Finanzierung von Logistik - Projekten

Finanzierung von Logistik - Projekten

Finanzierung von Logistik - Projekten

Kleine und mittlere Logistikunternehmen stecken in einem Dilemma: einerseits stehen sie vor einem überdurchschnittlich wachsenden Verkehrs- und Logistikmarkt mit vielfältigen neuen Aufgaben und könnten sich prächtig entwickeln, andererseits stehen sie vor Umbrüchen im Markt, die ganz neues Know-How, andere Arbeitsweisen und eine verbesserte Kapitalausstattung erfordern. Wer vom qualitativen und quantitativen Wachstum in den nächsten Jahren profitieren will, muß über eine geeignete Finanzierungsstrategie verfügen.

Restriktive Kreditinstitute

Immer mehr Unternehmen aus der Logistikbranche stehen vor der Frage, wie Sie den hohen Anforderungen Ihrer Kunden gerecht werden sollen, wenn es um Investitionen in den Bereichen Fuhrpark, Informations- und Kommunikationstechnik, Personal, Lager-/Förder- und Bautechnik geht. Hinzu kommt noch die Tatsache, daß im Transport- und Speditionsbereich das Eigenkapital gemessen am gesamten Kapital weit unter der Mindestquote von 20% liegt. Ohne Fremdfinanzierung würden die meisten Firmen/Projekte scheitern. So suchen die meisten Logistikunternehmen Anlehnung an ihrer Hausbank. Diese jedoch verhalten sich sehr restriktiv, da sie zum Teil die Risiken bei solchen Projekten nur schwer abschätzen bzw. bewerten können. Somit können weder Innovationen noch Expansionsvorhaben realisiert werden, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Es ist aber nicht allein das restriktive Verhalten der Hausbank, sondern vielmehr das teilweise unprofessionelle Auftreten der Unternehmer. Nur wenige bereiten sich auf solche Gesprächs- und Verhandlungsrunden intensiv vor. Es ist ratsam, vor solchen Terminen das Projekt und die Entwicklung/Strategie des Unternehmens durch einen Geschäftsplan zu dokumentieren, worin u.a. die Chancen und Risiken erläutert sind. Alternative Finanzierungsformen /-modelle sind nur unzureichend bekannt.

Finanzierungskennzahlen unerläßlich

Neben dem klassischen Darlehen über die Hausbank bietet sich den Unternehmen auch die Möglichkeit von öffentlichen Förderprogrammen Gebrauch zu machen. Weiterhin können über Spezialbanken, Leasinggesellschaften oder sogar durch die Erhöhung des Eigenkapitals solche Investitionen finanziert werden. Haftendes Eigenkapital ist die Grundlage eines jeden Unternehmens, Eigenkapital hat eine andere Qualität als Kredite.

Unabhängig von den Finanzierungsmöglichkeiten sollte der Unternehmer durch eine regelmäßig stattfindende Finanzanalyse bzw. die daraus resultierenden Kennzahlen [z. B. Verschuldungsgrad, Anlagedeckungsgrad, Liquiditätsbetrachtung, Cash-flow u.a.] das Unternehmen steuern. Oberstes Ziel des Managements muß die Sicherung der Liquidität sein, da es sonst sehr schnell zu Zahlungsschwierigkeiten, oder sogar zur Zahlungsunfähigkeit ["Liquiditätstod"] kommen kann. Für anstehende Investitionsvorhaben sind Cash-flow - Betrachtungen ganz wesentlich, da sie Aufschluß darüber geben, welcher Investitionsraum sich aus dem Betriebserfolg ergibt. Diese Kennzahlen sollte das Management u.a. bei der schlußendlichen Entscheidungsfindung über die geeignete Finanzierungsalternative heranziehen.

Funktionsweise von öffentlichen Förderinstituten

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau [KfW] bietet eine Reihe von Förderkrediten und der Unternehmer sollte beim ersten Gespräch mit seiner Hausbank den Berater auf diese Förderprogramme ansprechen. Die KfW gewährt ihre Kredite nicht direkt an den Investor sondern nur über durchleitende Banken und Sparkassen. Das Kreditinstitut wird eine Bonitäts- und Sicherheitsprüfung vornehmen und bei positivem Entschluß eine Befürwortung bei der KfW aussprechen. Die KfW wird die Förderfähigkeit des Antragstellers und Vorhabens prüfen und bei entsprechendem Resultat eine Refinanzierungszusage an das Kreditinstitut aussprechen.

Wichtig für den Unternehmer ist der Zeitpunkt der Antragstellung. Der Kreditantrag muß vor Beginn des Vorhabens [z.B. erster verbindlicher Auftrag, Beginn von Bauvorhaben etc.] gestellt werden, denn Umschuldungen und Nachfinanzierungen sind generell nicht möglich. Die Antragstellung kann auch im Internet unter www.kfw.de vorgenommen werden. Diesen Antrag sollten Sie dann bei ihrer Hausbank einreichen, welche diesen nach Prüfung an die KfW weiterleitet.

Die einzelnen Förderprogramme weisen unterschiedliche Konditionen auf. Die Verzinsung liegt am unteren Rande bzw. unterhalb des Kapitalmarktniveaus.

Spezialbanken

Weiterhin sollten Unternehmer bei Ihren Finanzierungsvorhaben Spezialbanken anfragen, wie z.B. die Deutsche Verkehrsbank (www.verkehrsbank.de) oder auch im weiteren Sinne die Deutsche Industriebank IKB (www.ikb.de). Die Deutsche Verkehrsbank ist speziell ausgerichtet auf die Verkehrswirtschaft. Sie finanziert sowohl LKW-Flotten wie auch Transport- und Logistikvorhaben. Dieses Kreditinstitut greift ebenfalls auf öffentliche Fördermittel [international, national sowie bundesländerspezifische Fördermittel] zurück und läßt sie in das Finanzierungskonzept mit einfließen. Einen übersichtlichen Vergleich von ca. 50 unterschiedlichen Kreditkonditionen bietet ein neuer Online-Dienstleister Creditweb unter www.creditweb.de.

Finanzierung durch (Finanzierungs-)Leasing

Leasing stellt eine Sonderform der Finanzierung dar. Leasing bietet sich dann an, wenn u.a. folgende Aussagen zutreffen:

? Nicht das Eigentum ist ausschlaggebend, sondern die Nutzung des Investitionsobjektes.
? Liquiditätsfreiräume sollen erhalten bleiben.
? Das eingesetzte Kapital soll Erträge erwirtschaften und soll nicht unnötig im Anlagevermögen gebunden sein.
? Die Investitionen sollen sich am besten über den Nutzungszeitraum selbst verdienen.
? Zukünftig werden klare / transparente Kalkulationsgrundlagen immer bedeutender.

Es lassen sich verschieden Arten von (Finanzierungs-)leasingsgeschäften unterscheiden. Für die Abgrenzung gegenüber Leasinggeschäften, die keine Finanzierungsgeschäfte sind, ist namentlich die Unterscheidung nach der Anzahl der Beteiligten und ihrer wirtschaftlichen Verflechtung maßgebend. Beim reinen Finanzierungsleasing stehen sich mindestens drei Beteiligte gegenüber. Kein Finanzierungsleasing im ursprünglichen Sinne sind das Hersteller-/ Händlerleasing und das Sale-and-lease-back-Geschäft bei dem als Leasinggesellschaft eine Tochtergesellschaft des Lieferanten in Erscheinung tritt.

Der Leasingvertrag

Von Bedeutung bei einem Finanzierungsleasingvertrag sind folgende Elemente:

? Der Wert des Leasingobjektes
? Die Art des Leasingobjektes [unbewegliche Sache, Transportmittel oder ähnliche bewegliche Sache].
? Die Person des Leasingnehmers [juristische oder natürliche Person, Kaufmann, Privater]
? Die Art der Verwendung des Leasingobjektes [Kosumgüter, Investitionsgüter]
? Dauer des Leasingvertrages [mittel- und langfristiges Leasing und Operating - Leasing]
? Der Umfang des Werteverlustes des Leasingobjektes [Vollamortisation- und Teilamortisation]

Generell unterscheidet man zwischen Vollamortisations- und Teilarmortisationsverträgen, welche folgende Charakteristika aufweisen:

Vollamortisation: decken alle Leasingzahlungen [Anschaffungskosten oder Herstellkosten des Leasinggebers für den Leasinggegenstand, Zinsen, sonstige Kosten] durch den Leasingnehmer, unkündbare Grundmietzeit.

Teilamortisation: keine 100%ige Amortisation, der Leasingnehmer muß i.d.R. für die noch nicht abgedeckten Kosten einstehen, sollte der Leasinggeber die Abdeckung nach Ablauf der Mietzeit nicht durch eine Weiterverwertung des Leasinggegenstandes erzielen.

Für welchen Vertragstyp sich der Unternehmer schlußendlich entscheidet ist situationsbedingt, kann nicht pauschal beantwortet werden. Bei den einzelnen Vertragseckpunkten ist festzustellen, daß sich beim Mobilien-Leasing in den letzten Jahren weitestgehend Standardverträge durchgesetzt haben. Jedoch sind im Bereich des Immobilien-Leasings weiterhin individuelle Vertragsgestaltungen üblich. Hier ist es ratsam sich fachkundig beraten zu lassen, da nicht zuletzt durch ausländische Gesellschaften, welche auf dem deutschen Markt tätig werden, zivilrechtliche, steuerrechtliche , handelsrechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte eine wesentliche Rolle spielen. Auf der homepage des Bundesverbandes deutscher Leasinggesellschaften [BDL] findet man weitere hilfreiche Informationen [Mitgliederverzeichnis, Wissenswertes etc.] rund um das Thema Leasing.

Sollten die Unternehmer die in ihre Immobilien gebundenen Mittel in ihre strategische Unternehmensplanung mit einbeziehen, heißt das Schlagwort "Sale-and-lease-back" [SLB]. Hiermit können weitere Mittel für anstehende Investitionen gewonnen werden. In bestehenden Lagerhallen, Logistikzentren, Verwaltungsgebäuden oder Produktionshallen ist meist sehr viel Kapital gebunden, darum sollten die Unternehmer darüber nachdenken, das Immobilienvermögen im Rahmen dieser Leasingmöglichkeit kurz umzufinanzieren. Konkret bedeutet dies, daß der Leasingnehmer seine Immobilie an die Leasinggesellschaft veräußert und gleichzeitig zurückmietet. Bei solchen Geschäften ist es üblich, daß bei Abschluß des Leasingvertrages dem Leasingnehmer ein Ankaufsrecht eingeräumt wird. Damit gibt der Leasingnehmer sein Eigentum an der Immobilie lediglich zeitlich begrenzt ab. Neben der Liquidität können aber auch andere Gründe, wie professionelles bautechnisches Projektmanagement, ausschlaggebend für einen SLB sein. Dies bietet dem Leasingnehmer den Vorteil einer Bauabteilung auf Zeit, so daß er von den üblichen Bauherren-Aufgaben befreit ist.

Beteiligungskapital weitestgehend unbekannt

Man ließt nur selten Nachrichten wie z.B. "Paul Günther AG erhöht das Kapital durch die Aufnahme der hannoveranischen Venture - Capital - Gesellschaft Nord Holding". Dieses Logistikunternehmen hat durch die Aufnahme der Beteiligungsgesellschaft den Grundstein für weiteres Wachstum gelegt. Jeder kapitalsuchende Unternehmer sollte sich mit dem Finanzierungsinstrument "Beteiligungskapital" auseinandersetzten und die Möglichkeit einer Inanspruchnahme im Detail prüfen. Durch die Anlehnung an eine mittelständische Beteiligungsgesellschaft [MBG] kann das Eigenkapital und somit die Basis für weitere Investitionen geschaffen werden. Die MBG verstehen sich als Instrument der Mittelstandförderung bzw. als Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft. Auch diese greifen auf öffentliche Förderprogramme zurück, um sich zu refinanzieren.

Die Notwendigkeit eines Geschäftsplanes

Für die anstehenden Gespräche mit potentiellen Geldgebern sollte man sich gut vorbereiten, d.h. im Rahmen eines Geschäftsplanes die Strategie des Unternehmens aufzuzeigen. Oftmals wird dieser von den Unternehmen unterschätzt, was dazu führen kann, daß der Kontakt gleich im ersten Anlauf scheitert. Der Aufwand für die Auswahl und Ansprache von Kreditinstituten, Leasinggesellschaften und auch Beteiligungsgesellschaft kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Der Aufwand besteht im Wesentlichen im Erstellen eines Geschäftplanes. Weiterhin stellt der Geschäftsplan für das kapitalsuchende Unternehmen die Basis für den erfolgreichen Ausbau des Unternehmens dar. Denn hiermit setzt sich der Unternehmer bzw. das Management intensiv mit der Zukunft des Unternehmens auseinander und legt die Strategie fest. Weiterhin dient der Geschäftsplan als sogenannter "roter Faden" bei der Umsetzung der Strategie bzw. bei der Entwicklung des Unternehmens.

Autor: Dipl.-Ing./Dipl.-Wirtsch.-Ing. Martin Stoll | Partner von LOGO-TEAM | stoll@logo-team.com | www.logo-team.com

18.02.2007:

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