Burgdorf bei Hannover: Im "Kreisblatt" erscheint nicht jede Geschichte/Buch geplant

Ein Räuber entreißt einer Frau die Handtasche, die Frau schreit, deswegen blickt ein Kreisblatt-Journalist aus dem Fenster seiner Redaktionsstube, greift zum Telefon und alarmiert die Polizei. Dieser Überfall ist am nächsten Tag eine wichtige Meldung in den Tageszeitungen der nahe gelegenen niedersächsischen Landeshauptstadt. Im „Burgdorfer Kreisblatt“ nicht. Dem Redakteur waren seine staatsbürgerlichen Pflichten wichtiger als seine beruflichen.

Solche Geschichten möchte Heinz-Peter Tjaden in einem Buch erzählen, das 2011 erscheinen und den Titel „25 Jahre nach dem Aus für das Burgdorfer Kreisblatt - Erstmals erzählte Geschichten einer lokalen Zeitung“ tragen soll. Da es dank CDU-Ratsherr Paul Rohde inzwischen ein Zeitungsarchiv gibt, sind auch ausgewählte Zeitungsartikel als Illustrationen möglich.

Hinter vielen Geschichten, die in einem Lokalblatt erzählt werden, stecken Geschichten, die nicht erzählt werden. Da liegt beispielsweise auf einem Titel-Seitenfoto ein Motorrad auf der Straße, aber dieser Schnappschuss wäre nie entstanden, wenn nicht ein Redakteur mit dem Auto unterwegs gewesen wäre. Ein Unfallbeteiligter als Berichterstatter der Lokalzeitung - kommt auch in Burgdorf bei Hannover nicht alle Tage vor, denn in einer Kleinstadt arbeiten Redakteure gemeinhin nicht so: Erst für ein Ereignis sorgen und dann darüber berichten.

Beim „Burgdorfer Kreisblatt“ allerdings geschieht das mehr als ein Mal. Beispielsweise bei einem Fußballspiel der TSV Burgdorf. Zum Team gehört ein Lokalredakteur, der auf unvergleichlich elegante Weise einen Ball aus dem eigenen Strafraum entfernen will. Pille einfach weg schlagen, reicht ihm nicht. Das Ding muss erst einmal gestoppt werden.

Jedoch: An diesem Tag ist es windig. Von hinten fliegt eine Plastiktüte heran und der Fotograf des „Burgdorfer Kreisblattes“ hat eine Vorahnung. Er drückt auf den Auslöser. Dann noch einmal. Nun hat die Plastiktüte schon fast den Fußball spielenden Lokalredakteur erreicht. Der holt endlich aus. Das nächste Foto zeigt: Einen Verteidiger, der beim geplanten Ball weg schlagen plötzlich auf der Plastiktüte steht. Ein Foto geht noch. Es zeigt: Einen Verteidiger, der auf der Nase liegt - und einen Ball, der ins Tor der TSV Burgdorf trudelt. „Tor des Monats“ ist dieser Treffer leider nie geworden. Verdient wäre es gewesen.

Für sein Buchprojekt beantragt Heinz-Peter Tjaden bei der Stadt Burgdorf einen Zuschuss in Höhe von 2 000 Euro für weitere Recherchen. Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des „Burgdorfer Kreisblattes“ dürfen ihm gern Geschichten erzählen, bei denen Tjaden nicht dabei gewesen ist.

Ein Beitrag für www.3eins3null3.de - die internette Zeitung


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