Was Produzenten über Industriedesign wissen sollten
Pressetext verfasst von Alfred57 am Mo, 2007-07-02 09:06.Industriedesign und Gestaltungsfreiheit
Unbestritten ist, dass Industriedesign (Industrial Design) sich auf die Kaufentscheidung auswirkt. Diese Behauptung ist vorerst einmal wertefrei. Die Auswirkung kann positiv oder negativ sein. Damit sich Industrial Design positiv auswirkt, sollten Unternehmer einiges beachten.
Der Freiheitsgrad von Industriedesign
Jedes Produkt hat einen gestalterischen Freiheitsgrad. Einfach erklärt, eine Turbinenschaufel hat den Freiheitsgrad 0. Sie ist durch technische Bedingungen so stark und genau definiert, dass ein Industriedesigner keine Eingriffsmöglichkeiten mehr hat. Es ist absolut sinnlos einen Industriedesigner mit der Optimierung einer Turbinenschaufel zu beauftragen. Die technischen bzw. kaufmännischen Vorgaben, werden in diesem Bereich immer wichtiger sein. Der gestalterische Freiheitsgrad ist Null.
Auf der anderen Seite der Skala liegt zum Beispiel Schmuck. Beim Schmuck ist es praktisch egal wie funktional oder wie teuer er ist. Es wird immer auf das Design (auf den Designer) geachtet. Schmuck hat daher den gestalterischen Freiheitsgrad 100. Der Designer kann hier praktisch vollkommen frei entwerfen. Er muss nicht auf Funktion und Kosten achten.
Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt jedes Produkt. Wobei natürlich der Konsumgüterbereich einen wesentlich höheren Freiheitsgrad hat, als zum Beispiel der Investitionsgüterbereich.
Ein Beispiel soll das verdeutlichen:
Eine Maschine (Investitionsgüterbereich) wird immer sehr stark funktionell, ergonomisch und nach Kostenvorgaben gestaltet. Die Funktion steht hier im Vordergrund. Die Gestaltungsfreiheit wird auch noch sehr oft durch die geringe Stückzahl, und die damit verbundenen Fertigungsverfahren bestimmt. Der Freiheitsgrad der Gestaltung wird niedrig sein und sich oft nur auf die Verkleidungsteile beschränken.
Wenn man nun als anderes Beispiel den Konsumgüterbereich nimmt, ist sofort verständlich, dass der Freiheitsgrad wesentlich höher ist. Hier wird teilweise sogar Funktion und Ergonomie missachtet, um Image (Design) hervorzuheben. Ein typisches Beispiel ist das Design von Handys. Nehmen Sie nur einmal Ihr Handy in die Hand. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Knöpfe zu klein sind und Sie die Funktionsvielfalt nicht nutzen. Hier werden klare ergonomische Werte zugunsten des Images (wer hat das kleinste Handy mit den meisten Funktionen?) missachtet. Der Freiheitsgrad der Gestaltung ist also wesentlich höher.
Dies soll nicht heißen, dass bei einem niedrigen Gestaltungsfreiheitsgrad ein Designer überflüssig ist, ganz im Gegenteil. Aber der Auftraggeber sollte dies wissen, je mehr Auflagen er für die Gestaltung eines Produktes macht, desto geringer ist der Freiheitsgrad. Gibt er Randbedingungen vor, die den Freiheitsgrad des Produktdesigns verkleinern, muss er mit einem anderen Ergebnis rechnen, als wenn diese Vorgaben nicht gemacht werden.
Damit möchte ich jedoch nicht sagen, keine Vorgaben, ergeben ein besseres Design. Ganz im Gegenteil, die Entwicklung von gutem Industriedesign erfordert auch Vorgaben vom Produzenten. Es ist sehr wichtig, Vorgaben zu haben, um zielgerichtet Industriedesign entwickeln zu können. Jedoch sollte sich jeder Auftraggeber auch überlegen: „ist meine Vorgabe sinnvoll oder nicht eventuell kontraproduktiv“.
WiGL Design gestaltet seit über 20 Jahren erfolgreich Industriedesign und Produktdesign. Zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen belegen die hervorragende Qualität der Arbeiten von WiGL Design (http://www.wigl-design.at).