Internet-Kleinanzeigenmärkte im Vergleich

Zeitung vs Online
Die Kleinanzeige in einer Tageszeitung als traditioneller Weg Dinge zu verkaufen oder Dienstleistungen anzubieten, ist kaum noch praktikabel. Die Leute, die sich die Kleinanzeigen in der Zeitung durchlesen sind rar gesät und entsprechend wenige Leser interessieren sich für den jeweils angebotenen Artikel. Zudem kostet eine solche Anzeige auch noch Geld, wodurch sich dieses Prozedere nur bei hochpreisigen Artikeln wirklich lohnt.
Die Alternative sind Kleinanzeigenmärkte im Internet, die sich mittlerweile in großer Zahl entwickelt haben. Allerdings gibt es große Qualitäts-Unterschiede bei diesen Anbietern. Dieser Testbericht soll vier Kleinanzeigenmärkte vorstellen und gegeneinander antreten lassen.

Die Kandidaten
Für den Test wurden neben den recht bekannten Platzhirschen Vivastreet und Kijiji auch zwei recht junge Seiten zum Vergleich herangezogen: SucheBiete.com sowie Andoo.

ANDOO.DE
Andoo (www.andoo.de) gibt es seit Sommer 2005, das Projekt konnte schon etwas Erfahrung. Die Webseite erhält regen Zuspruch der Benutzer, hat es doch täglich ca. 5000 Besucher (laut Andoo-Statistik). Die Startseite gestaltet sich etwas unübersichtlich, aber nach kurzer Einarbeitung findet man, was man sucht: So werden neben den Hauptkategorien auch Städte angezeigt, zu denen man springen kann, um nur Anzeigen aus einer bestimmten Stadt zu sehen. Klickt man sich durch die Kategorien erscheinen die jeweiligen Ebenen alphabetisch sortiert, wie man es von vielen Internetseiten kennt (Webkataloge, Verzeichnisse). Es werden jeweils 15 Anzeigen pro Seite angezeigt, mit „Weiter“-Links kann man komfortabel vor- und zurückblättern. Wenn man sich die Artikelnamen etwas genauer ansieht, fällt auf, dass Umlaute und andere Sonderzeichen ersetzt werden (bspw. ü zu ue). Das stört den Lesefluss etwas, behindert aber nicht.
Positiv zu bewerten sind die verschiedenen Ansichten von Anzeigen, je nach Kategorie. In den Vorstellungen von Models werden beispielsweise andere Details (Modelmaße, Alter, Größe, …) angezeigt als beim Verkauf einer Waschmaschine (Beschreibung, Preis, Kontaktdaten). Diese Vorgehensweise wird auch beim Einstellen eigener Artikel so umgesetzt: Für die Spezialkategorien (Links, Models, Ärzte, Stellenausschreibungen) gibt es jeweils andere Eintragsformulare. Das stört etwas, da man genau wissen muss, welches Formular man nutzen muss, weil sonst (im falschen Formular) die Kategorie, in die man den Artikel einstellen möchte, gar nicht auftaucht. Aber da die Links zu den jeweiligen Eintragsseiten alle nebeneinander im oberen Bereich der Seite stehen, erkennt man im Allgemeinen, welches Formular zu nutzen ist.
Wer seine Kleinanzeige in den Vordergrund heben möchte, kann auch eine Premium-Anzeige schalten, die dann ein halbes Jahr lang in prominenter Position auf der Startseite und den passenden Kategorieseiten zu sehen ist. Für normale Anzeigen ist das Inserieren kostenlos.
Für die Suchfunktion galt das Motto „Warum etwas Neues erfinden, wenn es eine fertige Lösung gibt“, denn es ist lediglich die Google-Suche in die Seite eingebaut. Das ist aber ok, zielt doch das gesamte Konzept der Seite eher darauf ab, dass die Besucher von Suchmaschinen direkt auf die gewünschten Artikel klicken und nur wenig die interne Suchmaschine benutzen, denn die Übersicht geht früher oder später leider verloren, da zu viele Features auf engem Raum untergebracht worden. Benutzerfreundliche Seiten sehen anders aus, aber alles erfüllt seinen Zweck.
Auf individuelle Features, die den Besucher wieder erkennen und ihm anhand früherer Besuche bestimmte Angebote zeigen, verzichtet Andoo ganz. Datenschutzbedenken sind deshalb ausgeschlossen, da jeder User die gleichen Seiten vorgesetzt bekommt und keine Cookies auf dem Rechner des Besuchers gespeichert werden müssen. Die einzige individuelle Funktion ist, dass man auf eine bestimmte Stadt klicken kann, um beispielsweise nur Anzeigen aus seiner Heimatstadt zu bekommen.
Insgesamt ist Andoo solide, hat aber besonders in punkto Navigation und Benutzerfreundlichkeit Schwächen. Positiv sind die unterschiedlichen Merkmalstypen je nach Kategorie.

SUCHEBIETE.COM
SucheBiete (www.suchebiete.com) ist noch eine recht junge Seite, das Projekt wurde im Oktober 2006 gestartet. Umso erstaunlicher ist es, dass die Nutzer es recht rege annehmen. Pro Tag kommen etwa 100 neue Kleinanzeigen dazu (laut SucheBiete-Statistik).
Zu den neuen Ideen, die man so in wenigen Anzeigenmärkten findet, zählt das tolle Menü, mit dem man durch nur einen Klick auf jede Kategorie gelangen kann, die es auf der Site gibt. Fährt man mit der Maus über eine Kategorie, fährt ein Untermenü aus und präsentiert die untergeordneten Kategorien der mit der Maus überfahrenen Kategorie.
Um sich von den Massen der Kleinanzeigenmärkte abzuheben, versucht SucheBiete.com einige neue Ideen einzubringen. So verrät schon der Titel „kostenloser und individueller Kleinanzeigenmarkt“ das Motto des Marktes: Individualität wird groß geschrieben. So kann man sich beispielsweise zu seinen Interessen passende Artikel anzeigen lassen – basierend auf den bisher schon angesehenen Artikeln. Schön ist auch das Feature, eine Suche speichern zu können, damit man benachrichtigt wird, wenn ein zu dieser Suche passender Artikel eingestellt wurde. Wie bei den meisten Anzeigenmärkten kann man auch lokale bzw. regionale Anzeigen herausfiltern, indem man die gewünschte Stadt wählt oder nur in einer bestimmten Stadt etwas sucht.
Die Suchfunktion ist ebenfalls sehr komfortabel: in die 1-Feld-Suche kann man einfach einen Suchbegriff eingeben, in der „normalen Suche“ kann zusätzlich ein Minimal- und Maximalpreis oder auch eine PLZ oder Ort angegeben werden. In der Detailsuche kann man neben den Kriterien der Normal-Suche auch noch den Umkreis um die gewünschte Stadt festlegen, in dem nach Artikeln gesucht werden soll. Wird dann die Suche gestartet gelangt man auf eine Suchergebnisseite. Diese ist übersichtlich gestaltet, bietet eine Vorschauversion des Artikelfotos, den Titel und den Anfang der Artikelbeschreibung. Positiv fällt auf, dass die Hintergrundfarbe der Artikel immer von hell- auf dunkelgrau wechselt. So weiß man genau, wo ein Artikel aufhört und ein Neuer beginnt. Damit man auch nicht die Übersichtlichkeit in Kategorien mit mehreren Hundert Artikeln verliert, sind die Artikel nach den Tagen, an denen sie eingestellt wurden, gruppiert. So steht bspw. das aktuelle Datum da, gefolgt von 4 Artikeln, anschließend das gestrige Datum, dann vielleicht nur 1 Artikel usw.
Ähnlich zu der Suchergebnisseite sind auch die Kategorie-Seiten gestaltet. Das Menü zeigt hier dann nur noch die Unterkategorien der gewählten Kategorie, damit man sich nicht wieder durch den gesamten Kategoriebaum hangeln muss.
Des Weiteren ist im oberen Teil jeder Seite der Pfad zur aktuellen Seite angezeigt (Breadcrumbs), somit weiß man immer, an welcher Position man sich befindet: Beispielsweise „Kleidung > Kleidung für IHN > Jacken“. Hierüber kann man dann auch sehr einfach in eine übergeordnete Kategorie springen.
Wenn man sich für einen Artikel entschieden hat und darauf klickt, gelangt man letztlich auf die Detailseite eines Artikels. Auch dort ist der Aufbau übersichtlich und schlüssig. Ganz oben steht der Kategorienpfad zum Artikel (die angesprochenen Breadcrumbs), dann der Titel, anschließend links ein Bild, das rechts vom Beschreibungstext umflossen wird. Ist auch ein zweites Bild angegeben, wird dieses etwa nach der Hälfte des Beschreibungstextes rechts dargestellt und entsprechend links vom Text umflossen. Das gibt ein harmonisches Bild wie in einem Zeitungsbericht. Wenn es noch mehr Bilder gibt, werden diese dann noch unter dem Text nebeneinander aufgelistet. Danach kommt noch der Preis des Artikels, nett visualisiert auf einem Preisschild. Problem hierbei ist allerdings, dass das Preisschild nur eine bestimmte Breite aufweist und bei Preisen wie 599,95 EUR Probleme hat. Etwa die Hälfte der ersten Ziffer wird dann abgeschnitten, aber man kann sie noch erahnen. Spätestens wenn man mit der Maus darüber fährt, sieht man den Preis aber auch noch mal.
Unter Text und Bildern stehen dann links die Kontaktdetails (Telefon, Fax, Webseite), damit man bei Interesse auch mit dem Anbieter / Verkäufer Kontakt aufnehmen kann. Rechts daneben befindet sich ein Kontaktformular.
Komfortabel sind die „ähnlichen Artikel“, die nach den Kontaktdaten stehen. Sucht man also einen Sessel und befindet sich auf der Detailseite eines Ledersessels, muss nicht erst mühsam wieder auf die Kategorie und dann auf einen neuen Artikel geklickt werden, sondern man sieht gleich einen ähnlichen Sessel und vielleicht noch die dazu passende Couch.
Das Inserieren eigener Artikel ist bei Suchebiete.com einfach – und dazu noch kostenlos. Man klickt auf den Link Verkaufen und landet auf einem Verkaufsformular. Dort wählt man die entsprechende Kategorie aus, trägt Titel und Beschreibung des Artikels ein, lädt Bilder hoch, gibt evtl. noch Preis, Ort und Kontaktdaten wie E-Mail, Telefon und Fax an und schon ist der Artikel drin (nachdem ihn ein Moderator überprüft hat).
Zusammenfassend überzeugt SucheBiete auf ganzer Linie. Minimale Kritikpunkte werden durch tolle Funktionen wie den Suchagenten, persönliche Empfehlungen sowie gute Übersicht und Benutzerfreundlichkeit mehr als gut gemacht.

KIJIJI.DE
Kijiji (www.kijiji.de) ist eine der bekanntesten Kleinanzeigenseiten – allein schon wegen dem kunstvollen Namen. Diese Website existiert seit 2005 und ist durch den Umstand, dass sie zu Ebay gehört und auch auf der Ebay-Startseite verlinkt ist, sehr bekannt.
Auf der Startseite sieht man sofort alle Haupt- und Nebenkategorien. Allein dieser Umstand macht deutlich, dass es keine riesige Kategorien-Vielfalt gibt.
Die neuesten Anzeigen auf einen Blick vermisst man ein wenig, vor allem wenn man nur etwas stöbern möchte. Aber normalerweise weiß man ja, wonach man sucht und wählt die entsprechende Kategorie.
Die Kategorie-Übersichtsseite ist übersichtlich gestaltet. Sie ist vom Aufbau ähnlich zu SucheBiete.com: es werden 20 Anzeigen untereinander aufgelistet, jeweils mit Miniaturbild, Beschreibungskurztext und Region. Es fällt auf, dass man Gesuche durch das Wort „Gesuch:“ vor dem Namen des Artikels leichter erkennt als bei anderen Märkten, wo der Typ der Anzeige erst auf der Detailseite des Artikels steht.
Auf der Detailseite verfolgt man ein ähnliches Prinzip wie bei Ebay: die Inserenten dürfen den Beschreibungstext formatieren (Schriftgröße, -farbe, …). Was zunächst einen flexiblen und userfreundlichen Eindruck macht, geht teilweise nach hinten los, da ein Interessent leicht erschlagen wird von bunter Riesenschrift, die man bei manchen Artikeln vorfindet. Während der obere Teil der Detailseite mit Titel, Datum und Region aufgeräumt wirkt, sieht der Beschreibungstext bei besagten Artikeln unstimmig aus und passt nicht ins Kijiji-Design. Das Kontaktformular rechts daneben passt dagegen wieder gut.
Möchte man einen Artikel verkaufen, klickt man einfach auf „Anzeige aufgeben“. Das anschließende Formular ist zwar übersichtlich, allerdings wirkt es trotzdem etwas unstimmig, da die Zeilen nicht abwechselnd in unterschiedlichen Grautönen dargestellt sind, wie es bspw. bei SucheBiete der Fall ist. Sehr angenehm ist, dass man bis zu 4 Bilder hochladen kann. Bei vielen anderen Märkten ist das Limit schon bei einem Bild, wobei es aber bei manchen auch mehr als 4 gibt.
Anzeigen speichern zu können ist eine komfortable Funktion, um schnell wieder zu einer Anzeige springen zu können, wenn man sie nicht in den Favoriten abgelegt hat. Man erkennt deutlich die Ähnlichkeit zu Ebay, wo man entsprechend Angebote beobachten kann.
Es stört etwas, dass Kijiji konsequent regionaler Anzeigenmarkt sein möchte. Um Anzeigen angezeigt zu bekommen, muss man auf eine Stadt klicken. Man kann nicht einfach nach Artikeln in ganz Deutschland suchen. Für einen speziellen Artikel würden manche Leute bestimmt auch etwas weiter fahren, aber dafür jede Stadt durchklicken zu müssen, ist mühsam. Und so erklärt sich auch die geringe Anzahl an Kategorien: würde man mehr Kategorien haben, wären die meisten in vielen Regionen leer. Wer allerdings genau weiß, wo er etwas sucht bzw. potentielle Käufer einzig und allein in einer bestimmten Region sucht, für den ist Kijiji eine gute Sache.
Alles in allem ist Kijiji ein durchdachtes Projekt. Positiv zu bewerten sind die Übersicht und Funktionen wie das Speichern von angesehen Artikeln. Negativ sind nur Kleinigkeiten aufgefallen, die allerdings etwas störend sind (unpassende Formatierung der Beschreibungstexte, nur regionale Suche möglich).

VIVASTREET.DE
Vivastreet (www.vivastreet.de) ist wie Kijiji ein international tätiges Projekt. Es existiert schon einige Jahre und hat einen entsprechend hohen Bekanntheitsgrad. Die Startseite ist ähnlich wie die von Kijiji aufgebaut: alle Kategorien sind gelistet.
Hat man sich für eine Kategorie entschieden, gelangt man auf die Übersichtsseite, die leider etwas durcheinander wirkt. Die einzelnen Artikel stehen zwar untereinander wie in anderen Anzeigenmärkten, allerdings steht direkt in Fließtext hintereinander Preis, Artikelname und Anzahl der Fotos (wobei falscherweise sogar das englische Wort „Photos“ steht). Einen kurzen Anriss des Beschreibungstextes vermisst man.
Die Navigation ist dagegen sehr aufgeräumt. Oben stehen immer die Links zu den anderen Hautkategorien und rechts Bereiche fürs Suchen, Einloggen oder die Regionswahl.
Es stört allerdings etwas, dass auf der Startseite eine Liste mit ähnlichen Funktionen noch links war, deshalb wird der Besucher mit einer entgegengesetzten Anordnung etwas verwirrt.
Auf der Detailseite fällt es im ersten Moment etwas schwer, den Beschreibungstext zu finden, da leider stets schwarze Schrift auf weißem Hintergrund verwendet wird, und zwar auch bei der Werbung. Ebenfalls störend für Interessenten ist, dass sie über 2 A4-Seiten scrollen müssen, um zum Kontaktformular zu gelangen, um sich bei dem Inserenten zu melden. Wozu so viel Platz gelassen wurde, weiß wohl nur Vivastreet selbst.
Schön ist die Unterscheidung zwischen privaten und gewerblichen Anzeigen, allerdings fühlt man sich überfordert, wenn sowohl oben als auch rechts eine Leiste zum Suchen ist – und keine gleicht der anderen. Da sollte etwas mehr auf Benutzerfreundlichkeit geachtet werden.
Das Inserieren ist recht einfach. Ob es nützlich oder störend ist, dass man nicht direkt eingeben, ob man Gesuch oder Angebot einstellen möchte, kann sondern über mehrere Seiten sich durchklicken muss, sei dahingestellt. Es sind bis zu 4 Bilder möglich, ansonsten gleichen sich die Formulare mit denen der anderen Anzeigenmärkte.
Eine gesonderte Erwähnung wert ist die Popup-Werbung, die doch extrem stört, wenn man sich den Beschreibungstext eines Artikels durchliest und auf einmal ein Werbefenster geöffnet wird.
Zusammenfassend zeigt Vivastreet ein durchdachtes Konzept, wirkt allerdings bei vielen Dingen unübersichtlich und benutzerunfreundlich.

Fazit:
Man sollte sich durchaus auch andere Kleinanzeigenmärkte als die Bekannten ansehen. Besonders Vivastreet zeigt einige Schwächen.
Sieger dieses Tests ist SucheBiete.com, da es viele neue Ansätze und Funktionen beinhaltet, die das Stöbern komfortabler gestalten. Die weiteren Plätze sind Kijiji, das sehr aufgeräumt wirkt und nur wenig Anlass zu Kritik bietet und auf geteiltem dritten Platz sind Andoo und Vivastreet, die beide teilweise unübersichtlich wirken.

20.02.2007:

Über daryl

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Meier