Die Branchenoscars nahen

Die beiden Herbstmessen der Fahrradbranche, IFMA und Eurobike, locken Hersteller und Radfans auch mit eigenen Design-Auszeichnungen und Innovationspreisen. Zur Zeit läuft die Anmeldephase. Grund genug für den pressedienst-fahrrad, einmal zu recherchieren, ob die Messen mit ihren Entscheidungen richtig lagen...

[pd-f] Ob ein preisgekröntes Produkt wirklich so innovativ ist, wie die Verleiher der Auszeichnung behaupten, ist erst einmal schwer nachzuvollziehen. Denn nur, wenn es sich am Markt durchgesetzt hat und weitere, noch unabhängigere Instanzen positive Bewertungen abgegeben haben, lässt sich bewerten, ob das Produkt seine „Vorschusslorbeeren“ auch verdient hat.

Beispiel Schwalbe Ultremo (www.schwalbe.de): Der Rennradpneu mit hochdicht gewebtem Pannenschutzgürtel und dreifacher Gummimischung gehörte 2006 zu den 50 innovativsten Produkten auf der IFMA Cologne (www.ifma-cologne.de), der traditionsreichen deutschen Fahrradmesse. Als der Reader „IFMA Hit Guide“ erscheint, haben die Redakteure des Radsportmagazins „Procycling“ bereits Hunderte von Kilometern mit den leichten Reifen abgespult – und bestätigen, was die Jury in Köln entschieden hat. Dazu Schwalbe-Produktmanager Carsten Zahn gegenüber dem pressedienst-fahrrad: „Das positive Feedback zum Ultremo hat uns sehr gefreut, aber nicht wirklich überrascht. Bevor wir erste Muster an die Presse gaben und den Reifen bei der IFMA einreichten, hatten bereits umfangreiche interne Praxistests Top-Ergebnisse ergeben.“

Ein halbes Jahr später ist der schnelle Schwarze an drei von elf Testrädern des Radmagazins „Roadbike“ (www.roadbike.de) montiert – auch die Radhersteller haben sich also von der Qualität dieses Reifens überzeugt. Als die Roadbike im Sommer 2008 19 Rennreifen testet, erhält der Ultremo als einer von zwei Reifen das Prädikat „überragend“.

Lob erhält der Reifen auch vom Rennradmagazin „Tour“ (www.tour-magazin.de), das aktuell auf seiner Homepage die „Meilensteine 2008“ abfragt: Besucher der Internetseite sollen entscheiden, welche Produkte im laufenden Jahr Maßstäbe gesetzt haben. Dass ein Top-Rennreifen zur Wahl steht, verwundert kaum – ein anderes Produkt überrascht an dieser Stelle: Die Frontleuchte „Lumotec IQ Fly Senso Plus“ von Busch und Müller (www.bumm.de) findet sich in der laufenden Saison zwar an nahezu allen hochwertigen Trekking- und Alltagsrädern, aber eher selten am Rennrad. Wie es scheint, haben sich die Fachredakteure der technischen Innovationskraft der mit 40 Lux extrem hellen LED-Leuchte nicht verschließen können. Der Fachmesse Eurobike ist es ebenso ergangen: Sie hat dem Lumotec IQ den begehrten „Eurobike Award“ in Gold verliehen. Und auch im IFMA Hit Guide 2007 findet sich der Strahler als eines der 50 besten Produkte der Messe.

Ein weiterer Meilenstein passt wieder besser zur Zielgruppe der „Tour“-Leser: Die Rennrad-Komponentengruppen des US-Herstellers Sram (www.sram.com)haben schon bei der Präsentation der Prototypen für Aufsehen gesorgt – immerhin hat es seit 15 Jahren kein Hersteller mehr gewagt, den zwei großen Schaltungsherstellern ein Konkurrenzprodukt entgegenzusetzen. 2006 zeichnen sowohl IFMA als auch Eurobike die erste Sram-Gruppe „Force“ aus; in den Messehallen stehen zahlreiche 2007er-Modelle mit den innovativen US-Komponenten. Rückblickend freut sich Sram-Marketingleiter Dirk Belling über die Schützenhilfe der Messen: „Als wir die Komponenten vorstellten, waren die Auszeichnungen der Messen natürlich eine große Hilfe, um das Interesse bei Radherstellern, Fahrradhändlern und Radsportlern zu wecken.“

2007 stellt Sram die Komponentengruppe „Red“ vor, die als erste Komplettausstattung unter zwei Kilo wiegt. Auch dieses Set wird von der IFMA-Jury in den Hit Guide gewählt; im Sommer 2008 findet es sich unter den „Leuchtturm-Vorschlägen“ des Tour-Magazins wieder. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Komponenten längst bei Herstellern wie Endverbrauchern etabliert; zahlreiche hochkarätige Radsportteams setzen auf das neue Material und es darf sich als Schaltung des Giro-Siegers 2008 bezeichnen. Die Produkt-Scouts der Messen freut’s: Sie haben den richtigen Riecher bewiesen und dem Aussteller und Radfahrern zudem einen guten Dienst erwiesen.

Erfolgreich auf breiter Basis war der deutsche Hersteller Abus (www.abus.de): Sein Schloss „Bordo“ konnte bei der IFMA-Jury 2007 punkten und gehörte zu den Testsiegern bei der Stiftung Warentest im aktuellen Schlosstest. Und auch die Helme von Abus konnten gefallen: Der „Urban I Helm“, ein Helm für Alltagsradler im angenehmen zurückhaltenden Design, ist einer der Kandidaten für die „Meilensteine 2008“ der Zeitschrift „Trekkingbike“ (www.trekkingbike-magazin.de), dem Schwestermagazin von „Tour“.

Andere Redaktionen gehen noch einen Schritt weiter: Sie beschaffen sich eiligst erste Muster für Tests. So etwa „aktiv Radfahren“ (www.radfahren.de), die im Rahmen eines E-Bike-Spezials einige 2009er Modelle ins Testfeld bekommen konnten und bereits Anfang Juli Ergebnisse liefern: Einer der Thronanwärter für 2009 sind demnach die neuen E-Bikes von riese und müller (www.r-m.de), denn sie machen sich auch in der Praxis hervorragend, berichtet „aktiv Radfahren“. Im gleichen Test hat sich übrigens auch der S-Flyer von Biketec (www.flyer.ch) als echter Siegertyp erwiesen. Keine Überraschung, schließlich ist der dynamische Pedelec aus der Schweiz ein alter Bekannter: Schauen Sie doch einmal auf Seite 19 im IFMA Hit Guide 2007!

Am 4. September präsentiert die Eurobike ihre „Eurobike Design Awards“ und am 16. des gleichen Monats gibt die IFMA ihren Hit Guide heraus. Wir dürfen gespannt sein!


Über pd-f