Deutschlands Parlamentarier unter der Lupe

Sozialwissenschaftler der Universität Jena starten Zweite Deutsche Abgeordnetenbefragung
EUROPATICKER Umweltruf: Am heutigen Montag) starten Sozialwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum zweiten Mal eine groß angelegte Befragung deutscher Parlamentarier. Nach einer ersten Erhebung im Jahr 2003 werden jetzt mehr als 2 000 Abgeordnete aus 13 Landesparlamenten, dem Deutschen Bundestag sowie die deutschen Europaparlamentarier um Auskünfte zu ihrem Selbstverständnis und ihrer Mandatsausübung gebeten. Diese Erhebung ist Teil der "Jenaer Abgeordnetenstudie", die Karrieren und Handlungsorientierungen parlamentarischer Führungsgruppen im vereinten Deutschland untersucht.

Sie ist dem Sonderforschungsbereichs (SFB) 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" zugeordnet und wird geleitet von Prof. Dr. Heinrich Best, Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung, und Prof. Dr. Karl Schmitt, Lehrstuhl für Deutsche Regierungssysteme im Europäischen Vergleich.

"Von der erneuten Befragung erwarten wir uns vertiefte Erkenntnisse über die Selbst- und Problemwahrnehmungen der Volksvertreter", skizziert Prof. Best ein zentrales Anliegen der Telefonbefragung. Die Untersuchung der Selbstauskünfte der Abgeordneten ermöglicht es, ein realistisches Bild von der repräsentativen Demokratie und ihren Akteuren zu zeichnen. "Erstmalig können auch Kontinuität und Wandel der Orientierungen von Mandatsträgern systematisch untersucht werden", ergänzt Prof. Schmitt. Das Forscherteam hofft auf eine ähnlich breite Resonanz wie 2003, als sich in vielen Parlamenten mehr als 80 Prozent der Abgeordneten beteiligten.

Die Ergebnisse der Erstbefragung wurden in Politik, Publizistik und Öffentlichkeit stark diskutiert und fielen zum Teil auch für die Jenaer Wissenschaftler unerwartet aus. Zu den überraschenden Befunden gehörte unter anderem die große Wertschätzung der beruflichen Erfahrungen für die parlamentarische Arbeit, aber auch die breite Akzeptanz der Politik als Beruf mit quasi-professionellen Anforderungen. Manches Klischee gegenüber Politikern konnte die Untersuchung ausräumen helfen: So ging die berichtete Arbeitszeit der Abgeordneten zumeist weit über eine 40-Stunden-Woche hinaus. Die systematische Verfolgung einer politischen Laufbahn schon in ganz jungen Jahren war hingegen die Ausnahme.

Mit besonderem Interesse werden die Jenaer Wissenschaftler die Interviews mit den etwa 300 Abgeordneten auswerten, die seit der ersten Befragung aus dem Parlament ausgeschieden sind. "Damit können erstmals auf breiter empirischer Basis Aussagen über die Veränderungen gemacht werden, die sich mit dem Ausscheiden aus dem Parlament ergeben - und damit zugleich über das Berufsrisiko von Abgeordneten", erläutert der Projektkoordinator Dr. Michael Edinger. Mit ersten Auswertungen der Zweiten Deutschen Abgeordnetenbefragung ist im Sommer 2007 zu rechnen.

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25.02.2007:

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