Verkehrspreise überdurchschnittlich gestiegen

EUROPATICKER Umweltruf: Die Ausgaben für das Autofahren und die Nutzung von Bussen und Bahnen sind seit 2005 um insgesamt mehr als sieben Prozent gestiegen und damit um mehr als das Doppelte im Vergleich zu den allgemeinen Lebenshaltungskosten.

Diese verzeichneten im gleichen Zeitraum lediglich ein Plus von 3,2 Prozent. Das geht aus dem neuen Mobilitätskostenindex (MKI) hervor, den der ACE Auto Club Europa am Donnerstag in Stuttgart vorgestellt hat. Als Maßstab für die Index-Berechnung (von Januar 2005 bis Januar 2007) legte der Club die durchschnittlichen Nutzungskosten von Autos, Bussen und Bahnen pro Kilometer zugrunde. 18 typische Automodelle, sechs Verkehrsverbünde im Öffentlichen Personennahverkehr sowie die Deutsche Bahn AG wurden vom ACE in die Analyse der Preisentwicklung einbezogen. Unter Hinweis auf die Ergebnisse seiner Studie warnte der Club davor, Mobilitätskosten weiter ausufern zu lassen.

Aufwand pro Kilometer: Bus 14 Cent - Auto 81,5 Cent Spitzenreiter bei den ab 2005 gemessenen Preissteigerungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind mit einer Steigerung von 9,3 Prozent pro Kilometer der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und mit 9,2 Prozent der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS). Wird in Frankfurt die ÖPNV-Monatskarte für die täglichen Fahrten zur Arbeit eingesetzt, entstehen Kosten von 18,7 Cent pro Kilometer, in Stuttgart betragen die entsprechenden Kosten für Pendler 18 Cent pro Kilometer. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gibt sich hingegen vergleichsweise bescheiden und erhöhte in den vergangenen zwei Jahren seinen Tarif im Durchschnitt pro Kilometer um 2,7 Prozent, die Kosten pro Kilometer betragen hier lediglich 11 Cent/km. Erklären lässt sich ein Teil der Preisunterschiede einerseits durch den Grundpreis der jeweiligen Monatskarten, andererseits aber auch durch unterschiedliche Tarifstrukturen. Der ACE geht davon aus, dass Fahrgäste im Öffentlichen Personennahverkehr für Verkehrsleistungen bunde sweit heute sieben Prozent mehr bezahlen müssen als 2005. Im Mittel beträgt der ÖPNV-Kilometertarif derzeit etwas mehr als 14 Cent.

Mit einem Anstieg von 7,4 Prozent haben sich die Gesamtkosten für Automobilität allerdings noch etwas stärker nach oben bewegt als die Kosten für öffentliche Verkehrsleistungen. Rechnet man alle Kosten einschließlich der Fahrzeugabschreibung mit ein, kostet die Pkw-Fahrt heute unterm Strich durchschnittlich 81,5 Cent pro Kilometer, das sind 5,3 Cent mehr als 2005 und rein rechnerisch ein Vielfaches dessen, was die Fahrt mit Bussen und Bahnen kostet. Beim Vergleich mit den reinen Betriebskosten eines Pkw schrumpft der ÖPNV-Vorteil allerdings deutlich: Dann stehen nämlich 20,4 Cent pro Kilometer für die Pkw-Nutzung den ÖPNV-Kosten in Höhe von 14 Cent gegenüber. Beim Antrieb der Inflation vorne weg fährt die Mercedes S-Klasse, die Halterkosten für diesen Wagen stiegen innerhalb von zwei Jahren um mehr als neun Cent pro Kilometer. Für seinen Besitzer nur 1,5 Cent pro Kilometer teurer geworden ist dagegen der Nissan Micra.

ACE mahnt Politik und Wirtschaft zu mehr Disziplin Der ACE warnte davor, die Belastungsgrenze der auf Mobilität besonders angewiesenen Arbeitnehmer zu überschreiten. Die Kosten für Mobilität dürften keinesfalls weiter ausufern. Der verkehrspolitische Sprecher des ACE, Matthias Knobloch sagte: "Die Angebots- und Preisbedingungen zeigen, dass es mitunter vorteilhafter sein kann, auf Busse und Bahnen im ÖPNV umzusteigen. Aber nicht für jeden und zu jeder Zeit ist ein Wechsel des Verkehrsmittels überhaupt möglich. Autofahren muss deswegen auch für Otto Normalverbraucher noch erschwinglich bleiben." Diese Botschaft richte sein Verband gleichermaßen an Politik und Wirtschaft, unterstrich Knobloch. Nicht nur Steuern, Abgaben und Kürzungen etwa der Pendlerpauschale strapazierten die Budgets der privaten Haushalte. Auch von den Anbietern aus der Wirtschaft werde bei den Preisen nicht selten übermäßig kräftig zugelangt. Dies geschehe beispielsweise an Tankstellen und bei Versicherungen sowie im Autohandel und in Kfz-Werkstätten. Knobloch fügte hinzu: "Wir erwarten von den Akteuren mehr Disziplin".

Nach Knoblochs Angaben sind die Mobilitätskosten in Deutschland neben dem Aufwand für Wohnen und Nahrungsmittel der drittgrößte Ausgabenposten, den private Haushalte zu schultern hätten. Eine typische vierköpfige Familie gebe heute rund 600 Euro pro Monat für Mobilität aus, das sind 40 mehr als noch vor 2 Jahren. In ländlichen Gebieten ohne eine zweckmäßige ÖPNV-Anbindung kommen auch schnell 800 zusammen, wobei zusätzliche Belastungen durch den Wegfall der Pendlerpauschale noch nicht eingerechnet sind.

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18.02.2007:

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