Wiederaufnahme von Gas-Transport über Ukraine noch offen,RWE, Ex-Kanzler Schröder
Pressetext verfasst von Erfolgsebook am Do, 2009-01-08 21:05.(neu: mehr Gazprom, Naftogaz; RWE, Ex-Kanzler Schröder)
Moskau/Kiew/Brüssel, 08. Jan (Reuters) - Im Gasstreit ist auch nach Krisentreffen die Wiederaufnahme der russischen Lieferungen über die Ukraine weiterhin offen. Beide Länder stimmten zwar am Donnerstag nach Krisentreffen mit der EU dem Einsatz von internationalen Beobachtern grundsätzlich zu. Der russische Gasmonopolist Gazprom(GAZP.MM: Kurs) erklärte sich für diesen Fall auch bereit, die Versorgung von Europa wieder aufnehmen. Die Ukraine machte jedoch deutlich, sie erwarte auch russische Lieferungen zum Betrieb des Leitungs-Systems. Dann wolle sie den Brennstoff für Westeuropa durchleiten. Die Beobachter könnten schon Freitag ihrer Arbeit aufnehmen. Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft berief wegen der Krise ein Energieminister-Treffen für Montag ein.
Während deutsche Versorger die Reserven und Lieferungen aus anderen Ländern unterdessen trotz eisiger Kälte für Wochen ausreichend nannten, spitzte sich die Lage in Ost- und Südosteuropa wegen des russischen Lieferstopps zu. In Paris drängten Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy die russische Seite erneut, ihre Verpflichtungen gegenüber EU-Staaten zu erfüllen. “Das erwarten wir”, sagte Merkel und mahnte Russland, seinen Ruf als zuverlässiger Lieferant nicht aufs Spiel zu setzen.
Russland und die Ukraine streiten seit Wochen über Schulden und Preise für Gaslieferungen. Die russische Gazprom hatte der Ukraine deswegen zu Jahresbeginn den Gashahn abgedreht und deren Versorger Naftogaz vorgeworfen, für Westeuropa bestimmten Brennstoff aus den Transit-Leitungen abzuzweigen. Gazprom hatte daraufhin gar kein Gas mehr in die Pipeline eingespeist.
Ex-Kanzler Gerhard Schröder zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass der Streit bald beigelegt werden könne. Die russische Seite habe der Ukraine ein Angebot für Gas gemacht, das deutlich unter dem liege, was am Weltmarkt gezahlt werden müsse, sagte er der “Bild”-Zeitung (Freitagausgabe). Aber auch die andere Seite müsse kompromissbereit sein, sagte Schröder, der auch Aufsichtsrat im Ostsee-Pipeline-Konsortium ist, das wiederum von Gazprom dominiert wird. Die Ostsee-Pipeline soll Gas unter Umgehung von Transitländern direkt von Russland nach Deutschland transportieren. Der Energiekonzern RWE sieht in dem Streit auch eine Warnung, die Abhängigkeit vom Gas nicht zu groß werden zu lassen. Beim Gas müssten neue Bezugswege und Quellen erschlossen werden, sagte RWE-Vorstand Ulrich Jobs Reuters.
Etwa 37 Prozent des deutschen Bedarfs wird von Russland gedeckt. Der Großteil floss bisher durch ukrainische Pipelines. Gazprom hat inzwischen erklärt, man liefere nun mehr Gas etwa über Weißrussland gen Westen.
GESPRÄCHE VON GAZPROM UND NAFTOGAZ OHNE DURCHBRUCH
Am Donnerstagmorgen hatten sich Naftogaz-Chef Oleg Dubina und der Gazprom-Vorsitzende Alexej Miller in Moskau getroffen, um Wege für eine Lösung des Konflikt auszuloten. Dabei gab es aber laut russischer Agentur Interfax keine konkreten Ergebnisse. Anschließend trafen sie sich mit EU-Vertretern in Brüssel, wo ebenfalls kein Durchbruch vermeldet wurde. Miller kündigte aber an, die Gespräche mit Naftogaz noch am Donnerstag fortzusetzen. “Wir müssen die Sache heute lösen”, sagte Miller laut russischer Agentur RIA.
Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sind seit langem gespannt, da das Land sich stärker an den Westen anlehnen will und zudem eine Mitgliedschaft in der Nato anstrebt.
ENERGIEKONZERNE SEHEN VERSORGUNG ÜBER WOCHEN GESICHERT
Die deutschen Versorger versicherten weiter, die Verluste aus Russland ausgleichen zu können. “Unter den gegebenen Umständen kann die Versorgung der Haushalts- und Industriekunden in Deutschland über mehrere Wochen aufrechterhalten werden”, sagte ein Sprecher von RWE(RWEG.DE: Kurs) Energy. Die Gasspeicher seien weiter sehr gut gefüllt. Zudem beziehe RWE größere Mengen aus anderen Ländern als Russland, darunter aus Dänemark, Norwegen und den Niederlanden. “Wir nutzen den Spielraum unserer Lieferverträge aus.”E.ON-Ruhrgas(EONGn.DE: Kurs) teilte mit, der “dramatische Lieferausfall” sei beherrschbar. Die Versorgung der Kunden laufe ohne Störung.
Ruhrgas stellt zudem auch mittel- und osteuropäischen Ländern Stützungslieferungen zur Verfügung. Länder wie Ungarn, die bereits Gas für die Industrie rationiert haben, sind darauf angewiesen. Die Türkei legte drei Gaskraftwerke still, versicherte aber, die Stromversorgung des Landes sei dennoch gesichert. Dramatischer ist die Lage für Staaten wie die Slowakei, Mazedonien oder Bosnien, die völlig auf russisches Gas angewiesen sind und über keinerlei Reserven verfügen.
(Reporter: Dmitry Zhdannikov und Huw Jones; bearbeitet von
Markus Wacket; redigiert von Stefanie Huber)