Pille gegen Stottern?
Mit ganzheitlicher Stottertherapie zu einem „normalen“ Leben.

Von Philomena Erhard,

„Hilfe, ich weiß nicht mehr weiter. Ich suche schon seit langem nach einem Medikament gegen Stottern“ oder „ich habe Angst zu reden…egal mit wem. Ich will nicht, dass jemand merkt, dass ich stottere, obwohl es eh jeder weiß… und durch die Angst zu sprechen, die ich entwickelt habe, wird das Stottern immer schlimmer. So finde ich auch keine Arbeit… ich geh ja kaum noch aus dem Haus…solche Briefe und Anfragen ähnlichen Inhalts gehen immer häufiger beim Team des SPRACHRAUM, Institut für Sprache, Kunst und Pädagogik beim Sprachtherapeutischen Zentrum in Landsberg ein.

Zwei bedeutende Faktoren, die nicht nur Stotterer betreffen, kommen hier zum Ausdruck: Es ist einmal der weit verbreitete Schrei nach einer schnellen Abhilfe eines Leidens, eines Problems. Schnell und ohne Mühe soll es einfach weg sein. Es ist durchaus verständlich, wenn man weiß, welche Leiden ein stotternder Mensch durchmacht. Welche Hänseleien bereits die Kinder im Kindergarten oftmals über sich ergehen lassen müssen; wie sich die Kinder in der Schule meist gänzlich zurücknehmen, sich nicht melden, sich nicht beteiligen am Unterricht, manchmal dadurch gar als „behindert“ abgestempelt werden. Später, bei der Berufswahl wird nicht selten extra nach einem Beruf gesucht, bei dem möglichst nicht gesprochen werden muss, bei dem wenig Kommunikation mit anderen Menschen nötig ist.

Ganz zu schweigen was ein in der Pubertät befindender jugendlicher Stotterer durchmachen muss, wenn die anderen dann Freundschaften anbahnen. Nun stellt sich doch die Frage, ob nicht doch eben irgendein Medikament helfen könnte. Es soll sogar in der Tat in Amerika eine Pille auf dem Markt sein, die neben vorzeitigem Samenerguss auch gegen Stottern helfen soll.“ Ob dies eine wirklich ernsthafte Hilfe sein soll, erscheint doch fraglich, vor allem wenn wir davon ausgehen, dass jegliche Problematik, jegliche Krankheit doch auch mit dem gesamten Menschen etwas zu tun hat, ihm etwas sagen will“ so Philomena Erhard vom Sprachraum Landsberg, die davon ausgeht, dass Stottern stets mit Angst zu tun hat. Die Angst zieht sich durch die gesamte Problematik des Stottern, ist schließlich wie ein Teufelskreis: Stottern entsteht bereits durch Angst, von der der stotternde Mensch oft nicht wirklich bewusst weiß, wann sie entstanden ist. Es kann durch minimale Schockerlebnisse geschehen, aber natürlich auch durch tiefgreifende Ereignisse, wie Trennung der Eltern oder gar Todesfälle…. Nicht gleich beachtet und bearbeitet, manifestiert sich diese Angst, sie wird organisch und führt zum Stottern. Der stotternde Mensch, das stotternde Kind schließlich entwickelt eine weitere Angst, die Angst vor dem Sprechen…. So ginge das immer weiter, wenn nicht, möglichst bereits in der Kindheit eine gute und umfassende Therapie gemacht würde. Je länger das Leiden anhält, um so tiefer prägt es sich im Seelenleben aber auch im Körper des Menschen ein, so weit, bis schließlich sich sogar die Sprech-Muskeln entsprechend verändern bzw. verkrampfen.

Heutzutage werden viele scheinbar sensationelle Trainings angeboten, die oftmals nur kurzzeitig einen Erfolg vortäuschen.“ Eine ganzheitliche Arbeit, die nicht nur das Atmen und das Sprechen trainiert und neu aufbaut, sondern die an der Wurzel des Problems anfängt, einfach durch das Sprechen bestimmter sprachlicher Elemente, bestimmter Laute und Rhythmen, kann einzig und allein nur nachhaltige Wirkung haben.“ So Rudolf Krinner, Stottertherapeut im Sprachraum Landsberg und selbst ehemaliger Stotterer. Es muss also an der Angst gearbeitet werden. Dies scheint ganz schlicht, einfach durch die Sprache, durch das Sprechen selbst möglich zu sein.

Weitere Informationen:
www.stotter-frei.com
www.diestotterer.de
www.philomena-erhard.de

Philomena Erhard / Rudolf Krinner
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