Meine Freunde, die Scientologen

Bücher wie “Meine Freunde, die Millionäre” oder “Meine Freunde, die Manager” gibt es schon, doch eine Serie wie “Meine Freunde, die Scientologen” gibt es noch nicht. Diesem unhaltbaren Zustand soll nun ein Ende bereitet werden.

Wenn nicht jetzt, wann dann fangen wir mit der Feststellung an: “Jeder braucht Scientology”. Der Verfassungsschutz beispielsweise für den täglichen Horchdienst, der ohne diesen immer beschäftigten Haufen viel langweiliger wäre als er nie werden sollte.

Auf der Brücke in die Freiheit

Scientologen sind wie Ameisen, immer fleißig auf der “Brücke in die totale Freiheit”, über die sie nicht etwa Lasten schleppen, sondern auf der sie eine psychische Last nach der anderen loswerden, bis sie ihr Geld dorthin gebracht haben, wo es hingehört.

Diese Brücke ist lang, sehr lang, das beweist schon allein die Tatsache, dass bislang niemand auf der anderen Seite angekommen ist. Viele sind nämlich noch gar nicht aus der Sauna herausgekommen, in der sie alle Übel dieser Welt ausschwitzen.

Für die Gesellschaft nützlich

Außerdem müssen Scientologen nicht nur beobachten, wie sie beobachtet werden, sie müssen auch etwas dagegen tun. Das ist anstrengend, aber zugleich für die Gesellschaft nützlich, denn schon L. Ron Hubbard als Ideengeber hat gewusst, dass alle seine Kritiker nur Kriminelle sein können, man müsse nur ein wenig in deren Vergangenheit forschen und schon habe man sie beim Schlafittchen. Aber: Kümmert sich anschließend etwa die deutsche Justiz um diese Ganoven? Tut sie nicht!

Meine Freunde, die Scientologen, werden noch viel zu oft allein gelassen in ihrem Kampf für eine schöne, neue Welt. Klar, es kommt zu Pannen, aber wer macht keine Fehler, wenn er etwas völlig Neues wagt?

Hätte L. Ron Hubbard etwa sagen sollen, so, nun habe ich genug Sciencefiction-Geschichten geschrieben, nun finanziert ihr meinen Ruhestand? Hätte doch niemand gemacht!

Verbote helfen weiter

Zu solch sozialem Tun müssen die Leute seit eh und je überredet werden. Noch wirkungsvoller sind Verbote. Die machen vieles noch reizvoller als Scientology auch sonst schon wäre. Also hat mein Freund, der Scientologe L. Ron Hubbard, durchschimmern lassen, er habe 1938 ein Manuskript mit dem Titel “Excalibur” in seiner Schublade verschwinden lassen, dessen Veröffentlichung die Welt derart erschüttern würde, dass er keinesfalls noch unter den Lebenden weilen wolle, wenn dies geschehe. Da er davon finanziell aber nichts mehr gehabt hätte, brachte er Anfang der 50er Jahre doch ein paar Exemplare unter die Leute, die sich das jeweils 1500 Dollar kosten ließen, berichtet einer seiner Biographen in einem nicht ganz so teuren Buch, das 1979 unter dem Titel “Kulte des Irrationalen. Sekten, Schwindler, Seelenfänger” erschienen ist.

Jedem, der keines Tages ein Clear wird, ist natürlich klar, dass alles, aber auch wirklich alles in diesem Buch erstunken und erlogen ist, aber dennoch mögen meine Freunde, die Scientologen, solche Geschichten, wenn sie nicht von anderen erfunden werden, erfinden sie derlei Legendäres schon einmal selbst. Immer wieder fallen Einige auf diesen Unsinn herein und dann lachen sich meine Freunde, die Scientologen, ins Dianetik-Fäustchen.

Das ist das erste Kapitel aus dem Buch "Meine Freunde, die Scientologen" von Heinz-Peter Tjaden


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