Expertengespräch zum Thema Schönheits-OPs im TV mit Frau Dr. Berger (Frankfurt am Main)

?: Frau Dr. Berger, Schönheitsoperationen sind aufgrund reißerischer Reportagen im Fernsehen zuletzt sehr in die Kritik geraten. Die Offenheit, mit der Prominente wie aktuell Brigitte Nielsen eine Beauty-OP öffentlich bewirbt, ist für Ihren Berufszweig doch eher positiv zu sehen. Was sagen Sie als erfahrene Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie zu diesen Auswüchsen?

Dr. Berger: Sie sagen es bereits: Es sind Auswüchse, die mit dem Berufsfeld der seriös betriebenen ästhetischen Chirurgie sehr wenig zu tun haben. Ich kann beim Betrachten dieser Bilder nur den Kopf schütteln, und meine Kollegen mit Berufsethos tun es ebenso.

?: Aber eigentlich können Sie und Ihre Kollegen sich doch freuen, dass das Thema Beauty-OP durch das Fernsehen so an Popularität gewinnt.
Dr. Berger: Ob hier wirklich jemand gewinnt, wage ich zu bezweifeln. Die Sendungen sind meiner Meinung nach zynisch und menschenverachtend. Ich würde das Ganze eher als Boulevard-Chirurgie bezeichnen, die bewusst mit Übertreibungen arbeitet, um die Sensationslust des Publikums zu befriedigen. Das sind Umstände - oder besser gesagt Zustände -, die mit meinem Patientenumgang in keiner Weise zu vergleichen sind.

?: Was stört Sie denn konkret an dieser Boulevard-Chirurgie, wie Sie es nennen?
Dr. Berger: Zu allererst mal die Verharmlosung eines Operationsmarathons, den ich meinen Patienten nie und nimmer empfehlen würde. Hierbei handelt es sich wie gesagt um Operationen, um Eingriffe, die den Körper stets belasten. Das ist auch kein Hindernis, wenn man sich einer Schönheits-OP unterziehen möchte. Aber wie immer in der Medizin, ist es eine Frage der Dosis, was vertretbar ist. Darüber rede ich mit meinen Patienten. Und ich verspreche ihnen nicht, dass ich sie in 20 Tagen um 20 Jahre jünger mache. Das ist gefährlicher Quatsch. Menschen sind keine Oldtimer, die man runderneuert und danach sehen die aus wie neu.

?: Man spürt, Frau Dr. Berger, wie sehr Ihnen das Thema am Herzen liegt.
Dr. Berger: Weil mir meine Patienten am Herzen liegen. Und dazu gehört für mich, dass ich das Älterwerden nicht wie eine Krankheit behandele, die es gilt auszumerzen. Menschen haben nicht nur einen Körper, sondern auch eine Seele. Wenn ich nichts von den Vorstellungen und Beweggründen meines Gegenübers weiß, kann ich nicht wirklich helfen. Deshalb genießt für mich die Beratung - und nach der Operation die Betreuung – auch so einen hohen Stellenwert. Dabei kann ich auch im Vorfeld irrige Vorstellungen ausräumen, die nur zu Enttäuschung führen würden.

?: Was ist denn Ihre Idealvorstellung einer rundum gelungenen Schönheitsoperation?
Dr. Berger: Das kann ich Ihnen am besten an einem Beispiel erklären. Zu mir in die Praxis kam eine Frau, Anfang Fünfzig, zwei Kinder und glücklich verheira-tet. Beim Blick in den Spiegel stellte sie ein paar Alterungserscheinungen fest, wie sie nun mal vorkommen. Darüber war sie natürlich nicht glücklich, aber es war nicht entscheidend für ihre Lebenssituation. Nach drei zeitlich getrennten und gezielten Korrekturen begeistert sie sich wieder beim Blick in den Spiegel. Vor allem, weil sie sich immer noch selbst darin erkennt. Sie fühlt sich jetzt wie eine gut erhaltene Mittvierzigerin, und das strahlt sie auch aus. Das sind Momente, in denen ich glücklich bin, dass ich mich für eine mehrjährige Ausbildung als Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie entschieden habe.

?: Das heißt, Sie lassen sich von dubiosen TV-Reportagen nicht den Spaß an Ihrem Beruf verderben?
Dr. Berger: So ist es!

?: Vielen Dank für dieses informative Gespräch, Frau Dr. Berger.

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