Haltung und Fütterung von Pferden mit Sommerekzem

Haltung und Fütterung von Pferden mit Sommerekzem
(Pferdeanzeiger Juni 2005, Verfasser C. Nehls)

Zunächst bilden sich sogenannte Papeln, Erhebungen im Durchmesser von Stecknadelkopf bis maximal drei Zentimeter, unter der Haut von Mähnenkamm, Schweifrübe, Kruppe, Widerrist, Schopf und unter dem Bauch an der Bauchnaht. Hieraus folgen die Kardinalsymptome Juckreiz und Unruhe. Alle Folgesymptomatiken entstehen durch das Scheuern infolge des Juckreizes. Dieser bleibt auch kennzeichnend für den gesamten Krankheitsverlauf. Die gleichzeitig auftretenden papulösen oder papulovesikulären Effloreszenzen werden meist nicht wahrgenommen, weil durch das ständige Scheuern das Bild verändert wird und durch das Ausschwitzen seröser Flüssigkeit Borken entstehen. Die Mücke fliegt auf ihrer Suche nach Blut bevorzugt Stellen des Pferdekörpers an, an denen die Haare senkrecht stehen. Der Speichel der blutsaugenden weiblichen Insekten wird für die Sensibilisierung verantwortlich gemacht. Das Sommerekzem ist keine reine Kontaktallergie vom Typ IV, da auch spezifisches IgE im Blut nachgewiesen wird.
Auslöser des Sommerekzems ist der Speichel der Cullicoides Arten, welcher eine überschießende Reaktion des Immunsystems, eine allergische Reaktion, auslöst. Bedenkt man hierbei, dass etwa 80 % der Immunzellen im Darm angesiedelt sind, so wird der Zusammenhang zwischen Darm und Allergie schnell deutlich. Ist der Intestinal- und Digestionstrakt (Verdauungssystem) unseres Pferdes in einem ausgeglichenen Zustand, bilden die Bakterien des Darmes eine Symbiose (= Lebensgemeinschaft) und besitzt unser Pferd ein ausgeglichenes Säure-Basen Verhältnis, so hat eine allergische Reaktion hier wohl kaum eine Chance.
Ein spezielles Problem ist die Übersäuerung des Pferdeorganismus, welche durch falsche Fütterung entsteht. Der Organismus hat verschiedene Regulationsmechanismen, die in den Säure-Basen-Haushalt eingreifen. Wenn diese Regulationsmechanismen überlastet sind, kommt es zu Krankheitserscheinungen. Durch Zusammenwirken der Fließfähigkeit des Blutes, des Basengehaltes und der peripheren Durchblutung entsteht ein negatives Herdgeschehen. Auch Hufrehe beispielsweise kann als Durchblutungsproblem durch Übersäuerung entstehen.
Wir gehen heute davon aus, dass Allergien vom Gesamtstoffwechsel beeinflusst werden und somit wird das Sommerekzem durch Übersäuerung stark begünstigt. Mineralstoffmangel begünstigt wiederum die Übersäuerung.
Betrachtet man dies, so wird deutlich, dass sowohl bei der Hufrehe Erkrankung wie auch beim Sommerekzem die Ernährung wohl die wichtigste Rolle spielt!
Ein intakter und widerstandsfähiger Darmraum unseres Pferdes ist allein von Fütterung und Haltung abhängig, vorausgesetzt, spezifische Erkrankungen, beispielsweise Infektionskrankheiten sowie weitere ernsthafte Erkrankungen sind ausgeschlossen.
Grundsätzlich braucht das Pferd als Flucht- und Steppentier ausreichende freie Bewegung ganzjährig und dies auf weiträumigen Weideflächen. Der Aufenthalt im geschlossenen Stall ist sowohl für das äußerst empfindliche Verdauungssystem des Pferdes sowie auch das gesamte Wohlbefinden kontraproduktiv. Eine Stärkung des Verdauungssystems erreichen wir darüber hinaus mit bedarfsgerechter Rauhfutterfütterung, denn nichts ist für den Pferdedarm essentieller als Rohfaser, welche ausreichend allein im Rauhfutter sowie in überständigen Gräsern vorhanden ist.
Ein überhöhtes Maß an Protein ist für das an Sommerekzem erkrankte Pferd unbedingt und ganzjährig zu vermeiden. Die Fütterung sollte eher knapp und karg gestaltet werden. Eine restriktive Fütterung ist dauernd zu beherzigen, nicht nur während der kritischen Ekzemzeit:
Überwiegend erkranken Pferde, die jahrzehntelang an karges Futter gewöhnt waren und mit einer Eiweißüberversorgung und viel zu viel „gutem“ Futter krank werden!
Vitamin- und Mineralstoffmangelzustände entstehen häufig bereits in den Wintermonaten. Dabei wäre es gerade bei Ekzemern wichtig, diese bereits im Winter zu unterstützen und bestmöglich auf die kritische Ekzemzeit vorzubereiten. Eine optimale und natürliche Mineralstoff-/Vitamin- und Spurenelementversorgung sollte zwingend ganzjährig erfolgen, nicht erst dann, wenn bereits die ersten Hautläsionen entstanden sind, denn dann ist es meist für dieses Jahr zu spät. Doch immer noch früh genug, um endlich mit einer bedarfsgerechten Versorgung zu beginnen, welche dann sicher im nächsten Jahr ihre „Früchte tragen wird“. Unbedingt zu vermeiden ist ein Mangel an Mineralstoffen, da dieser sowohl das Verdauungssystem massiv beeinträchtigt, sowie auch den Hautstoffwechsel und darüber hinaus sämtliche anderen Erkrankungen fördert. Das Mineralstoff- und Spurenelementangebot sollte weder zu hoch, noch zu niedrig gestaltet werden. Beides ist negativ zu bewerten! Eine bedarfsgerechte Mineralstoffversorgung lässt sich ausschließlich aus Naturprodukten herleiten, nicht aus synthetisch zugesetzten Mineralstoffen, welche generell zu Imbalancen führen müssen, da Pferde diese nicht optimal verstoffwechseln können. Eine Mineralstoffversorgung sollte demnach durch Grünfutter, Rauhfutter, Kräuter und Pflanzen sichergestellt werden. Benötigt unser Sommerekzemer Kraftfutter, was von Arbeitsleistung und individuellem Pferd abhängig ist (erkennbar auch am Futterzustand), gibt es glücklicherweise Firmen, welche das individuell auf das betreffende Pferd abgestimmte Futter mit unterschiedlichem Nährstoffgehalt in natürlicher Form anbieten (Adressen nenne ich Ihnen gerne)!
Auch wenn uns häufig das Gegenteil suggeriert wird:
Ein Pferd benötigt keine Mengen Mineralstoffe, Vitamine und erst recht nicht der Spurenelemente, sondern optimal verwertbare.
Sehr gute Erfahrungen machte unser Tierheilkundezentrum bei Sommerekzemern mit der ganzjährigen Zufütterung als Ergänzungsfuttermittel der speziell für Ekzemer entwickelten Kräutermischung Allergosan-Kräuter.
Dies hat verschiedene Gründe:
Kräuter enthalten viele Mineralstoffe und Spurenelemente (Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium, Chlor, Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Selen, Schwefel etc.).
Die bedarfsgerechte Versorgung mit Mineralien fördert, unterstützt und aktiviert den gesamten Stoffwechsel unserer Tiere.
Mineralien wirken im Organismus basisch. Sie gleichen Übersäuerungszustände aus und tragen zu einem ausgeglichenen Säuren-Basen-Haushalt bei. Ein unausgewogener Säure-Basen-Haushalt ist Ursache vieler Erkrankungen und Mitverursacher, wenn nicht gar Verursacher, des Sommerekzems.
Bei der Entgiftung neutralisieren und helfen Mineralien, das körpereigene Schutzsystem aufzubauen und im Gleichgewicht zu halten. Auch enthalten Kräuter viele Vitamine, so hat Vitamin C eine ausgeprägte Radikalfängerfunktion, gilt als natürliches Antioxidant und stärkt die Abwehr. Carotin und Vitamin A unterstützen den so wichtigen Zellstoffwechsel.
Die Kieselsäure ist ein wichtiger Nähr- und Aufbaustoff für die schnell wachsenden Zellen der Haut, des Fells und der Hufe. Kräuter enthalten darüber hinaus Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle, Schleimstoffe und Chlorophyll. Auch versorgen Kräuter unsere Pferde und Ponys mit den so wichtigen Mikronährstoffen. Mikronährstoffe sind für die physiologischen Funktionen einzelner Organe und Organsysteme unerlässlich. Während den sogenannten Makronährstoffen schon in der Vergangenheit viel Bedeutung zugemessen wurde und deren Gehalt in Futtermitteln geregelt ist, gilt dies für die wichtigen Mikronährstoffe nicht.
Bewährt haben sich in der Fütterung auch Öle, die durch ihr Fettsäurenmuster die Allergieneigung des Organismus verringern, beispielsweise Schwarzkümmelöl, Nachtkerzenöl und Fischöl (Dorschöl ist wegen seines hohen Vitamin A Gehaltes jedoch nicht zu empfehlen). Auch die Fütterung von Ingwer (siehe www.pferdeglueck.de) fördert eine optimale Darmflora. Jedoch sollte auch die Fütterung von Ingwer dauernd stattfinden, nicht erst beginnend mit der Ekzemzeit! Positive Erfahrungen wurden auch mit der kurweisen Zufütterung von speziellen Blütenpollen gemacht, welche zusätzlich in der Fütterung des Ekzemers über einige Monate eingesetzt werden (Lieferant nenne ich Ihnen gerne).
Ingwer, Blütenpollen und lokal einzusetzende Mittel sind positiv zu bewerten, grundsätzlich ist eine natürliche und optimale Versorgung und Fütterung unseres Pferdes aber unbedingt ganzjährig zu praktizieren, damit positive Wirkungen sich entfalten können!

Da auch das an Sommerekzem erkrankte Pferd in erster Linie Pferd ist, sollte auf eine artgerechte Haltung nicht verzichtet werden:

Weiden sollten unbedingt trocken sein, auch bei starkem Regen sollten diese schnell abtrocknen. Diese Beschaffenheit finden wir vorwiegend bei felsigen steinigen Böden, welche auch den Vorteil meist kargen Bewuchses mitbringen, welcher ein vertretbares Maß von Protein, Energie und wohl auch Fruktanen beinhaltet. Wind sollte unbedingt Zugang haben. Ideal sind sehr windige hochgelegene Weiden, Bergweiden und Deiche an der Küste. Ein stehendes Gewässer sollte natürlich nicht in unmittelbarer Nähe (ca. 10 km) sein!
Ungeeignet sind „fette Weiden“, da diese durch hohe Nährstoffgehälter Überschüsse von Protein und Energie hervorrufen.
Die Weide für unseren Ekzemer sollte – übrigens ähnlich wie bei einem Pferd mit Disposition zur Hufrehe – extensiv sein, d. h. Bewuchs mit kargen Gräsern statt Weidelgras, genügend Fläche (ca. 1 Hektar pro Pferd) aufweisen und weder mit Pestiziden, Herbiziden noch Dünger (Ausnahme natürliche Düngemittel) behandelt sein.

Schutz vor Insekten:
Unbedingt sollte ein dunkler, trockener Stall/Unterstand zur Verfügung stehen, indem die Pferde Schutz vor den lästigen Insekten finden. Eingänge sollten mit Planen oder Streifenbändern versehen sein, so dass für Mücken der Eintritt uninteressant ist!
Falls erforderlich, sollte der Stall mit natürlichen Repellents zusätzlich behandelt werden.
Möglichkeiten zum Kratzen sollten gegeben sein, jedoch ohne Verletzungsgefahr, gut geeignet sind beispielsweise Besen und Bürsten, welche an den Stallwänden befestigt werden können. Scheuerstellen mit Verletzungsgefahr sind unbedingt auszuschließen!

Zu beachten ist auch, dass das von Sommerekzem geplagte Pferd unter einem gewissen Gewöhnungseffekt leidet. Das Scheuern wird irgendwann zur geliebten Gewohnheit, dieser Kreislauf sollte ebenfalls unbedingt unterbrochen werden!
Wir reden hier von einer Erkrankung, welche ganz unterschiedlich ausgeprägt ist, daher ist es schwierig, allgemein die Empfehlung zu geben, den Pferden zumindest stundenweise einmal keine Scheuermöglichkeit einzuräumen. Was bei dem einen Pferd zur Qual wird, da der Juckreiz unerträglich ist, kann dem anderen Pferd sehr gut bekommen, weil das Scheuern in diesem Fall mehr Gewohnheit geworden ist. Soweit man dies beim eigenen Pferd vertreten kann und oben Gesagtes über mehrere Monate umgesetzt hat (somit ist in den meisten Fällen eine gewisse Regulation eingetreten) sollte zumindest versucht werden, das Pferd stundenweise vom Scheuern gänzlich fernzuhalten.
Dabei sollte das Pferd jedoch im Auge behalten und beobachtet werden, ob die Situation für`s Pferd noch erträglich ist. Ist das betroffene Pferd unruhig und fühlt sich sichtlich unwohl, muss diese Situation selbstverständlich sofort beendet werden. Die Umsetzung erfolgt hier auf sicher eingezäunten Weiden ohne Scheuermöglichkeiten, wie Bäume, Selbsttränken etc..
Meine Erfahrung geht dahin, dass dies bei einigen Pferden eine gute Möglichkeit ist, den Kreislauf zwischen Gewohnheit und Juckreiz zu unterbrechen und nach einiger Zeit das Scheuern an den eigens eingerichteten Scheuerplätzen sichtbar eingeschränkt wurde!

Tierheilkundezentrum, Tierheilpraktikerin Claudia Nehls
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