Älter wird man in jedem Alter - Aussöhnung mit einer Selbstverständlichkeit

Ab wann ist man alt? Keiner vermag darauf mustergültig zu antworten. Jedenfalls fängt Alter früh an, oder anders gesagt: Älter wird man in jedem Alter!

Des Menschen Zukunft beginnt just in dem Augenblick, in dem er sich von der Gegenwart verabschiedet, in dem die Gegenwart also zu Vergangenheit wird. So gesehen ist Abschied (= Loslassen!) das Alleralltäglichste (wenngleich auch das Allerschmerzhafteste): Ohne Abschied ist überhaupt kein Leben möglich - Leben ist ein einziges Abschiednehmen, aber Leben ist auch grundsätzlich Alterung. Das heißt: Leben und Älterwerden sind eigentlich identisch, Leben und Altwerden gehören zusammen: Unsere Uhr beginnt vom ersten Lebenstag an abzulaufen!

Man kann zum Altwerden stehen wie man will, keiner vermag ernsthaft anzuzweifeln, dass Altwerden nun mal die einzige Möglichkeit ist, lange zu leben! Freilich gilt hier zu bedenken, dass es nicht darauf ankommt, wie alt man wird, sondern wie man alt wird. Mit anderen Worten: Wichtig ist nicht (unbedingt), immer noch mehr Jahre zum Leben hinzuzufügen, sondern mehr Leben zu den Jahren.

In einer Zeit der Überbewertung des Jungseins und der fast ausschließlichen jugendlich-dynamischen Leistungs- und Erfolgsorientiertheit wird am Verhältnis zum älteren Menschen deutlich, wie eine Gesellschaft es mit der Würde des Menschen hält. Menschenwürde hängt mit dem unverlierbaren Personsein des Menschen zusammen und sie kommt daher einem jedem zu, dem Säugling ebenso wie dem Opa, nicht weniger dem Debilen oder körperlich Behinderten wie dem kraftstrotzenden Athleten. Es darf daher nie toleriert werden, dass für viele Menschen "Altsein" gleichbedeutend ist mit "weniger-wert-sein", mit "unnütz-sein" und "nicht-mehr-gebraucht-werden". Es ist gnadenlos entsetzlich, wenn der Mensch über seinen "Gebrauchswert" (wie bei Sachen und Gegenständen!) definiert wird!

Zeit ist kein ewiger Besitz, und Zeit als Lebenszeit vermehrt sich nicht, sondern wird wie der Sand in der Sanduhr immer weniger. Die Grenze der Zeit zu Ende zu denken, heißt, auch den Tod als letzte Grenzerfahrung in Betracht zu ziehen. Davor haben die Menschen Angst, und gerade die Angst vor dem Tod wird es wohl sein, die für viele Menschen den Gedanken an die Konkretion ihres Alters verdrängen lässt. Altwerden ist nichts für Feiglinge, oder mit Pasternak gesprochen: "Das Leben zu Ende zu leben, ist kein Kinderspiel".

Das Buch richtet sich an Jung und Alt, insbesondere an die, welche sich gegen das Älterwerden und Altsein wehren, aber doch stets danach gieren, lange zu leben. Nur wer jung stirbt, altert nicht. Altwerden ist die einzige Möglichkeit, lange zu leben. Und: Altsein ist kein Makel, keine unheilbare Krankheit, sondern biologische Notwendigkeit und Schöpfungsordnung!

Buchtitel: Älter wird man in jedem Alter - Aussöhnung mit einer Selbstverständlichkeit
Erschienen 2006, EOS-Klosterverlag
broschiert, 320 Seiten
ISBN 3-8306-7265-9
EUR 18,00

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Über den Autor:
Dr. phil. Bernhard A. Grimm arbeitet seit nunmehr zwanzig Jahren als Referent, Seminarleiter und Dozent für angewandte Philosophie, Persönlichkeitsbildung, Führungsethik und Logotheorie / Existenzanalyse.

Es ist ihm ein Anliegen und Bedürfnis, den Menschen unter dem Aspekt: "Tanken Sie auf: Körper - Seele - Geist" sowohl Denkanstöße für ihre individuelle Entwicklung zu geben als auch Orientierungshilfe anzubieten für ihren persönlichen und beruflichen Alltag.

Die von Dr. phil. Bernhard A. Grimm angebotenen Kolloquien, Kurse und Vorträge beinhalten unter anderem folgende Themen:
- Ethik und Management
- Führen und Sittlichkeit
- Sinn und Wert
- Macht und Verantwortung
- Angst und Vertrauen
- Sucht und Freiheit
- Leistung und Erfolg
- Daseinsbewältigung und gelingendes Leben
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- Arzt und Gewissen (Medizinethik)

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