Finanzkrise und Unternehmensverkauf

Unternehmensverkauf trotz Finanzkrise ist nur ein scheinbarer, oberflächiger Widerspruch. Für viele Unternehmen bzw. deren Geschäftsleitungen bedeutet die gegenwärtige Situation, die Ärmel hochzukrempeln, Umstrukturierungen und Anpassungen vorzunehmen in dem Versuch, das Ärgste zu vermeiden und Schaden abzuwenden. Wie lange die Krise andauern wird, vermag niemand vorauszusehen, ebenso wenig, wie die Bilanzergebnisse der nächsten Jahre. Klar ist nur eins: besser werden sie für die meisten nicht werden und das drückt einen Unternehmenswert. Im Endergebnis wird ein Unternehmensinhaber viel Kraft und Mühe in die kommenden Jahre gesteckt haben bei offenkundig niedrigerem Einkommen als in der Vergangenheit und einen niedrigen Verkaufspreis für sein Unternehmen hinnehmen müssen. Wie sieht die Alternative aus? Wenn ohnehin die Absicht bestand, das Unternehmen an einen Nachfolger zu übergeben und diese Absicht in die Tat umgesetzt wird, so wird zum einen der Aufwand in und für eine ungewisse Zukunft vermieden. Zum anderen wird die Unternehmenssubstanz zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit großer Wahrscheinlichkeit höher sein, als sie in einer ungewissen Zukunft zu werden droht. Das Risiko kann zu einem bestimmten Anteil auf einen Übernehmer übertragen werden. Und zwar insbesondere dann, wenn dieser einen für ihn selber notwendigen Mehrwert bei dem Zielunternehmen findet. Das können Märkte, Ressourcen, know how, human capital oder andere Vorteile sein. Nicht ohne Grund gab es zu allen wirtschaftlichen Zeiten genügend Käufer für angebotene Unternehmen. Die Motive von Unternehmenskäufern sind zu vielfältig, als dass alle in einer bestimmten wirtschaftlichen Situation als Nachfrager ausscheiden.


Über Hans-Peter Gemar