Langläufer, Skispringer und Nordische Kombinierer geben Reichenberg/Liberec, der Stadt unter dem Jeschken, im Februar die Ehre und kämpfen um die Krone der Weltbesten.

Wenn im Februar die Weltelite der Langläufer und Skispringer nach Reichenberg kommt, kommt sie in eine Stadt von sporthistorischer Bedeutung auf dem europäischen Kontinent. „Ich freue mich für die Heimatstadt meiner Vorfahren, dass das nordböhmische Reichenberg, das erst seit 1945 Liberec heißt, in diesem Jahr Austragungsort der Nordischen SKI-WM ist. Denn hier wurde bereits vor 100 Jahren von den deutschen Einwohnern Sport der Spitzenklasse geboten.“ sagt Klaus Hoffmann, Vorsitzender des Heimatkreises Reichenberg, mit Sitz in Augsburg.
In Reichenberg stand die Wiege für einen der ersten Fußballklubs Europas, den RSK, der noch zu Zeiten gegründet wurde, als niemand an eine Tschechoslowakische Republik dachte, die erst 2 Jahrzehnte später ausgerufen werden sollte.
Hier waren Sportler, die in der Weltspitze ihrer jeweiligen Disziplin wirkten, zu Hause. Erinnert sei an Roderich Menzel, der als Schriftsteller aber auch als Tennisspieler der Weltklasse von sich reden machte. Oder an das Jahr 1960. In diesem Jahr errang Dr. Helmut Berndt Weltmeisterehren im Rennrodeln in Garmisch-Partenkirchen. Ein Schneller in dieser Disziplin war auch Fritz Preissler, Lehrer an der Handelsschule in Reichenberg, der dreimal Europameister und dreimal Deutscher Meister im Rennrodeln und zudem ostdeutscher Boxmeister im Weltergewicht war. Im Jahr 1938 war er außerdem Rekordhalter auf der Jeschkenrodelbahn mit einer Zeit unter 2 Minuten.
Überstrahlt werden diese Beispiele allerdings von einem anderen Mann. Dieser Mann hieß Rudolf Kauschka. Er war 1914 der erste Europameister in Rennrodeln und wurde im gleichen Jahr Dritter im Doppelsitzer. Diese erste Europameisterschaft wurde auf seiner Hausbahn der Jeschkenbahn ausgetragen. Als die zweite Europameisterschaft 1928 ausgetragen wurde, errang Kauschka hinter Fritz Preissler die Silbermedaille. Er war damals 45 Jahre alt! Gemeinsam errangen sie 1929 in Semmering die Silbermedaille im Doppelsitzer.

Die jungen Sportler von heute kommen in eine Stadt mit deutscher Tradition. Vielleicht finden sie während ihres Aufenthalts Gelegenheit sich der deutschen Spuren in Reichenberg bewusst zu werden, die es noch vielfach zu bestaunen gibt.