Unterwegs auf dem Larapinta Trail in den MacDonnell Ranges

Wandern im Roten Zentrum Australiens

Larapinta Trail © Flickr, andydolman

Ich blicke auf einen 350 Millionen Jahre alten Felsen, der in gleichmäßigen, parallelen Rippen eingeritzt ist und auf dem Gipfel eines Berges im Zentrum Australiens liegt. Er sieht aus wie eine Fußspur eines Riesen, der Schuhe mit gerippten Sohlen trug. Vielleicht die von König Neptun? Das Felsstück, das sich vor Jahrtausenden aus Sandriffelungen auf einem Ozeanboden verhärtet hat, liegt heute am oberen Rand der West MacDonnell Ranges, 1.000 Meter über dem Meeresniveau und 1.300 Kilometer von dem Ozean entfernt, der ihn einst geformt hat.

"Man nennt ihn einen "Riffelmarkierungs"-Felsen", erklärt Hamid, ein Geologe, mit dem ich auf dem Larapinta Trail im West MacDonnell National Park unterwegs bin, 100 Kilometer westlich von Alice Springs. Wir - das sind acht von uns - wandern gemütlich nach Westen in Richtung Counts Point Ridge, wo unser Führer Adrian Halt macht. Von hier sehen wir Mount Sonder in der Ferne, ein malvenfarbenes Massiv, das einer liegenden schwangeren Frau ähnelt. Er zeigt uns den nahegelegenen Gosse Bluff, wo ein riesiger Komet in die Erde einschlug - das größte Ereignis, das hier in den vergangenen 130 Millionen Jahren stattgefunden hat.

Spinifex, Cycadeen, Echsen, Milane und Kakadus - diese, und unsere Fußfallen, begleiten uns bei unserer Wanderung über den Larapinta Trail. Diese Reihe von Tageswanderungen entlang der Bergkette kann in Einzelabschnitten oder als Ganzes auf einer herausfordernden 230 Kilometer Wanderung zurückgelegt werden. Wir sind auf einem Dreitagesausflug, der aus Wanderungen mit einer Länge von vier bis 16 Kilometern besteht. Jeden Abend kehren wir in unser Lager auf einer Lichtung zurück nahe der Ruinen des Serpentine Chalet, eines gescheiterten Touristenunternehmens aus den späten fünfziger Jahren.

Am ersten Tag klettern wir in einen Land Cruiser und fahren zum Stanley Chasm in der Chewings Range, die noch Teil der "West Macs" ist. Dann folgt ein vier Kilometer langer Rundweg. Wir klettern über Treppen aus zerklüfteten Basalt, die von Geistereukalypten mit silberfarbenen Stämmen überragt werden, bevor wir dem engen und ausgetrockneten Bachbett des Stanley Chasm zurück folgen. Dieser Kletterabstieg macht einigen von uns Spass, ist aber für ein Paar, das Höhenangst hat, eine Herausforderung. Wir müssen uns durch ein Schlüsselloch hindurchzwängen, über einen eingeritzten Baumstamm hangeln, auf der Kehrseite über Felsen rutschen, die von zahllosen Wasserfällen während der Regenzeit glatt gewaschen wurden.

In unserem Lager schlafen wir in Leinenhängematten im Freien. Zelte stehen zur Verfügung, aber ich will die Chance auf keinen Fall verpassen, im Roten Zentrum des Kontinents unter der Sternenkuppel zu schnarchen. Trotzdem muss ich mir einen Lichtschutz über die Augen ziehen, da das Licht des vollen Mondes über mir so intensiv leuchtet. Am Morgen nähern sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt, aber es lohnt sich zu frieren.

Der zweite Tag ist lang: Abschnitt Acht des Larapinta Trails mit einer Länge von 16 Kilometern. Der Northern Territory Parks and Wildlife Service hat den Pfad gut gekennzeichnet und Wassertanks am Ausgangspunkt des Pfads aufgestellt, aber es gibt kein Wasser in den Hügeln der Wüste. Jeder von uns trägt drei Liter in unseren Rucksäcken, gerade genug, um es durch den Tag zu schaffen, der immer heißer wird.

Wir schleppen uns über Felsen, die so alt sind, dass sie bereits vor den Wirbeltieren der Erde vorhanden waren, und so erreichen wir den Gipfel der hohen Bergkette, von wo aus sich ein Panorama der Heavitree und chewings Ranges öffnet, die sich von hier in grünen, ockerfarbenen Tönen ins Unendliche erstrecken.

Der Himmel ist tiefblau, aber der Abstieg vom Gipfel in die Hitze ist anstrengend. Wir wandern durch das Tal, in dem absolut kein Schatten zu finden ist. Die Ein-Kilometer-Markierungen des Pfades scheinen immer weiter auseinander zu rücken. Dann, endlich, gegen Abend - unser Lager. Ruhe und Wasser. Ein loderndes Feuer. Salat und üppiger Fisch zum Dinner.

"Lara Pinta", das Wort der Arrernte Aboriginees für den Finke River im Zentrum Australiens, bedeutet "Brackwasser". Der Name wurde dieser Kette beliebter Wanderwege verliehen, obwohl der Larapinta Trail kein traditioneller Weg der Aboriginees ist. 2002 baute die Park- und Wildbehörde die 12 Abschnitte des Wegs aus und setzte Wegmarkierungen. Zwischen April und September jedes Jahr wandern Hunderte von Wanderern darauf, entweder mit professionellen Führern oder auf eigene Faust.

Nach einer wärmeren Nacht frühstücken wir bei Kaffee und Teekuchen. Danach unternehmen wir zwei kürzere Wanderungen an unserem letzten Tag, vom Serpentine Chalet zum Inarlunga Pass und eine Rundwanderung durch die Ormiston Gorge. Mehr Geistereukalypten, die den saphirblauen Himmel umfassen, und die orangen Quarzitklippen. Mehr Wandern über Land, hügelhoch und Zu-Tal-Schlittern, aber inzwischen sind wir viel fitter und das Wandern fällt leichter.

In ambulans solvitur - "beim Wandern löst sich alles". Zwischen dem strahlenden Himmel und der Spinifexerde mit ihren von Neptun geriffelten Felsen ist die Person, die du auf dem Trail triffst, vor allem du selbst. Der Rhythmus der Schritte wirkt hypnotisierend. Wir treiben durch unsere eigene Gedankenwelt und lösen dabei vielleicht einige der kleinlichen Probleme unseres entfernten Alltagslebens. Oder auch nicht. Der wandelnde Tagtraum endet spektakulär, als wir eine Biegung am Inarlunga Pass umrunden und seine berühmten Ockergruben vor uns sehen. Vertikale Streifen in Schwefelgelb, Kalkweiß, verbranntem Umbra, Tieforange und Maulbeerrot verlaufen senkrecht entlang der 50 Meter langen Klippe. Eingeborene Händler sammelten diese Farben, die für zeremonielle Körperbemalung sehr geschätzt waren, und tauschten sie gegen andere Waren entlang uralter Handelsrouten aus, die bis zum Ozean im Norden und Süden reichten.

Unsere letzte Wanderung durch die Ormiston Gorge ist ebenso spektakulär und endet neben einer Reihe von tiefen Teichen, deren windlose Gewässer jedes Detail der über ihnen aufragenden hellockerfarbenen Klippen widerspiegeln. Von einem kleinen Vorsprung dort oben beobachtet ein Felswallaby unsere Ankunft und unseren Abmarsch zurück in unsere Welt.

Reisen ins Rote Zentrum Australiens können Sie buchen unter:

Adelaide Ayers Rock Darwin Mietwagenreise
Alice Springs Uluru Kings Canyon Autoreise

Kontakt und weitere Informationen unter:

TravelWorldOnline
Rathenaustr. 32
80937 München
Tel. 089 / 3119181
Fax. 089/ 3166032
Email: webmaster@travelworldonline.de
http://www.travelworldonline.de/australien-mietwagenreisen-norden.html

Weitere Informationen zu Australien

06.05.2009: