Joseph-Der Weg zum Gral: Wie alles begann!

Joseph-Der Weg zum Gral: Wie alles begann!

Mit Genehmigung des Autors stellen wir hier den Beginn des Buches „Joseph – Der Weg zum Graal“ von Wolfgang Wallner-F. vor.
Das Buch ist ein tiefwirkender, aber abenteuerlicher und leicht lesbarer Roman.
Näheres über das Werk ist hier nachzulesen:
http://joseph.wolfgangwallnerf.com

„Joseph-Der Weg zum Graal“
jbl-literaturverlag
ISBN-10: 3902159278 ISBN-13: 978-3902159274

Wie alles begann:

An der schäbigen Mauer zwischen den beiden Türen hing ein Plakat.

Ich versuchte, Regen und Wind zum Trotz die herunter hängende, nasse Ecke anzuheben.
Sofort fing sich der Wind in den Enden und Flächen des Papiers, wie er das bei einem Segel tun würde. Im schlechten Licht dieses späten Abends konnte ich das Geschriebene ohnehin nicht entziffern. Der Blechschirm der Straßenlaterne hatte auch mehr Lust im Wind zu klappern, als Licht zu geben.

Kein Mensch weit und breit zu sehen.
Nur eine Statue nahe der linken Türe entsprach etwa dem Bild eines menschlichen Wesens. Ein Mann mit einem Stelzfuß saß da auf einem Bündel Gladiolen vor einer Art Spiegel, scheinbar damit beschäftigt, einen Holzstock mit einem kleinen Messer zu glätten.

War das ein Wohnhaus?
Ein Gasthaus?
Einladend sah es ja nicht aus mit seiner farblosen Mauer, deren Verputz dem des Viertels durchaus entsprach.
Links und rechts keine Fenster, auch oben nichts. Das konnte kein Gasthaus sein.
Das Wetter hatte mich gedrängt, einen Platz zu suchen, der mir Schutz geben könnte. Deshalb war ich in diese Gegend geraten, die ich vorher nie gesehen hatte.
Dieses Haus konnte mir sicher auch nicht die Wärme bieten, die mir an diesem Abend fehlte.

Ich nahm das nasse Plakat herunter, ließ es abtropfen und strich es so glatt und trocken wie möglich. Was darauf stand, konnte ich hier nicht lesen, also faltete ich es und steckte es ein.

Die linke Tür war scheinbar nicht zu öffnen, ich fand keine Schnalle. Auf der Türe waren Reste einer Bemalung zu erahnen.
Ein Hirsch?
Wozu?

Rechts?
Wollte ich da hinein?
Was sollte ich sonst tun?
Besser trocken als Regen.
Vielleicht könnte ich innen irgendwo ausruhen um dann erneut zu versuchen, bei diesem Wetter wieder nach Hause zu kommen.

Also rechts.

Auch diese Türe war bemalt. Allerdings war das Einhorn, das dort abgebildet war, gut erhalten. Wahrscheinlich eine neuere Verzierung.
Ich musste mich ziemlich dagegen stemmen, bis die Pforte nachgab.

Drinnen war es finster.

Da aber die Türe sicher schon lange nicht geöffnet war, fiel sie auch nicht gleich zurück in ihren Rahmen. Ich konnte am Ende eines Ganges eine zweite Türe sehen.
Die erreichte ich auch noch, bevor das Licht der Strasse keinen Eingang mehr fand.
Die zweite Türe war leicht zu öffnen.
Ich betrat einen ziemlich großen Raum beschienen von einem diffusen, indirekten Licht, so dass ich im Raum Sesselreihen sah.
Der Raum hatte die Form eines Halbkreises.
Vielleicht auch ein kompletter Kreis, der in der Mitte durch einen Spiegel auf einem Podest geteilt war?

Ein alter, verlassener Versammlungssaal?
Ein Kino?
Ein Theater?

Eher ein Theater!
Wenn das da vorne eine Bühne sein sollte, dann war die Bühne vom Zuseherraum durch einen einzigen Spiegel abgetrennt. An manchen Stellen blind, verstaubt, aber ein Spiegel.
Der Spiegel taugte noch einigermaßen für seine Bestimmung, sah ich, als ich mich in die erste Reihe setzte. Natürlich war kein anderer Mensch im Spiegelbild zu sehen. Ich war dort alleine.
Sehen konnte ich im Spiegel aber Licht, obwohl ich dessen Quellen nicht ausmachen konnte.

Es war immerhin trocken hier.
Bei dieser Beleuchtung war vielleicht sogar das Plakat zu lesen. Möglicherweise eine alte Ankündigung einer Vorführung, die hier einmal gegeben wurde?
Längst vergessen und längst vorbei!
Nicht wichtig genug, um zu bestehen.
Ein seltsames Plakat.
Als Bild sah ich einen Spiegel.
Denselben Spiegel, der hier die Bühne begrenzte?
Der Spiegel war aber zum Unterschied zu dem vor mir in der Mitte etwas durchscheinend. Wenn es ein „Dahinter“ gab, war es nicht zu erkennen. Nur dass der Spiegel eben dort eine Öffnung zu haben schien, soweit man bei einem Spiegel von einer Öffnung sprechen kann.

Spielten die hier einmal Alice im Wunderland?
Dann sollte dieser Fleck im Spiegel vielleicht den Eingang zum Wunderland kennzeichnen?
Ich sah aber kein Kaninchen und schon gar keine Schrift, die auf dieses Stück hinwies. Auch die Fortsetzung fiel mir ein: Alice hinter den Spiegeln, mit dem aussagekräftigeren Originaltitel: Through The Looking-Glass And What Alice Found There.

Aber an schriftlicher Ankündigung, wenn es das überhaupt war, konnte ich ganz unten und ganz klein nur lesen:

„Wenn das, als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, nicht existiert, dann kann gedacht werden, dass das, als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, existiert.
Wenn gedacht werden kann, dass das als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, existiert, dann kann etwas gedacht werden, was größer ist als das, als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann.
Wenn etwas gedacht werden kann, was größer ist als das, als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, dann ist das, als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, etwas, als was etwas Größeres gedacht werden kann.
Es ist nicht der Fall, dass das als was etwas Größeres nicht gedacht werden kann, etwas ist, als was etwas Größeres gedacht werden kann.“

Pfft!
Alice und ihr Kaninchen wären einfacher!

Im Spiegel glaubte ich mein müdes Gesicht sehen zu können.
Zum Glück war ich alleine.
Ich stand auf, ging ganz nahe zum Spiegel, beugte mich vor und zeigte mit dem Finger meiner rechten Hand „einen Vogel“, indem ich an meine rechte Schläfe tippte.

Da sah ich den Fleck in der Mitte!

Sah mich da jemand?
Ich konnte niemanden wahrnehmen!
Wie zufällig fuhr ich mir mit der Hand über Wange und Kinn, als ob ich die Notwendigkeit einer Rasur prüfen wollte, strich mir auch übers Haar, um es in Ordnung zu bringen.
Was man halt in einer solchen Situation tut, um nicht bei einer Tätigkeit ertappt zu werden, die vielleicht ein schlechtes Licht auf einen wirft.
Sicher ist sicher. Vielleicht schaut ja jemand aus dem Fleck?

Warum war hier überhaupt Licht?
Alles um mich herum gab mir den Eindruck, dass hier schon lange niemand mehr gewesen war. Das lag an der Luft, aber auch am Staub auf den roten Samtsesseln und den Spinnweben überall.

Warum das Licht?
Da passte etwas gar nicht zusammen!
Sicherheitshalber rieb ich meine Augen, zwickte mich sogar etwas.
Es änderte sich nichts, jedenfalls nicht sofort.

Der Fleck wurde nämlich größer!
Und durchsichtiger.

Als wäre ich tatsächlich im Theater und die Glocke hätte zur Ruhe gemahnt, setzte ich mich wieder auf meinen Platz in der ersten Reihe.
Der Spiegel löste sich von der Mitte her immer mehr auf.

Das Licht wurde langsam dunkler.
Da glaubte ich im Spiegel zu erkennen, dass mittlerweile der Saal voll war. In den Reihen saßen andere Besucher!
Sie waren aber nicht zu hören, die Menschen saßen da wie Teile einer Kulisse.
Pappfiguren.
Ich drehte mich erstaunt um, doch die Reihen waren leer!
. . . . .

„Joseph-Der Weg zum Graal“
jbl-literaturverlag
ISBN-10: 3902159278 ISBN-13: 978-3902159274

http://joseph.wolfgangwallnerf.com

AnhangGröße
Universum.jpg92.92 KB
15.08.2008:

Über Niehammer

Vorname
Ferdinand

Nachname
Niehammer