Schmale Reifen, breites Grinsen – Rennrad-Typenkunde
Pressetext verfasst von pd-f am Mi, 2008-06-04 12:58.Rennradfahren als Breitensport ist auf dem besten Weg, zu einem ähnlichen Trend wie der Marathonlauf zu werden. Eine Einführung in die Technik der eleganten Straßenflitzer gibt der pressedienst-fahrrad.
[pd-f] Der Trend zum Rennrad setzte 1997 mit Jan Ullrichs Tour-de-France-Sieg ein: Der gegen Ende seiner Karriere in Ungnade gefallene Fahrer kann sich rühmen, Rennradfahren zu einer Massenbewegung gemacht zu haben. Seither hat sich der Rennrad-Anteil am gesamten Marktvolumen nahezu verdoppelt – von ein auf knapp zwei Prozent, heute rund 90.000 Rennräder pro Jahr.
Dass das Rennrad einen Wachstumsmarkt darstellt, zeigen die ständigen Innovationen der Komponentenhersteller. Der US-Schaltungsspezialist Sram (www.sram.com) zum Beispiel stellt die neue „Red“-Gruppe her, die insgesamt nur knapp über 1900 Gramm wiegt; sie ist in kürzester Zeit zum Material der Wahl zahlreicher Profiteams geworden. Selbst ein scheinbar simples Bauteil wie der Rennradpneu mutiert zum Technologieträger: In den mit 195 Gramm superleichten Rennreifen „Ultremo“ (42,90 Euro) baut Hersteller Bohle (www.schwalbe.de) eine Pannenschutzeinlage ein, die den Pneu extrem pannenresistent macht.
Bei Einsteigerrädern muss man auf so viel Hightech natürlich verzichten. 800 Euro kostet eine günstige Rennmaschine. Dafür bekommt man zum Beispiel das Haibike Hai Tour Pro mit robustem Alu-Rahmen und funktionellen Komponenten – etwa ein Dreifach-Kettenblatt, wie man es vom Mountainbike her kennt (www.haibike.de). Eine teilweise aus Carbonfasern bestehende Gabel ist ebenso an Bord wie aerodynamische Laufräder mit flachen Speichen.
Ein solches Basismodell unterscheidet sich vor allem in Gewicht und Haltbarkeit von besserem Material. Mit rund 9,5 Kilo ist das Einsteigerrad vergleichsweise schwer, allerdings ist das Rennrad-Gewicht immer in Relation zur Masse des Fahrers zu sehen – und die ist beim Anfänger meist deutlich größer als beim ausgemergelten Profifahrer.
400 Euro teurer und 1000 Gramm leichter ist ein typischer Vertreter der Rennrad-Mittelklasse wie das Felt F75 (www.felt.de). In den leichten Alu-Rahmen wird eine komplett aus Carbon bestehende Gabel montiert. Die Sattelstütze besteht aus Carbonfasern, Schaltkomponenten, Tretlager und Bremsen sind auf harten Einsatz bei jedem Wetter ausgelegt. Ein Rad mit Vollcarbon-Rahmen kostet mit ähnlichen Komponenten rund 600 Euro mehr; der Hauptvorteil besteht im rund 400 Gramm geringeren Gewicht.
Die Rennrad-Oberklasse fängt bei rund 3.000 Euro an – ein dicker Batzen Geld, doch der typische Rennradfahrer ist Ende 30 bis Anfang 50, verdient gut und ist bereit, einen ordentlichen Teil seines Einkommens in das Hobby zu investieren. Teilweise werden bis zu 5.000 Euro und mehr ausgegeben; dafür bekommt man zum Beispiel das Profi-Rennrad Felt F1 mit superleichtem Carbonrahmen aus Hochmodulfasern (Rahmengewicht um 900 g) und leichter Vollcarbon-Gabel, komplettiert mit superleichten, windschnittigen Systemlaufrädern. So eine Maschine liegt knapp unterhalb des Gewichtslimits der Radsportorganisation UCI von mindestens 6,8 Kilo; wer damit Rennen fahren will, muss kleine Gewichte unter den Sattel kleben.
Echte Liebhaber, die das Besondere suchen, werden etwa bei der US-Rahmenschmiede Serotta fündig, die am liebsten mit dem Edelwerkstoff Titan arbeitet (www.serotta.de). Das Serotta Ottrott bietet für 10.000 Euro einen auf Maß gebauten Titan/Carbon-Rahmen und eine an Fahrergewicht und Fahrstil angepasste Vollcarbon-Gabel. Rahmen und Gabel wiegen zusammen 1500 Gramm. Highend-Komponenten, superleichte Aero-Laufräder mit Carbonfelgen und edle Anbauteile komplettieren den sieben Kilo leichten Renner.
Auch die Aerodynamik spielt für Radsportler eine große Rolle: Aero-Laufräder mit Hochprofilfelgen und flachen Speichen in möglichst geringer Zahl haben sich durchgesetzt, denn durch ihre Eigendrehung kommt den Laufrädern eine besonders große Bedeutung bei, wenn es um die Reduzierung des Luftwiderstands geht. Solche Räder wie das B2 von Felt (ab 4.599 Euro) haben eine sehr futuristische Optik und lassen sich nur von versierten Rennradfahrern steuern.
Ein Trend, der seit der Jahrtausendwende an Bedeutung gewinnt – zuerst wohl durch ergonomische Sättel – ist das Thema Komfort. Rahmen mit längerem Steuerrohr und kürzerem Oberrohr für eine aufrechtere Sitzhaltung sind der Renner im Programm von Felt. „Das Topmodell unserer Z-Serie wird auch von den Profis des Teams Slipstream-Chipotle gefahren“, erklärt Felt-Mann Stefan Scheitz. In der Juni Ausgabe der Fachzeitschrift RoadBike hat der Z-Frame im Ranking der 100 besten Räder und Rahmen den ersten Platz in der Komfortwertung belegt und ließ dabei eine Vielzahl deutlich kostspieligerer Rahmen hinter sich.
Die Nischen in der Nische: Weitere Rennrad-Typen
Stark im Kommen: das Cyclocross/Querfeldeinrad. Klassische Rennrad-Variante fürs Gelände, jahrzehntelang reines Wettkampfgerät, seit gut vier Jahren gefragtes Trainings-/Winter-/Zweitrad der Rennrad-Fahrer. Merkmale hier am Beispiel des F1X von Felt (1.299 Euro): breite Geländereifen, angepasster Rahmen mit mehr Durchlauf, MTB-V-Bremsen, etwas aufrechtere Sitzposition als auf dem Rennrad. Es ist für viele Rennradler attraktiver als das MTB und fährt sich nach Umrüsten der Reifen fast wie ein ganz normales Rennrad.
Urbaner Trend: das Single Speed (bei Felt unter dem Namen „Dispatch“ für ca. 600 Euro zu bekommen). Angelehnt an Bahnräder, allerdings mit Bremsen, rollen diese Räder meist in der Stadt. Nicht selten von Radkurieren gefahren, weil sie leicht, schnell und wartungsarm sind.
Über pd-f
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