Mechanisch-Biologische Aufbereitungsanlage reif für den Müll: Sanierung zu teuer

Aus für MBA in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis)
EUROPATICKER Umweltruf: Nach intensiven Gesprächen in den letzten Tagen konnten die EnBW Energie Baden-Württemberg AG und die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises mbH (AWN) unter Beteiligung der Stadt Buchen einen Durchbruch in Sachen Mechanisch-Biologische Anlage Buchen (MBA) erzielen. Es wurde vereinbart, die MBA noch in diesem Jahr zu schließen. Dieser Entscheidung sind zahlreiche Gespräche in den letzten Wochen vorausgegangen

Seit der Inbetriebnahme der MBA Buchen im Sommer 2005 gab es immer wieder Anwohnerproteste wegen des Gestankes der Anlage. Auch einem Expertenteam gelang es nicht, das Problem zu beheben. In Buchen werden pro Jahr 150 000 Tonnen Restmüll entsorgt. Damit hat sich der Energiekonzern EnBW nur kurze Zeit nach der Schließung der MBA nach dem Iska-Prinzip in Heilbronn auch in Buchen für "reinen Tisch" gesorgt. Letztlich wurden an beiden Standorten rund 80 Millionen Euro in den Sand gesetzt, davon 50 Millionen in Buchen.

Unmittelbar vor der Entscheidung hat es bei der Betreiberfirma U-Plus auf Druck der EnBW erneut personelle Umbesetzungen in der Geschäftsführung gegeben, nachdem diese die erheblichen technischen Probleme in Buchen nie in den Griff bekam und technische Nachrüstungen für schätzungsweise zehn Millionen Euro offenbar wirkungslos "verpufften".

Eine wirtschaftlich tragbare technische Sanierung der Anlage war nicht mehr darstellbar, heißt es in einer Pressemitteilung. Vor dem Hintergrund der Belastungen für die Anwohner, die die EnBW ausdrücklich bedauert, sowie den eingetretenen Planungsunsicherheiten für alle Beteiligten hat sich die EnBW entschieden, die MBA Buchen zu schließen. Die letzte Müllanlieferung erfolgt Mitte des Jahres.

Mit der nunmehr partnerschaftlich gefundenen dauerhaften Lösung, kommen die EnBW und der Landkreis ihrer Verantwortung vor Ort nach. Für die EnBW war und ist es dabei wichtig, dass die Entsorgungssicherheit der kommunalen Partner ungeachtet dieser Entscheidung auch künftig gewährleistet ist.

Dafür garantiert die EnBW die Ersatzentsorgung in anderen Anlagen. Die gefundene Lösung reflektiert die bestmögliche Kombination von Wirtschaftlichkeit und kommunalen Interessen, so Prof. Dr. Utz Claassen, Vorsitzender des Vorstands der EnBW. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt jetzt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MBA Buchen. Niemand soll aufgrund der Schließung seine Beschäftigung im Konzern verlieren.
Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel, bezeichnete die Schließung als „einen schweren Rückschlag“ für den Versuch, im ländlichen Raum einen Hochtechnologie-Standort für Abfall- und Energiewirtschaft zu etablieren. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Kreises (AWN) werde nach der Stilllegung die Gebäude übernehmen. „Wir wollen prüfen, ob man dort eine Biogasanlage betreiben kann“, sagte AWN-Geschäftsführer Mathias Ginter.

Wichtig ist für uns, dass trotz der Schließung der MBA Buchen die Entsorgungssicherheit gewährleistet ist, und die AWN wirtschaftlich keinen Schaden nimmt. Beides konnte in den konstruktiven Gesprächen erreicht werden. Die nunmehr gefundene Lösung ist gut für den Landkreis und seine Bewohner. Jetzt geht es darum, dem Standort Sansenhecken wieder eine Chance zu geben.

Die Stadt Buchen begrüßt die Schließung der MBA Buchen. Sie sei in enger Abstimmung zwischen dem Landkreis und der Stadt getroffen worden, betont Bürgermeister R. Burger. Nach einer Serie von technischen Problemen beim Anlagenbetrieb und keiner absehbaren Verbesserung der Geruchsprobleme, ist dies, so Bürgermeister Burger, die im Interesse der Bevölkerung und des Standorts Buchen beste Entscheidung.

Für die CDU-Fraktion im Kreistag ist das Aus für die Anlage „eine Bankrotterklärung der kalten Verfahren zur Vorbehandlung von Restmüll“, heißt es in einer Presseerklärung. Die Fraktion kritisiert, dass Gutachter Vorbehalte gegen die Buchener Anlage lange klein geredet hätten.

mehr zum Thema:

Mechanisch-biologische und Stoffspezifische Abfallbehandlung

Derzeit werden 50 Mechanisch-Biologische Anlagen mit einer rechnerischen maximalen Gesamtkapazität von 5.638.600 Jahrestonnen in der Bundesrepublik betrieben. Die meisten davon in Niedersachsen und Berlin/Brandenburg.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu dem Beitrag:
Die Meinung unserer Leser ist uns sehr wichtig

16.02.2007:

Über EUROPATICKER

Benutzerbild von EUROPATICKER

Vorname
Hans

Nachname
Stephani

Adresse

Blumenstr.11, 39291 Möser

Homepage
http://www.europaticker.de

Branche
Der EUROPATICKER Umweltruf erscheint im 8. Jahrgang. Das Ersterscheinungsdatum war der 20. März 2000., Für die Titel: EUROPATICKER, KORRUPTIONSREPORT und UMWELTRUF nehmen wir Titelschutz nach § 5 Abs. 3 MarkenG. in Anspruch., Wir unterliegen dem Presserecht des Landes Sachsen-Anhalt. Verantwortlich im Sinne des Presserechtes ist: Diplom-Betriebswirt Hans Stephani.