Helmstedter Blitz 18.04.07 - Mobbing-Opfer fordert Entschädigung von der Autostadt

Detlev Lengsfeld kämpft für sein Schmerzensgeld

WOLFSBURG. Der Mobbing-Fall Detlev Lengsfeld ist über die Landesgrenzen bekannt. Sogar im Fernsehen ist der ehemalige Mitarbeiter der Autostadt schon aufgetreten. Nach seiner Kündigung kämpft Lengsfeld um Schmerzensgeld.

Wenn Detlev Lengsfeld über seine Zeit bei VW und der Autostadt berichtet, dann wird dem Gesprächspartner sehr schnell klar: Lengsfeld wird nicht lockerlassen, auch wenn es ein Kampf wie David gegen Goliath werden könnte. Inzwischen sieht sich der EDV-Experte mehr oder weniger auf sich allein gestellt: ,,Von Seiten der Politik gab es keinerlei Hilfe. Vor allem von den SPD-Politikern wie Hans-Jürgen Uhl und Hans-Hermann Wendhausen bin ich enttäuscht." E-Mails und Anrufe, immer wieder hat Lengsfeld in seinem Fall um Hilfe gebeten. Doch von Seiten der Gewerkschaft und der Politik kam keine Hilfe, wie er behauptet.

Auch Christian Wulff (CDU) sei durch ihn über die Vorgänge bei VW informiert wurden. Doch auch aus Hannover gab es keine guten Nachrichten für Lengsfeld. ,,Irgendwie fühlte sich wohl niemand für mich zuständig". Lengsfelds Vorwurf an die Autostadt und damit auch an VW: Durch Mobbing sei er krank geworden und habe keinerlei Hilfe bekommen: ,,Ich war damals von allen allein gelassen."

Durch eine betriebliche Vereinbarung bei VW aus dem Jahr 1996 ist Mobbing bei Volkswagen theoretisch unmöglich. Doch Lengsfeld behauptet das Gegenteil. Seit ihm am 30. November 2005 die Kündigung mitgeteilt wurde, nimmt ihn seine Internetseite www. mobbing-gegner.de voll in Anspruch. Auf dieser Seite stellt er seine Geschichte da und sammelt Presseartikel zu diesem Thema. Es hat schon im Jahr 2005 einen Prozess in seinem Fall gegeben: ,,Doch mein Anwalt konnte gegen das Lügengerüst von VW nichts ausrichten", blickt Lengsfeld zurück.

Inzwischen befindet sich ein Anti-Mobbing-Verein davor, gegründet zu werden und Lengsfeld hat sich mit dem Weißen Ring in Verbindung gesetzt. ,,Ich bin kein Einzelfall, die meisten Mobbing-Opfer haben nur Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und setzen sich deshalb nicht zur Wehr", meint Lengsfeld heute. ,,Angst ist der Nährboden auf dem Mobbing gedeiht und zugleich ein Indikator für einen Mangel an Führungskompetenz", kritisiert Lengsfeld seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Wenn er heute auf die Anfänge seines Mobbing-Falls zurückblickt, kommt ihm sofort die Änderung seiner Arbeitszeit in den Sinn: Statt einer 5-Tage-Woche mit Gleitzeit habe er an sieben Tagen arbeiten müssen und sogar nachts: ,,Das war eine große Belastung für meine Familie. Meine Frau ist Medizinerin und hat auf ihre Notdiensttermine unser Kind mitnehmen müssen, weil ich in der Autostadt arbeiten musste."

In dieser angespannten Situation beginnt Lengsfeld das Kräftemessen mit VW: Er beantragt Bildungsurlaub. ,,Rückblickend war das ein Fehler, zu diesem Zeitpunkt die Rechte des Arbeitnehmers einzufordern, gleichzeitig habe ich es gewagt meinen Vorgesetzen zu kritisieren", erinnert sich der EDV-Fachmann. Das sei für seinen Chef zuviel gewesen, eine Abmahnung war im Jahr 2003 die Folge. Doch mit der Abmahnung habe sein Vorgesetzer den gegenteiligen Effekt erzielt: ,,Die Abmahnung war ein strategisches Mittel. Man wollte mich mundtot machen", behauptet Lengsfeld. Lengsfeld wirft seinen Vorgesetzten außerdem vor, in dem Fernsehinterview Falschaussagen getroffen zu haben. In der Sendung des NDR war von Seiten der Autostadt Mobbing abgestritten worden. Der Druck auf der Arbeit habe dann immer mehr zugenommen und Überstunden in dreistelliger Höhe seien die Folge gewesen. Daraufhin ließ sich Lengsfeld krankschreiben. Es kam zu einem Prozess vor dem Arbeitsgericht bei dem Lengsfeld gegen die Abmahnung Widerspruch einlegte, doch der Prozess ging verloren. Nun möchte er von seinem ehemaligen Arbeitgeber Schmerzensgeld. ,,Mobbing hat mich krank gemacht. Noch heute, Jahre danach, bin ich traumatisiert und kann keiner geregelten Arbeit mehr nachgehen", erklärt Detlev Lengsfeld.

Text und Foto: Oliver Fricke

19.04.2007:

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