egal, wie, es zaubert der Läuferin ein zusätzliches Lächeln ins Gesicht, trotz der irrsinnigen Anstrengung. An der Mainuferstraße läuft sie in die letzte Runde, bekommt ihr letztes Bändchen, für jede geschaffte Runde gibt es ein andersfarbiges, End-Ziel ist der Römerberg. Wallenhorst hört nicht auf zu lächeln, strahlend erreicht sie den Roten Teppich, läuft mit weit ausgebreiteten Armen ins Ziel und klatscht alle Hände ab, die sich ihr bereitwillig entgegenstrecken. Die begeisterten Zuschauer sind heiß sind auf eine Berührung mit der großartigen Athletin. Aber das ständige Lächeln ist doch sicher show, sagt ein Zuschauer. Könnte man meinen, ist aber nicht so. Es ist einfach i h r Tag, i h r Sieg. Und außerdem: Nach 8:58:08 Stunden in brütender Hitze lächelt keine Ironwoman mehr, es ei denn, sie hat die Kraft dazu. Wie Sandra Wallenhorst.

Die Zweite, Nicole van Vlerken, läuft ins Ziel: ein Schritt, noch ein Schritt, noch ein…es geht nicht mehr, kein Schritt geht mehr, Betreuer ziehen, tragen, heben sie den letzten Schritt hinein ins Ziel. Ob physische oder psychische Unterstützung vermag der Zuschauer kaum zu unterscheiden. Die Blicke sind auf das Gesicht der Top-Athletin gerichtet, die unsagbare Anstrengung unverkennbar. Und dann, nach 9 Stunden, 5 Minuten, ist Nicole Leder selige Dritte. Sie qualifiziert sich hier mit dieser Leistung für den Ironman Hawaii.

To finish

2250 Läufer sind noch unterwegs. Die Letzten werden bei Dunkelheit das Ziel erreichen. Egal, es gilt: to finish. Nur nicht aufgeben, egal, wie lange es dauert. Frau Roth gratuliert der Siegerin als eine der Ersten. Das macht sie gut, weil kurz. Ich bin Frau Roth, die Oberbürgermeisterin von Frankfurt, herzlichen Glückwunsch zu ihrem Sieg. Im anschließenden Interview sagt Wallenhorst, ja, es sei verdammt hart gewesen, aber auch verdammt schön, sie sei sooo glücklich. Ja, ihr Trainer habe recht, sie sei die erste Strecke zu schnell angegangen, sie sei halt ein Dickkopf. Aber ihr Trainer habe recht und sie werde beim nächsten Mal auf ihn hören.

Die höchste Arbeitsbühne

Das HR -Fernsehen überträgt den Ironman in einer Live-Sendung. Wolfgang Latton von GL Verleih Arbeitsbühnen GmbH hat sich dafür eingesetzt, dass dem Kamera-Team des HR die höchste Arbeitsbühne der Welt, die ATA, zur Verfügung steht. Dass Eisele AG Crane & Engineering Group und GL Verleih Arbeitsbühnen partnerschaftlich zusammenarbeiten, dürfte inzwischen bekannt sein. Die Eisele- Bühne ist am Sachsenhäuser Ufer positioniert, mit Blick auf den Römer. Regisseur, Aufnahme- und Produktionsleiter des HR -Teams loben die spektakulären Aufnahmen, die sie von der 103-m-Bühne herab machen konnten, sie sind begeistert von den tollen Bildern, erzählt Wolfgang Latton.