Der bedarfsorientierte Energieausweis: Teuer und doch falsch?

Nach über einem Jahr Ausweispflicht und jeder Menge ausgestellter Bedarfs- und Verbrauchsausweise lässt sich feststellen: Sowohl die Panikattacken vieler Lobbyisten gegenüber dem einfachen und billigen verbrauchsbasierten Energiepass als auch deren Hohelied auf den bedarfsorientierten Energieausweis waren verfrüht, übertrieben und wahrscheinlich komplett falsch.

So ließ sich in vielen Fällen feststellen, dass bei ein und demselben Gebäude die Ergebnisse des Bedarfsausweises z.T. sehr stark von den Energiekennwerten des Verbrauchsausweises abwichen. Insbesondere traf das auf ältere Bestandsgebäude zu. Hier lag der Bedarfswert für Endenergie im Mittel 80-100 kWh/m²a über dem Verbrauchskennwert des Verbrauchspasses. Solche Abweichungen sind durch ungewöhnliches Nutzerverhalten nicht zu erklären, zumal es eine klare Tendenz und keinerlei Abweichungen in die andere Richtung gab.

Zu erklären ist es natürlich mit dem Berechnungsalgorythmus des Bedarfspasses, der auf abweichende Raumtemperaturen (Absenkung) in einzelnen Räumen, die in der Realität überall anzutreffen sind, z.B. nicht eingeht.

So werden Bauphysik und Heizungsanlage mit dem bedarfsorientierten Energieausweis zwar vergleichbar berücksichtigt, die ausgegebenen Bedarfswerte lassen aber keinerlei realitätsnahen Rückschluss auf die tatsächlichen Verbrauchsdaten des Gebäudes zu. Und an der Stelle verliert der Ausweis sowohl für Eigentümer als auch für Mieter seinen Wert. Falsch ist er deshalb natürlich noch lange nicht.

Der Verbrauchsausweis ist aus Sicht der Verbraucher generell aussagekräftiger. Die Verbrauchsabweichung beträgt bei extremen Nutzungsunterschieden max. 20%, liegt also in Extremfällen noch unter der mittleren Abweichung von Bedarfsausweisen.

Der Bedarfsausweis ist vor allem dann zu empfehlen, wenn im Rahmen geplanter Sanierungsmaßnahmen Einspar- und Modernisierungspotentiale aufgedeckt werden sollen.

Quelle: Der Energiepass - Blog

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