Die Nuraghen, die heiligen Brunnen und die Gigantengraeber Sardiniens. Ist Sardinien die Insel von Atlantis?

Das Volk der Türme hat Sardinien eingenommen! Es hat auf der ganzen Insel seine Nuraghen verteilt. Es gibt keinen Winkel an der Küste oder im Landesinneren, an dem nicht ein Zeugnis der Existenz des Nuraghenvolkes steht. Eine geheimnisvolle Kultur, die in Barumini eines der herausragendsten Beispiele dieser vergangenen Architektur hinterlassen hat.
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts lag zwischen den Orten Barumini und Tuili (am Fuß der Giara von Gesturi) ein ungewöhnlicher Hügel. Eigentlich war es nicht die Form, die einen so überraschte, sondern die Tatsache, dass eine Art Fensterchen zu sehen war. Viele Jahre überlieferte und erzählte man sich Mythen und Legenden, die vor allem die Kinder davon abhalten sollten, sich diesem geheimnisumwitterten Ort zu nähern.
Ein junger Archäologe aus Barumini, Giovanni Lilliu, hat daher darum gebeten, dort Ausgrabungen durchzuführen. Er wollte herausfinden, was sich unter diesem Hügel und vor allem hinter diesem Fensterchen verbarg. Die Arbeiten begannen 1951 und selbst Lilliu konnte sich im Traum nicht vorstellen, dort einen so unglaublichen Schatz zu entdecken.
Der Nuraghenkomplex von Barumini war eine derart herausragende Festung, dass alle Bevölkerungen, die in diesem Gebiet geherrscht haben, ihn als Bollwerk nutzten. Aber es sind eben diese 30 Meter Erde, unter denen der Komplex verschwunden war, die sein Schicksal noch mysteriöser machen. Der Journalist Sergio Frau, Autor des Buches „Atlantika“ (Originaltitel: „Le Colonne d´Ercole. Un´inchiesta“) vermutet, dass Su Nuraxi von einer gigantischen Welle, die sich vom Golf von Cagliari bis nach Campidano (dem Gebiet südlich von Barumini) ausbreitete, überschwemmt worden sei und damit die Festung „verschluckt“ hätte. Eine Katastrophe, die erklären würde, warum viele Nuraghen in diesem Gebiet teilweise zerstört sind und dies eben genau an den Stellen, die in Richtung des Golfes von Cagliari liegen. Die beeindruckende Theorie von Sergio Frau geht sogar soweit, Sardinien als die antike mythische Insel Atlantis zu identifizieren. Damit hat er eine große Diskussion unter den Wissenschaftlern ausgelöst. Selbst Lilliu (der Su Nuraxi, als das Thema noch nicht so heiß diskutiert wurde, als den „Niedergeschlagenen Giganten“ bezeichnet hat) ist heute der Meinung, dass die These des Journalisten der Zeitung „Repubblica“ solide Ansatzpunkte enthält. Die Arbeit von Sergio Frau hat zu einer Wanderausstellung (Atlantikà) inspiriert, die bereits im Sitz der UNESCO (in Paris) und an der „Accademia dei Lincei“ (in Rom) gezeigt wurde.
1997 hat die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) Su Nuraxi zum Weltkulturerbe erklärt.
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„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es gibt nichts Schöneres als das Mysteriöse. Aus ihm entspringt alle wahre Kunst und Wissenschaft. Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot.“ (Albert Einstein)
Wenn man über Sardinien, die Insel der Geheimnisse spricht, dann muss dieses Zitat fallen. Und all dies dank der beeindruckenden und geheimnisvollen Vergangenheit der Insel der Nuraghen. Geheimnisvoll wie das Dunkel in den heiligen Brunnen, die nur durch einen schwachen Schimmer erhellt werden, der in die Ritzen des Mysteriums eindringt.
Wie schon bei den Nuraghen, so sind sich die Archäologen und Forscher in der Vergangenheit auch hier nicht einig geworden, warum die heiligen Brunnen auf diese Art und Weise gebaut und vor allem wofür sie genutzt wurden. Thesen wurden viele aufgestellt, Sicherheiten gibt es bisher nur wenige.
Diese Brunnentempel sind in ihrer architektonischen Struktur ähnlich den Nuraghen, nur eben halt unterirdisch. Aber die Brunnen hatten noch weitere und viel tiefer gehende Symbole. Es scheint eindeutig, dass diese Bauten das weibliche Sexualorgan darstellen sollten, ähnlich einem Eingang und Ausgang in überirdische Gefilde. Nach dieser Interpretation wird auch deutlich, warum die Nuragher ihre heiligen Brunnen nach den Mondphasen ausgerichtet haben.
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Das Nuraghenvolk beeindruckt weiter und schenkt uns viele Zweifel und Rätsel. Wir reden hier von den Gigantengräbern: unbekannte Megalithbauten, die aufgrund ihrer Form und Dimensionen einzigartig auf der Welt sind. Man findet sie über die gesamte Insel der Nuraghen verteilt. Bisher hat man 320 davon gezählt. Aber Sardinien ist ein Kontinent, der nur langsam seine Geschichte preisgibt und man kann sicher sein, dass er noch viele weitere Gigantengräber eifersüchtig vor uns versteckt hält.
Der Name dieser rätselhaften Monumente geht auf den antiken Volksglauben zurück. Um dies besser verstehen zu können, muss man sich in die Bevölkerung hineinversetzen, die plötzlich, vor dem Aufkommen der archäologischen Wissenschaften, vor diesen rätselhaften Darstellungen stand. Versuchen Sie sich den Menschen vorzustellen, der als erster diese Bauten entdeckte. Stellen Sie sich vor, Sie sind einer der Bewohner einer Erde, die immerzu neue unglaubliche Werke der Vergangenheit preisgibt. Stellen Sie sich diese ungeheuren Steinplatten vor, die in die Erde gestoßen wurden und die Bauten mit sonderbaren Formen darstellen. Von der Neugierde übermannt, fängt man garantiert an zu graben. Und was muss es für eine Überraschung sein, wenn bei diesen Grabungen hunderte von menschlichen Knochen zum Vorschein kommen? Und dann sind diese Knochen auch noch ohne Fleischreste, wie abgenagt und verkratzt. Dann sehen Sie wieder diese riesige Tür vor sich, die den Megalithbau beherrscht. Und so kommt man ganz schnell zu der Annahme, dass dies der Wohnsitz eines Riesen war, der hier Bankette mit menschlichem Fleisch abhielt und die Reste dann vergrub. So entstand der Mythos der Giganten.
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