Biologische Rekultivierung: Boden hat ein langes Gedächtnis


EUROPATICKER Umweltruf: Boden hat ein langes Gedächtnis. Er vergibt es nicht, wenn er bereits bei der Rodung verdichtet und damit gestört wird. Diesen Grundsatz vertraten Thomas Beißwenger vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) und Forstingenieur Thilo Tollkühn anläßlich einer Exkursion im Rahmen der Naturschutztage von NABU und BUND. Das Thema der Exkursion zu einer Kiesgrube im baden-württembergischen Radolfzell: Methoden bei der forstlichen Rekultivierung von Kiesgruben.

Der Grundstein - so Beißwenger - werde bereits bei der Rodung gelegt. Der Boden dürfe deshalb nur im trockenen oder gefrorenem Zustand ausgebaut und müsse anschließend sofort auf die zu rekultivierenden Flächen ausgebracht werden. Zwischenlagerung schade dem Boden und sei tunlichst zu vermieden. Um bei optimalen Bedingungen zu roden und das gewonnene Holz zu möglichst hohen Preisen zu vermarkten, zögen Kieswerke und Forstverwaltung an einem Strang: Um nie unter Zeitdruck roden und Oberboden befahren zu müssen, einigten sie sich auf rund 1,5 Jahre nicht abgebaute Vorratsfläche.


Anschließend beginnt die biologische Rekultivierung. Dabei prüft Forstingenieur Tollkühn jeden einzelnen Standort auf seine Güte. Erst dann werde - Tollkühn wörtlich - das ganze „waldbauliche Klavier gespielt“. Je nach Eignung des Bodens und des Standortes würden entweder hochwertige Baumarten wie Eichen, Linden oder Spitzahorn gepflanzt oder - erfolgversprechender - die klassischen Vorwaldbaumarten wie Weißerle oder Weiden. Häufig könnten Vorwald und Zielwaldbaumarten kombiniert werden. Auch eine Zwischenbegrünung dürfe nicht fehlen, um den Boden vor Erosion zu schützen, die Artenvielfalt zu erhöhen und unerwünschte Gräser niedrig zu halten.

Technisch einwandfrei rekultivierte Böden sind eine entscheidende Voraussetzung für den anschließenden Erfolg waldbaulicher Maßnahmen. Auf aufwändige forstliche Maßnahmen zu verzichten, um der Renaturierung freien Lauf zu lassen, untersagt das Landeswaldgesetz.

Der heutige Stand der Technik läßt nach Ansicht Tollkühns Anwuchsraten zu, von denen man vor zehn Jahren kaum zu träumen wagte: Erfolgsquoten von über 90 Prozent seien garantiert. Erfolgreiche forstliche Rekultivierungen seien nur auf den ersten Blick teurer. Letztendlich zahle sich dies betriebswirtschaftlich aus, da die Kieswerke früher als bisher die Rekultivierungsrückstellungen auflösen könnten.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu dem Beitrag:
Die Meinung unserer Leser ist uns sehr wichtig

02.02.2007:

Über EUROPATICKER

Benutzerbild von EUROPATICKER

Vorname
Hans

Nachname
Stephani

Adresse

Blumenstr.11, 39291 Möser

Homepage
http://www.europaticker.de

Branche
Der EUROPATICKER Umweltruf erscheint im 8. Jahrgang. Das Ersterscheinungsdatum war der 20. März 2000., Für die Titel: EUROPATICKER, KORRUPTIONSREPORT und UMWELTRUF nehmen wir Titelschutz nach § 5 Abs. 3 MarkenG. in Anspruch., Wir unterliegen dem Presserecht des Landes Sachsen-Anhalt. Verantwortlich im Sinne des Presserechtes ist: Diplom-Betriebswirt Hans Stephani.