Straße frei für Jazz, Blues, Funk und Samba

Paul Wucherpfennig alias „de Paul“ lenkt am Sonntag, 5. Juli, 16 Uhr die siebte Groß-Umstädter „Summer JazzParade“ durch die Stadt.

Geht in Groß-Umstadt ein nicht alltägliches Musikereignis über die Bühne, passiert dies meist unter der Regie des promovierten Germanisten Paul Wucherpfennig, welcher während der vergangenen zwei Jahrzehnte auf eine ganze Reihe von Veranstaltungen zurückblicken kann. Dafür und für sein Engagement als „MundArt-Komponist“ und Texter erhielt er 2000 den Groß-Umstädter Kulturpreis, der bis heute nur selten vergeben wurde. „SchlossRevue“, „JazzLounge“ und „Soirée im Schloss“ sind nur einige von etlichen kulturellen Besonderheiten, die der ideenreiche Veranstalter Paul Wucherpfennig - auch „de Paul“ genannt - ins Leben rief.
Über das Jazz-Spektakel und das am 7. und 8. August stattfindende „Klassik Open Air“ sprach Gerald Block mit dem Initiator.

Block: Paul, anlässlich der „JazzParade“ und des „Klassik Open Air“ gelingt es dir in Kooperation mit der Stadt Groß-Umstadt jedes Jahr, tausende von Besuchern nach Umstadt zu locken. Warum?
Wucherpfennig: Weil sich unsere Gäste auf „große Welt im vertrauten Kleinstadtrahmen“ freuen. Und weil sie inmitten der einzigartigen Umstädter Atmosphäre spektakuläre und farbenfrohe Musikevents erleben können. (Mehr unter: http://www.u-kult.com/).

Block: Wie kam´s zu der sprichwörtlichen „Parade-Idee“?
Wucherpfennig: Vor Jahren schwärmte ich mal meinem Kleinkunst-Mitveranstalter Bernd Stengel vor, dass es toll wäre, Bands à la New Orleans durch Umstadt ziehen zu lassen. Monate später erkundigte sich Bernd, der heute leider nicht mehr lebt, wann denn die Parade endlich soweit sei? Das war der Start zum gemeinsamen Projekt. Schön finde ich, dass unser Kulturamt für meine Ideen bisher immer offen Ohren hatte.

Block: Klassik als „Open Air„ ist ungewöhnlich. Trotzdem hast du’s in Groß-Umstadt populär gemacht. Was hat dich dazu veranlasst?
Wucherpfennig: 1997 konnten wir über den Produzenten Mino Siciliano den Tenor Mario Andretti verpflichten. Mino wollte unbedingt Umstadts Marktplatz als Kulisse. Schnell konnte ich die Stadt für „Klassik im Freien“ gewinnen, doch am Tag der Premiere goss es zunächst wie aus Kübeln. Eine Stunden vor Beginn verzogen sich die Wolken, unsere Gäste strömten aus allen Richtungen herbei – und unser erstes „Klassik Open Air“ schlug ein wie der Blitz.

Block: Was ist das Besondere an Groß-Umstadt?
Wucherpfennig: Wir leben hier auf einer echten Weininsel, in der die Menschen vom Gold der Reben und allem was dazugehört geprägt sind. Daneben sorgt Umstadts mediterranes Flair für eine ganz besondere Atmosphäre. Im Übrigen ist „Autmundisstat“ - so hieß Groß-Umstadt im 7. Jahrhundert - mit seinen etwa 22.000 Einwohnern recht überschaubar.

Block: Aber im nächsten Jahr wird’s wohl beim großen Ukulelenfestival nicht mehr so ruhig sein?
Wucherpfennig: Ja, das „Europäische Ukulelenfestival“ wird wieder viele Besucher zu uns führen. Rick Sauer, der als Umstädter Ukulelenbauer bereits Künstler wie Stefan Raab und Götz Alsmann belieferte, Groß-Umstadt und ich wollen es voraussichtlich 2010 erneut veranstalten. Etliche Workshops sind angesagt, und viele liebenswerte Menschen werden aus aller Welt erwartet.

Block: Paul, geboren bist du in Darmstadt. Was hat dich bewogen, circa zwanzig Kilometer weiter nach Osten zu ziehen?
Wucherpfennig: Gut - ich bin zwar in Darmstadt geboren, aber aufgewachsen in Groß-Zimmern - somit „Zimmerner“. Mit 16 führte mein Weg oft nach Umstadt, später machte ich dort mein Abitur. Der Liebe wegen zog ich schließlich in die Weinstadt.

Block: Wie ist der Germanist, Sprach- und Literaturwissenschaftler Dr. Paul Wucherpfennig zum Kulturmanager geworden?
Wucherpfennig: Also, das mit dem Studium und Doktor waren Jugendsünden (Paul lacht), immerhin verdiente ich bereits in den 80ern meine Brötchen mit Gigs, Musik und dem Umstädter Kleinkunstkeller „Le Camp“. Obendrein war ich bei Plattenfirmen wie CBS und Ariola unter Vertrag. Daneben studierte ich beharrlich. Nach meinem Abschluss entwickelte ich Konzepte und gründete später mein Groß-Umstädter Medienbüro „Transmedia Productions“. Der Rest ergab sich…

Block: Wie lautet denn das Thema deiner Dissertation?
Wucherpfennig: (de Paul wirft die Stirn in Falten) Kollaborateure der Vernunft - Literarische und publizistische Wegbereiter und Begleiter Napoleons in Deutschland. Ein verdrängtes Kapitel der Deutschen Literaturgeschichte.

Block: Paul, du hast in Umstadt eine ganze Reihe von Musikveranstaltungen auf die Beine gestellt. Wie entsteht ein solches Programm?
Wucherpfennig: Meist habe ich bei einer guten Idee bereits ein Szenario im Kopf, bei dem ich die Lokation, das Publikum und die Preisstruktur mit einbeziehe. wird’s konkreter, rede ich mit den Verantwortlichen, ob sie an meinem Vorhaben interessiert sind. Ist das der Fall, geht’s ans Feinkonzept und an die Terminplanung. Manchmal kommen jedoch Leute auf mich zu, die mir ihre durchaus guten Ideen antragen.

Block: Mal `ne ganz andere Frage: Wäre in Sachen Veranstaltungen für dich eine Engagement in Darmstadt eine Thema?
Wucherpfennig: Warum nicht? Darmstadt besitzt einige schöne Plätze, auf denen das eine oder andere Programm sicher laufen könnte. Insofern wäre das schon interessant...!

Block: Wo findest du deine Ideen?
Wucherpfennig: Eigentlich überall. Es kommt vor, dass ich im Bett mitten in der Nacht noch schnell mal ein paar Notizen anfertige. Oder beim Waldlauf, da kann ich unheimlich gut in mich hinein horchen.

Block: Siehst du dich als „Team-Mensch“ oder mehr als den „Einzelkämpfer“?
Wucherpfennig: Natürlich bin ich einerseits Team-Mensch – weil ich als Einzelner die ganze Arbeit gar nicht erledigen könnte. Anderseits entwickle ich meine Konzepte gern im stillen Kämmerchen. Und wenn man etwas durchsetzen muss, braucht man auf jeden Fall Einzelkämpferqualitäten.

Block: Neben deinen Schallplatten- und CD-Produktionen warst du auch als Ideengeber für Radio FFH tätig. Wie bist du an den Hessischen Sender gekommen?
Wucherpfennig: Anfang der 90er klopfte Radio FFH an meine Tür, ob mir als „MundArt-Spezialist“ etwas zum Thema Hessen einfiele? Daraufhin konzipierte ich die Kampagnen „Mehr Hessen auf FFH“ und „Mehr Musik auf Radio FFH“. Später landete ich Hits wie „United Gold“, den ich eigens für die Olympiade in Seoul geschrieben hatte und „Holy is the Night“ - eine FFH-Weihnachtsproduktion.

Block: Hast du im Hinblick auf deine Arbeit alles erreicht? - oder gibt es noch unerfüllte Träume?
Wucherpfennig: Nein ... Eigentlich habe ich in all den Jahren viel bewegen können, und ich konnte mich stets irgendwie verwirklichen. Wenn es in unserem wunderbaren Umstadt so weiter läuft wie bisher, wäre ich mehr als zufrieden – oder besser gesagt: glücklich.

© Fotos: Karl Johmann
© Interview: Gerald Block

Gerald Block
Freier Autor/Dipl.-Betriebsw.
64295 Darmstadt
Tel: 0171-17 55 705
gerald.block@gmx.de

Mehr zu den Events und zu Dr. Paul Wucherpfennig:

Kult- & Kultur-Veranstaltungsportal der "Odenwälder Weininsel" Groß-Umstadt: www.u-kult.com/

Transmedia Productions (Medienbüro)
http://www.transmedia-productions.de/

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Paul Wucherpfennig alias "de Paul" mit seiner Dobro328.55 KB
Paul Wucherpfennig goes Flamenco151.7 KB
03.07.2009: |