Islamic Banking als Wachstumschance für Österreichs Banken

Islamic Banking als Wachstumschance für Österreichs Banken

Islamic Banking boomt weltweit. Auch in nicht-islamischen Ländern setzen sich das islamische Bankwesen und Sharia-konforme Produkte durch. In England erzielt die Islamic Bank of Britain beachtliche Erfolge, die Deutsche Bank eröffnete ein Fenster für islamische Vermögensverwaltung und auch Lloyds TSB, die Devon Bank oder American Finance House setzen auf die islamische Zielgruppe. Doch welche Potenziale bietet der österreichische Markt und wie gehen heimische Banken mit der Zielgruppe um?

An der Marktgröße der Islamic Finance Industrie kommt man eigentlich nicht vorbei. Geht man von einem aktuell geschätzten Volumen von 300 Milliarden US Dollar und einer global prognostizierten Wachstumsrate von 15 – 20% pro Jahr aus, ergibt dies für das Jahr 2010 einen Markt von 600 Milliarden US Dollar. Aufgrund des Einstiegs neuer islamischer Banken wird die Wachstumsrate jedoch international auf bis zu 30% pro Jahr geschätzt. Hochgerechnet ergibt dies einen Markt von beeindruckenden 800 Milliarden US Dollar.

Doch wie sieht der Markt hierzulande aus? In Österreich lebten 2001 laut statistischem Zentralamt rund 8,1 Millionen Menschen. Davon gehörten 2001 rund 340.000 oder 4,2% dem islamischen Glauben an. In den vergangenen 5 Jahren ist diese Zahl bereits auf 4,9% oder 400.000 Einwohner gestiegen. Und es gibt starke regionale Schwankungen, z.B. bei den Wiener Bezirken. Während in Wien gesamt 7,8% der islamischen Bevölkerung angehören, sind es im 10. Bezirk 11,2% und in Wien 16sogar 12,7%. Aber nicht nur in Wien hat sich diese Zielgruppe angesiedelt. In Vorarlberg ist der Islam bereits die zweitstärkste Glaubensgemeinschaft und in Reutte in Tirol beträgt der Anteil der islamischen Bevölkerung beispielsweise 11,8%. Die muslimische Minderheit weist die höchsten Wachstumsraten in der Bevölkerungsstatistik auf. In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der islamischen Bevölkerung mehr als verdoppelt.

Doch was bedeutet das für Österreichs Banken? Betrachtet man die Einkommenssituation der islamischen Bevölkerung, kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass die Kaufkraft nur gering ausgeprägt ist. Mehr als die Hälfte der türkischen Bevölkerung in Österreich wird zur unteren Einkommensschicht gezählt. Dennoch punktet gerade diese Bevölkerungsgruppe durch eine vergleichsweise hohe Sparquote. Das Zentrum für Türkeistudien schätzt in einer Studie die monatliche Sparquote auf 280 Euro je Haushalt und gelangt so für Deutschland auf ein Sparvolumen von 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kommt eine Veränderung des Kundenverhaltens. Die zunehmende Integration in Österreich führt dazu, dass auch die Konsumlust immer stärker ausgeprägt ist. Dies führte zu einer Verfünffachung der Zahl des Wohneigentums in den letzten 20 Jahren. Auch die Anzahl der Unternehmer ist deutlich gestiegen. In Deutschland hat sich ihre

Zahl seit 1999 um 12,7% erhöht und bis 2010 wird eine weitere Steigerung um 71% auf 106.000 Unternehmer prognostiziert. Die Entwicklung in Österreich ist analog.

Hinzu kommt die attraktive Altersstruktur der islamischen Bevölkerung in Österreich, da in diesem Segment kein Überalterungsproblem vorhanden ist. Rund 35% der islamischen Bevölkerung befinden sich in ihrer aktiven Lebensphase, während es unter den Österreichern nur 23% sind. Und die Geburtenquote liegt deutlich über dem österreichischen Schnitt. Während 2001 die Fertiliätsrate bei der Bevölkerungsgruppe ohne Glaubensbekenntnis bei 0,86 lag, so lag sie bei den muslimischen Frauen bei 2,34 Kindern. Mit dem demographischen Wandel beschäftigt sich auch die Österreichische Akademie für Wissenschaften. Sie gelangt in einem konservativ geschätzten Szenario (die Faktoren „Kirchenaustritte“ und „Fertilität“ bleiben wie in den vergangenen Jahren, für die Migration wurde die mittlere Variante der Statistik Austria herangezogen) für 2051 zu einem muslimischen Anteil bei den 0 bis 14Jährigen von 33,6%. Geht man von einem weiteren Anstieg der Kirchenaustritte aus, so steigt diese Zahl sogar auf 51,3%. Aus all diesen Fakten folgt, dass ein großer Bedarf an Finanzprodukten besteht. Für die Banken entsteht hier eine attraktive Zielgruppe mit Zukunftspotenzial.

Doch wo liegt nun die Besonderheit des Islamic Banking? Laut Koran ist es verboten für den Besitz von Geld Zinsen zu erhalten, also einen vorab festgelegten Gewinn zu machen. Ebenso untersagt ist es, sich an Spekulationen im Rahmen des Glücksspiels zu bereichern. Hingegen werden Profite aus Investitionen ausdrücklich gefördert, da es sich um risikobehaftete Geschäfte handelt. Für die Produktentwicklung heißt das, dass Spielarten des Profit and Loss Sharing oder der Mark Up Finanzierung möglich sind.

In Europa feiert man bereits die ersten Erfolge des Islamic Banking. Die Anzahl der Finanzinstitutionen die Islamic Banking erfolgreich umsetzen, ist in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. Die Pioniere in Europa sitzen dabei in England und Deutschland. In Österreich hat sich bisher kaum jemand an diese Zielgruppe herangewagt.

Islamic Banking lohnt sich. 2,4 Milliarden Muslime weltweit mit einem geschätzten Privatvermögen von 1,9 Billionen Euro bieten eine noch längst nicht ausgeschöpfte Möglichkeit des Wachstums. Auch für Österreichs Banken.


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